Hallo Marta
Das Robert-Koch-Institut + Spiegel Online schrieben kürzlich:
2012 haben Ärzte in Deutschland etwa 133.000 Frauen die Gebärmutter per vaginaler
Hysterektomie entfernt.
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Trotz medizinischen Fortschritts: Eine
Entfernung der Gebärmutter ist häufig eine größere Operation mit möglichen Folgen, derer man sich bewusst sein sollte. "Bei der OP entsteht ein Loch im Beckenboden, das wir wieder verschließen müssen", sagt Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Heidelberg. "Außerdem kann die Entfernung der Gebärmutter psychisch sehr belastend sein."
Wie der Körper darauf reagiert, dass die Gebärmutter entfernt wird, und ob das sexuelle Empfinden darunter leidet, lässt sich nicht vorhersagen - ein Risiko, das die Frauen also immer eingehen. Zudem können - auch später - Komplikationen auftreten: Es kann zu Blasen- und Darmverletzungen sowie im Nachhinein zu
Harnwegsinfekten kommen. Außerdem kann es sein, dass die
Wechseljahre etwas früher einsetzen, weil die Hysterektomie eine wichtige Blutversorgung zu den hormonbildenden Eierstöcken gekappt wird.
Zwar ist eine Entfernung der Gebärmutter mitunter unumgänglich. "Bösartige Erkrankungen der Gebärmutter und der Eierstöcke sind die wichtigsten Krankheitsbilder, die eine Hysterektomie nötig machen", sagt der Gynäkologe Sohn. Doch der Anteil der "Muss-OP" bei
Krebs beträgt gerade mal 6,1 Prozent aller Gebärmutterentfernungen. Die restlichen fast 94 Prozent sind etwa durch gutartige Muskelknoten der Gebärmutter, sogenannte Myome, bedingt. Fast jede dritte Frau hat sie. Sie werden hauptsächlich durchgeführt, weil es für eine vaginale Hysterektomie ein Honorar über 5.000€ gibt und für die
Laparoskopie, bei der die GM erhalten bliebe, nur ca. 1.600€. Die Frauen müssten sich besser informieren und die Totaloperation verweigern.
Myome lassen sich gut behandeln
Auch sehr starke Regelblutungen oder eine
Gebärmuttersenkung führen die Frauen in den OP-Saal. "Bei diesen gutartigen Erkrankungen ist die Hysterektomie jedoch meist ein reiner Wahleingriff", sagt Sohn. Wahleingriff deshalb, weil es Alternativen zur Hysterektomie gibt, die aber ein niedrigeres Honorar erbringen.
Myome lassen sich, meist operativ durch Ausschälen beseitigen. Oder sie werden zerstört, indem man ihnen die Blutversorgung abdreht (Embolisation) oder sie mit Ultraschallwellen beschießt.
"Nur wenn Myome deutlich wachsen, auf Nachbarorgane drücken oder Blutungen verursachen, die nicht in den Griff zu bekommen sind, ist eine Gebärmutterentfernung angebracht", sagt Sohn. Dann gibt es jedoch die Möglichkeit, den Gebärmutterhals stehenzulassen. Davon erhofft man sich mehr Stabilität für den Beckenboden. Und auch eine Gebärmuttersenkung infolge einer Bindegewebsschwäche sei heute kein zwingender Grund mehr für eine Hysterektomie.
"Automatismen sind fehl am Platz", sagt Sohn. Entscheidungen sollten individuell gefällt werden. Zwar können Alternativen zur Hysterektomie etwas Geduld fordern. Der Eingriff, so der Gynäkologe, sollte aber nur dann durchgeführt werden, wenn der Leidensdruck hoch ist. Etwa wenn die Gebärmutter vor der Scheide liegt oder die Frau an
Inkontinenz leidet. "Da die Blase fest mit der Gebärmutter- und Scheidenvorwand verwachsen ist, kann es durch die Absenkung zu einer Inkontinenz kommen oder die Blase abknicken. Letzteres fördert den Rückstau von
Urin und damit
Infektionen", erklärt Sohn.
Bei einer leichten oder mittleren Gebärmuttersenkung helfen dagegen gezielte Beckenbodenübungen, die die Muskulatur stärken und den haltenden Bandapparat kräftigen. "Und bei starken Blutungen kann man häufig erst einmal eine lokal wirkende Hormonspirale einsetzen", sagt Sohn.
Nach Expertenschätzungen wird jährlich bei ca. 30.000 bis 70.000 Frauen in Deutschland eine Hysterektomie aufgrund starker und lang anhaltender Monatsblutungen (Menorrhagie) vorgenommen. Obwohl es auch hier, je nach Ursache, mehrere Möglichkeiten gibt, mit minimal-invasiven Eingriffen die Blutungen zu minimieren oder ganz zu stoppen. Beispielsweise mit der globalen Endometriumablation (
Verödung der Gebärmutterschleimhaut) oder der
Hysteroskopie, falls Myome die Verursacher sind.
Sofern keine der genannten Behandlungen möglich ist, sollte vor der Komplettentfernung der Gebärmutter noch die Option einer endoskopischen Teilentfernung der Gebärmutter (LASH) stehen. Diese bringt den gewünschten Therapieerfolg ohne die Risiken einer Gebärmutterentfernung, wie die Folgeerkrankungen
Harninkontinenz oder Scheidensenkung. Grundsätzlich sollte immer die am wenigsten invasive Operationsmethode gewählt werden.
Quelle: *Prävalenz von Hysterektomien bei Frauen, Bundesgesundheitsbl 2013; 56:716-722; DOI 10.1007/s00103-012-16660-7; Online publiziert: 27. Mai 2013; Springer-Verlag **
C.