Studie des Robert-Koch-Instituts:
Übergewichtige Frauen lassen häufiger eine Hysterektomie durchführen als kinderlose und normalgewichtige Frauen. Und je höher der Bildungsgrad der Frau ist, desto weniger häufig wird die Gebärmutter entfernt.
Möglicherweise, so die Autoren, erkläre sich das dadurch, dass gebildetere Frauen eine bessere Gesundheitsvorsorge haben, Zweitmeinungen einholen, ein größeres Wissen über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten haben und häufiger fragen: "Muss es denn wirklich sein?" Es sei zudem nicht auszuschließen, dass von ärztlicher Seite bei höher gebildeten Frauen eine größere Bereitschaft bestehe, Alternativen zur Hysterektomie aufzuzeigen.
Der Eingriff bleibt belastend
Trotz medizinischen Fortschritts: Eine
Entfernung der Gebärmutter ist häufig eine größere Operation mit möglichen Folgen, derer man sich bewusst sein sollte. "Bei der OP entsteht ein Loch im Beckenboden, das wir wieder verschließen müssen", sagt Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik Heidelberg. "Außerdem kann die Entfernung der Gebärmutter psychisch sehr belastend sein."
Wie der Körper darauf reagiert, dass die Gebärmutter entfernt wird, und ob das sexuelle Empfinden darunter leidet, lässt sich nicht vorhersagen - ein Risiko, das die Frauen also immer eingehen. Zudem können - auch später - Komplikationen auftreten: In 1,4 Prozent der Fälle kommt es zu Blasen- und Darmverletzungen sowie im Nachhinein bei 4 Prozent zu
Harnwegsinfekten. Außerdem kann es sein, dass die Wechseljahre etwas früher einsetzen, weil die Hysterektomie eine wichtige Blutversorgung zu den hormonbildenden Eierstöcken kappen kann.
Zwar ist eine Entfernung der Gebärmutter mitunter unumgänglich. "Bösartige Erkrankungen der Gebärmutter und der Eierstöcke sind die wichtigsten Krankheitsbilder, die eine Hysterektomie nötig machen", sagt der Gynäkologe Sohn. Doch der Anteil der "Muss-OP" bei
Krebs beträgt gerade mal 6,1 Prozent aller Gebärmutterentfernungen. Die restlichen fast 94 Prozent sind etwa durch gutartige Muskelknoten der Gebärmutter, sogenannte Myome, bedingt. Fast jede dritte Frau hat sie. Der Grund ist meistens: Für eine GM-
Amputation bekommt das Klinikum 5.600€ und für eine gebärmuttererhaltende
Laparoskopie (Es werden nur die Myome entfernt) nur 1.600€
Myome lassen sich gut behandeln
Auch sehr starke Regelblutungen oder eine
Gebärmuttersenkung führen die Frauen in den OP-Saal. "Bei diesen gutartigen Erkrankungen ist die Hysterektomie jedoch meist ein reiner Wahleingriff", sagt Sohn.
Wahleingriff deshalb, weil es Alternativen zur Hysterektomie gibt: Myome lassen sich, wie Sohn sagt, meist operativ durch Ausschälen beseitigen. Oder sie werden zerstört, indem man ihnen die Blutversorgung abdreht (Embolisation) oder sie mit Ultraschallwellen beschießt.
"Nur wenn Myome deutlich wachsen, auf Nachbarorgane drücken oder Blutungen verursachen, die nicht in den Griff zu bekommen sind, ist eine Gebärmutterentfernung angebracht", sagt Sohn. "Auch wenn eine Frau viele kleine Myome hat, die die gesamte Gebärmutterwand durchsetzen, wird die Situation komplizierter." Dann gibt es jedoch die Möglichkeit, den Gebärmutterhals stehenzulassen. Davon erhofft man sich mehr Stabilität für den Beckenboden. Und auch eine Gebärmuttersenkung infolge einer Bindegewebsschwäche sei heute kein zwingender Grund mehr für eine Hysterektomie.
"Automatismen sind fehl am Platz", sagt Sohn. Entscheidungen sollten individuell gefällt werden. Zwar können Alternativen zur Hysterektomie etwas Geduld fordern. Der Eingriff, so der Gynäkologe, sollte aber nur dann durchgeführt werden, wenn der Leidensdruck hoch ist. Etwa wenn die Gebärmutter vor der Scheide liegt oder die Frau an
Inkontinenz leidet. "Da die Blase fest mit der Gebärmutter- und Scheidenvorwand verwachsen ist, kann es durch die Absenkung zu einer Inkontinenz kommen oder die Blase abknicken. Letzteres fördert den Rückstau von
Urin und damit
Infektionen", erklärt Sohn.
Bei einer leichten oder mittleren Gebärmuttersenkung helfen dagegen gezielte Beckenbodenübungen, die die Muskulatur stärken und den haltenden Bandapparat kräftigen. "Und bei starken Blutungen kann man häufig erst einmal eine lokal wirkende Hormonspirale einsetzen", sagt Sohn.