So, ich teile hier auch mal meine Erfahrungen für alle Mitleidenden und Neuinfizierten nach vermutlich und hoffentlich erfolgreicher Behandlung. (verschreien möchte ich nichts!). Bislang sieht es aber gut aus, da ich drei Wochen nach Ivermectineinnahme keine tatsächlichen Milbengänge mehr entdeckt habe.
1. Ort/Art der Ansteckung
Mein Freund und ich haben uns mit einer relativ hohen Sicherheit in einem sehr guten Wellnesshotel angesteckt (das einzige Ereignis, welches zur Inkubationszeit passt). D. h. die Art des Hotels ist dabei egal. Schließlich können Leute mit Scabies Befall ja auch in einem höherklassigen Hotel schlafen und so ein befruchtetes Weibchen als Geschenk für den Nachfolger hinterlassen.
2. Diagnose
Meinen Freund und mich hat es relativ zeitgleich angefangen zu jucken, was für uns ein Indiz war, dass es sich entweder um eine Krankheit, hautreizende Baustoffe im Zuge eines Umbaus im Hause oder einen Parasiten handelt. Als haben wir mal Dr. Google befragt (ja, soll man ja nich machen, aber wir wollten uns schonmal auf Ärztebesuche einstellen mit eventuellen Fehldiagnosen einstellen). Als wir die typischen Milbengänge entdeckt haben, war es uns klar.
Also sind wir gleich darauf zum Hautarzt gerannt, um uns behandeln zu lassen. Der Hautarzt hat in unsrem Fall die Scabies sogar gleich festgestellet. ABER:
für uns beide gab es nur NUR EINE 60g Tube Infectoscab 5%. Das reicht nicht annähernd für zwei Erwachsene normaler Größe und erst Recht nicht für eine Wiederholung. Zudem hat er uns noch kommentarlos weitere Cremes verschrieben, ohne Hinweis auf die Art und Weise der Anwendung. Auch von den Hygienemaßnahmen, die man machen muss, hat er nix gesagt. Einreiben reiche bis zum Haaransatz.
Nachdem wir uns mangelhaft behandelt gefühlt haben, sind wir eine Woche später zu einer anderen Hautärztin. Diese hatte noch weniger Zeit für uns, konnte uns auch nich sagen, ob es sich jetzt 8 Tage später noch um neue Milbengänge handelt oder nicht... Also nochmal Infectoscab und ein paar Hinweise zur weiteren Behandlung.
3. Infectoscab
Würde ich bei Scabiesbefall nie wieder nehmen. A) können die Viecher wirklich auch auf den Kopf fliehen, wie wir später an meiner Kopfhaut feststellten. Nur kann man die Kopfhaut kaum wirksam eincremen mit langen Haaren. Und
B) Infectoscab ist unglaublich hautreizend. Die Nebenwirkungen sind enorm. Von extremer Pustelbildung bis hin zur Haarwurzelentzündung ging es bei uns beiden.
4. Ivermectin
Wir haben uns, nachdem wir nach 2,5 Wochen trotz zweimaliger Anwendung von Infectoscab sowie überpenibler hygienischer Maßnahmen wieder neue Milbengänge (der eindeutige Hinweis einer erneuten Infestation!!!) bei Alex, dessen Email man hier im Forum findet, die Ivermectin Tabletten bestellt. Er war wirklich sehr sehr nett, hat sofort geantwortet und uns gleich nach erfolgter Überweisung des Geldes die Tabletten zugeschickt!!!!!! Wirklich ein sehr zuverlässiger Mensch. Wir haben die Tabletten entsprechend der Arzneimittelanweisung eingenommen und hatten absolut KEINE Nebenwirkungen. Absolut nichts. Nur vllt etwas trockener Haut, wenn überhaupt! 8 Tage später haben wir die zweite Dosis genommen, um die eventuell durch nichtabgetötete Eier neuentstandene Generation ebenfalls auszulöschen. Man muss die zweite Dosis nicht unbedingt nehmen, aber wir haben es riskiert. Aber nur, weil wir eben keine Nebenwirkungen hatten.
Nochmals vielen Dank an Alex, der uns so zügig versorgt hat und danach Kleopatra, bei dem wir für einen Freund, der sich bei uns wohl angesteckt hatte, nachbestellt haben. Die beiden haben uns auch sehr mit ihren Erfahrungen geholfen.
5. Die Hygienemaßnahmen
Wir haben auch während der Behandlung alles auf 60 Grad gewaschen, was so gewaschen werden konnte: Spezielle Kleidungsstücke, die solche Temperaturen aushalten (haben uns aber auch zum großen Teil neue Sachen gekauft. Hätten sonst jeden Tag waschen müssen, da wir keine Große Gefriertruhe besitzen, wo wir nichtwaschbare Kleidung hätten einfrieren können.). Bettdecke, Kissen und die Bezüge haben wir ebenfalls auf 60 Grad gewaschen, täglich gewechselt. Empfindliche Kleidung wie bereits erwähnt luftdicht in Säcken verwahrt für zwei Wochen und dann normal gewaschen. Die Matratze sowie die Couch haben wir erst abgesaugt, dann in dicke, möglichst wenig raschelnde Malerfolie gewickelt, damit auch dort die Parasiten ersticken. Das ist zwar erstmal unangenehm beim Schlafen, da man sehr zu
Schwitzen beginnt, aber im Vergleich zum Juckreiz während der Scabies ist es wirklich ein Klax. Die Wohnung haben wir ansonsten durchgesaugt, gewischt und sind noch über PC-Tastatur, Türklinken, Lichtschalter und Fernbedienungen mit Milbenspray (in Apotheken erhältlich) oder normalem Desinfektionsspray drüber gegangen. Ich denke, das muss man wirklich nicht machen. Aber wir wollten die Scabies-Mistviecher einfach ausrotten.
6. Psyche und Nachwirkungen
Abgesehen von dem angewiderten Gefühl, was man während der Infestation bei dem bloßen Gedanken an ein Lebewesen hat, welches unter der Haut fröhlich seine Eier legt, sind die Nachwirkungen wirklich schlimm. Wir litten fast schon unter Verfolgungswahn. Jedes neue Bläschen nach Ivermectin und jeder
Pickel wurden sofort untersucht. Jedes Anzeichen von Juckreiz hat uns wieder paranoid gemacht. Am liebsten hätten wir uns gleich wieder behandelt. Aber wir haben durchgehalten und auf die Wirkung der Mittel vertraut. Das ist wichtig. Denn ja, die Symptome brauchen Ihre Zeit bis sie wirklich abklingen bei erfolgreicher Behandlung. Zumal die Haut bei uns wie z. B. bei Magnet, auch sehr gereizt war. Es kamen bis jetzt immer mal wieder neue vereinzelte Bläschen, was vermutlich unter postscabiöse Symptome fällt. Ebenfalls verspürte und verspüre ich dann und wann ein Kribbeln am Kopf. Ich denke, man empfindet solches Kribbeln wirklich nur so stark, weil man extrem sensibilisiert auf sämtliche Vorgänge auf der Haut ist.
Zudem werde ich wahrsch. in Hotelbetten nie wieder ruhig schlafen können. Aber wenn es mich noch einmal erwischt, kann ich damit vielleicht besser umgehen, denn jetzt weiß ich ja, dass Scabies heilbar ist. Hoffentlich kann ich meine Paranoia bald überwinden, schließlich sollte das nicht unser Leben bestimmen, denn Reisen ist ja wirklich schön.
Der Beitrag ist sehr lang geworden, aber ich hoffe, dass ich damit ein paar Leute aufmuntern kann, die sich nach mir damit anstecken und nach Hilfe suchen. Das Forum hier ist voller wertvoller Beiträge und hat mir ebenfalls sehr geholfen. WICHTIG: Auf Hausmittel von früher oder rezeptfreie Tinkturen/Cremes würde ich nicht unbedingt Vertrauen. Mir hat das Ivermectin von Alex am besten geholfen
Liebe Grüße und tapfer bleiben