Dr. Schedler sagt am 02.10.2013
hallo Zoe2012, es tut mir leid, dass Sie den Eindruck haben müssen, dass Ihnen im Forum niemand helfen will. Das ist gewiß nicht so und ich kann Ihnen versichern, dass schon vielen Menschen in diesem Forum geholfen werden konnte. Ich selbst betreue es schon eine ganze Weile, hatte aber gerade in letzter Zeit extreme Arbeitsüberlastung und bin deswegen kaum zu meiner Emailkorrespondenz gekommen. Ich arbeite diese dann meistens "rückwärts" ab und bin jetzt auf Ihren Beitrag gestossen. Es tut mir leid, dass sie erst jetzt eine Antwort bekommen und möchte mich dafür entschuldigen.
Die Larynxpapillomatose, englisch RRP (recurrent respiratory papillomatosis) ist eine wirklich schwer behandelbare Krankheit und wird durch das humane Papillomavirus ausgelöst. Falls es Ihnen nichts ausmacht, so lesen sie doch bitte mal die von mir verfassten Beiträge zu diesem Thema in diesem Thread.
Die Papillome können den gesamten Atemweg befallen und werden im Allgemeinen mit dem CO2-Laser abgetragen. Gerade bei Kindern ist dies oft die einzige Möglichkeit die gutartigen Tumoren zu entfernen! Leider besteht die Möglichkeit, dass durch das Abtragen (Vaporisieren) der Papillome Viruspartikel in andere Teile der Atemwege gelangen und dort wiederum Tumore bilden. In extremen Fällen können sogar die tiefen Atemwege befallen werden. Hoch spezialsiert, besonders für Kleinkinder ist die Univ. Klinik Graz, Prof. Friedrich, die teilweise sehr gute Erfolge unter Verwendung des Virustatikums Cidofovir zusätzlich zur Op hatten.
Zurzeit ist Cidofovir leider nicht mehr für diese Indikation erhältlich, da es 1. noch nie eine Zulassung für Papillomaviren hatte und 2. teils erhebliche Nebenwirkungen aufgetreten sind. Eine Alternative, die auch ich jetzt verwende, ist Avastin ein Antikörper, der die Gefässeinsprossung in Tumore unterbindet und so die Tumorbildung hemmt. Allerdings ist dieses Mittel ebenfalls nicht für die Behandlung der Papillomatose zugelassen, daher muss man einen Antrag an die KK stellen und genehmigen lassen. Es wurde zu diesem Thema schon viel im Forum geschrieben, so dass ich Ihnen empfehle dies in älteren Beiträgen nachzulesen. Leider ist diese Erkrankung sehr selten, so dass von Seiten der Pharmaindustrie kein allzu großes Interesse besteht groß in die Medikamenten entwicklung einzusteigen. Das einzige Medikament das speziell für die Behandlung bzw. Prävention von Papillomavirusinfektionen auf dem Markt ist, ist ein Impfstoff "Gardasil", der allerdings auch nicht für diese Indikation zugelassen ist, sondern zur Prävention des Gebärmutterhalskrebses bei Mädchen. Man kann eine Impfung versuchen, aber auch hier handelt es sich um eine sog. Off-Label Anwendung,für die die Genehmigung der KK einzuholen ist und auch für den Arzt nicht ganz unproblematisch ist. Ich selbst behandele mehrere Larynxpapillompatienten unterschiedlichen Alters, teilweise schon seit Jahren, mit zufriedenstellenden Ergebnissen, wobei die Untergrenze bei mir bei 5 Jahren liegt. Kleinkinder sollten, wie es ein anderer Forumsbeitrag auch sagte, an einer Spezialklinik, meistens Universitätsklinik, behandelt werden. Ich empfehle meinen Patienteneltern gerne die Univ. Klinik Graz, die sehr große Erfahrung, gerade bei kleinen Pat. hat.
So, ich hoffe das hilft ein Bißchen weiter und wünsche alles, alles Gute für die kleine Patientin.
Ihr Dr.Michael Schedler