Ein Cholesteatom ist eine Wucherung im Ohr, die auch als Perlgeschwulst bezeichnet wird. Es handelt sich um Gewebe (Plattenepithel) aus dem äußerem Gehörgang, das in das Mittelohr einwächst. In der Folge entsteht eine chronisch-eitrige Entzündung im Mittelohr, diese wird auch chronische Knocheneiterung genannt. Die Knocheneiterung, ein starker Druck auf die umliegenden Strukturen und weitere mögliche Komplikationen können zu Schäden im Ohr oder an angrenzenden Anteilen des Kopfes führen. Die Behandlung beim Cholesteatom geschieht in der Regel durch eine Operation.
Das Cholesteatom ist ein Wachstum von Zellen aus dem äußeren Gehörgang in das Mittelohr (die Paukenhöhle) hinein. Der äußere Gehörgang wird von einem anderen Gewebe (Plattenepithel) als das Mittelohr (Schleimhaut) ausgekleidet. In der Regel trennt das Trommelfell den äußeren Gehörgang vom Mittelohr. Schäden des Trommelfells führen dazu, dass es nicht mehr als Barriere dienen kann und durch das Gewebe des äußeren Gehörgangs überwunden werden kann. Ursache ist z. B. eine chronische Mittelohrentzündung. Oftmals ist das Plattenepithel aus dem Außenbereich ein Ersatz für zugrunde gegangenes Schleimhautgewebe im Mittelohr.
Das Cholesteatom lässt sich in drei Unterformen einteilen, die auf unterschiedliche Weise entstehen.
Das Cholesteatom besteht zum Teil aus Cholesterin. Es weist eine gelbe bis dunkle Farbe auf. Das Cholesteatom führt zu herabgesetztem Hörvermögen auf dem Ohr. Zusätzlich treten Ohrenschmerzen oder gelegentlich auch Kopfschmerzen auf.
Ein Problem ergibt sich aufgrund der zähen Substanz, die sich auf dem Oberflächengewebe des Cholesteatoms (Plattenepithel) bildet. Das Sekret kann nicht aus dem Mittelohr herausgelangen und staut sich allmählich auf. Ein Druck baut sich auf und kann Schäden in den umgebenden Strukturen mit sich bringen. Gefährdet sind unter anderem die Knochen und auch das Innenohr. Die Stauung des zähen Sekrets kann ebenfalls häufig zu Mittelohrentzündungen führen, die chronisch oder wiederkehrend (rezidivierend) sind. Ein typischer Krankheitskeim der Mittelohrentzündung bei Cholesteatom ist die Bakterienart Pseudomonas aeruginosa. Entwickelt sich eine solche Entzündung, dann kann es auch zu allgemeinen Beschwerden wie Fieber und Abgeschlagenheit kommen. Das entzündete Cholesteatom führt auch oft zu einem Ausfluss von eitrigem Sekret aus dem Ohr, das sehr unangenehm riecht (fötide Otorrhoe).
Eine schwere Komplikation beim Cholesteatom ist die Ausbreitung der Entzündung auf umgebende Teile des Ohres und Kopfes. Daraus resultierende Schäden können an den Gehörknöchelchen, am Innenohr, an den Nerven oder sogar an den Hirnhäuten oder in schwersten Fällen auch am Gehirn selbst entstehen. Sind Nerven mit einbezogen, dann können unter anderem Schwindelgefühl und Lähmungen im Gesicht auftreten. Schäden des Innenohrs können zum einen zur weiteren Hörverschlechterung und zum anderen zu Beeinträchtigungen des Gleichgewichtsorgans mit Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen führen.
Nach einer Anamnese (Fragen an den Patienten) untersucht der HNO-Arzt das Ohr. Bei der Betrachtung vom äußeren Gehörgang aus fällt dem Untersucher gegebenenfalls ein geschädigtes Trommelfell sowie weiße Schuppen auf, die durch das Cholesteatom verursacht werden. Polypen (Wucherungen, die aus dem Niveau herausschauen) können sich zeigen. Der meist bestehende Hörverlust lässt sich mit Hörtests genauer bestimmen. Aufnahmen mittels Röntgen oder Computertomographie (CT) ermöglichen einen Nachweis des Cholesteatoms sowie die Messung der Ausdehnung des Befundes. Schäden der umliegenden Strukturen können auffällig werden.
Das Cholesteatom kann mit einer einfachen akuten Mittelohrentzündung verwechselt werden. Ebenfalls ist die Symptomatik ähnlich zu der eines Fremdkörpers im Gehörgang. Außerdem müssen andere Arten von Wucherungen (Tumoren) abgegrenzt werden.
Bei einem vorhandenen Cholesteatom wird dazu geraten, die Wucherung entfernen zu lassen. Dazu ist eine Operation erforderlich. Bevor ein Eingriff stattfindet, wird eine eventuelle Mittelohrentzündung mit einem Antibiotikum oder auch einem Antipilzmittel (Antimykotikum) behandelt.
Der Eingriff geschieht mittels Mikrochirurgie. Das Gewebe des Cholesteatoms wird entfernt. Auch etwaige entzündliche Anteile werden ausgeräumt. Das Trommelfell wird meist mittels einer Gewebeüberführung verschlossen (Tympanoplastik). Wenn die Gehörknöchelchen nicht mehr intakt sind, werden sie rekonstruiert. Um ein gutes Hörvermögen wieder zu erreichen oder zu erhalten, gibt es einige unterschiedliche Methoden, die Strukturen des Mittelohres aufzubauen.
Wenn das Cholesteatom besonders groß ist oder das Mittelohr ganz erheblich geschädigt ist, dann erfolgt eine sogenannte Radikaloperation. Der Gehörgang wird erweitert und die Kammern des Warzenfortsatzes mit dem Mittelohr verbunden. Dies ermöglicht es, das Ohr über den Gehörgang regelmäßig zu säubern und zu spülen. Oftmals wird ein neues Trommelfell eingesetzt, damit der Patient wieder besser hören kann.
Allgemein gesehen weist das Cholesteatom eine günstige Prognose auf, allerdings nur, sofern es auf die richtige Weise behandelt wird. Nach einer Operation hören Patienten auf dem betroffenen Ohr meist so gut wie zuvor oder manchmal sogar besser.
Einzelne Fälle eines sehr fortgeschrittenen Cholesteatoms weisen so starke Zerstörungen der Strukturen im Ohr auf, dass keine vernünftige Rekonstruktion ausgeführt werden kann. Der Patient kann durch Auswirkungen wie Lähmungen oder Hörstörungen erheblich beeinträchtigt sein. Bestimmte Hörgeräte können das Hörvermögen unter Umständen deutlich anheben. In Extremfällen können Komplikationen eines stark ausgedehnten Cholesteatoms, insbesondere im Bereich des Gehirns, zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.
Studie zur offenen und geschlossenen Operationstechnik beim Cholesteatom
aktualisiert am 06.11.2020