Das Zwerchfell ist nicht nur ein Atemmuskel, es bildet auch eine Barriere zwischen Brustraum und Bauchraum. Kommt es zu einem Zwerchfellbruch, ist diese Barriere durchlässig und hat Lücken, wodurch die Bauchorgane in die Brusthöhle gelangen können. Eine Zwerchfellhernie kann durch einen Unfall oder eine Veränderung des Gewebes entstehen. Manchmal kommt es jedoch auch eigenständig zu einer Fehlbildung vor der Geburt. Gerade dann bringt eine Zwerchfellhernie ein erhebliches Gesundheitsrisiko mit sich.
Bei ungeborenen Kindern entwickelt sich der Körper im Mutterleib erst noch. Kommt es zu einer Zwerchfellhernie, verschieben sich die Organe und somit kommt es zu Fehlbildungen. Die Organe des Bauchraumes rauben Platz, wenn sie in den Brustraum gelangen und behindern so die Herausbildung von Lunge und anderen Organen, was zu erheblichen Beschwerden und Einschränkungen nach der Geburt führt. Betroffene Kinder haben eine verminderte Überlebenschance.
Eine Fehlbildung des Zwerchfelles, auch Zwerchfellhernie oder Zwerchfellbruch genannt, hat meist zur Folge, dass Bauchorgane in den Brustraum gelangen. Zudem kann sie vor der Geburt eine Unreife der Lunge zur Folge haben, da diese sich durch die verschobenen Organe in der Brust nicht richtig ausbilden kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Zwerchfellbruch vor der Geburt herausbildet, liegt bei 1 zu 3000 und kommt somit recht selten vor. Die Zwerchfellhernie entsteht meist in der vierten bis achten Schwangerschaftswoche.
Es ist nicht geklärt, wieso ein Zwerchfellbruch bei Ungeborenen entsteht, doch es ist sicher, dass es dabei zu einer fehlerhaften und lückenhaften Herausbildung des Zwerchfells kommt. Dadurch können die Bauchorgane nach oben in den Brustraum gedrückt werden.
Ein Zwerchfellbruch bei ungeborenen Kindern lässt sich bei über der Hälfte der Fälle mit dem Ultraschall nachweisen und wird bei der üblichen Vorsorgeuntersuchung der Mutter erkannt. Meist hat die Zwerchfellhernie beim Kind eine Vergrößerung der Menge an Fruchtwasser zur Folge. Zudem ist der Bauchumfang des Kindes verringert und die Bauchorgane sind im Brustraum zu erkennen. Wird die Zwerchfellhernie vor der Geburt nicht erkannt, leidet das Kind häufig an Atemnot, sobald es das Licht der Welt erblickt. Zudem kann es zu Fehlbildungen weiterer Organe kommen, was sich meist an Herz, Nieren, Genitalien oder dem Magen-Darm-System zeigt.
Eine bestehende Zwerchfellhernie kann circa ab der 24. Schwangerschaftswoche mit dem Ultraschall erkannt werden. Wird die Zwerchfellhernie bereits bei ungeborenen Kindern im Ultraschall festgestellt, kann eine Chromosomenanalyse durch Punktion des Fruchtwassers weiteren Aufschluss über die Ursache bringen. Zudem wird das Kind auf Begleiterkrankungen wie die Fehlbildung anderer Organe untersucht.
Bei schon geborenen Kindern fällt ein Zwerchfellbruch bei der körperlichen Untersuchung auf. Ihm geht ein eingefallener Bauch sowie ein vergrößerter Brustraum voran. Zudem kann es zu Darmgeräuschen während des Abhörens der Brust kommen. Dann wird ein Röntgenbild angefertigt.
Zwerchfellbrüche, die sich bereits vor der Geburt bilden, stellen ein erhebliches Überlebensrisiko für ein Kind dar. Sie können eine schwere Beeinträchtigung der Atemfunktion zur Folge haben. Meist werden die Kinder direkt nach der Geburt operiert und der Riss im Zwerchfell wird verschlossen, nachdem die Organe wieder an den ursprünglichen Platz zurück gedrückt wurden.
Es ist zudem möglich, die Kinder bereits im Mutterleib zu operieren. Dazu wird auf die minimal-invasive Therapie zurückgegriffen. Vor allem dient es dazu, die Lungenentwicklung zu fördern. Im letzten Schwangerschaftsdrittel wird dabei über eine winzige Öffnung im Bauch der Mutter eine Sonde in die Fruchthöhle eingeführt. Mithilfe eines Ultraschallgerätes wird der Vorgang während der Operation genauestens beobachtet. Der Chirurg führt ein Endoskop (Gerät zur Spiegelung) durch den Mund des Babys in die Luftröhre ein. Mithilfe eines Latex-Ballons wird der Atemkanal des Ungeborenen verschlossen. Die Lunge des ungeborenen Babys produziert vor der Geburt üblicherweise Wasser, das daraufhin nicht mehr abfließt. Das soll jedoch zur Lungenstärkung und dem Wachstum der Lunge beitragen, die sich ansonsten nicht richtig entfalten könnten, wenn andere Organe aufgrund des Zwerchfellbruches in den Brustraum gelangt sind. Die Lunge dehnt sich aus und bildet neues Gewebe, während die Flüssigkeit die Atemwege offen hält. Der Ballon wird etwa drei Wochen im Körper des Kindes gelassen, woraufhin man ihn mit einem Laser zerstört.
Nach der Entbindung benötigt das Kind medizinische Betreuung und gegebenenfalls Hilfe bei der Atmung. Da die Operation des ungeborenen Kindes bisher nicht zu den Standardbehandlungen zählte, wird derzeit noch untersucht, ob die vorgeburtliche Behandlung die Überlebenschancen der betroffenen Kinder verbessert. Hier finden einige Studien statt, die das Risiko einer vorgeburtlichen Operation abwägen und den Operationsvorgang optimieren.
aktualisiert am 14.12.2023