Das Zwerchfell ist ein kuppelförmiger Muskel mit Sehnenanteilen, der Brusthöhle und Bauchhöhle voneinander trennt. Hauptaufgabe des Zwerchfells ist ein Mitwirken bei der Atmung. Liegt ein Zwerchfellbruch (Zwerchfellhernie) vor, so gleiten Organe aus dem Bauchraum durch eine Lücke des Zwerchfells in den Brustraum.
Eine Zwerchfelllücke kann bereits bei der Geburt bestehen oder später erworben sein. Letzteres entsteht oft bei einer Gewebeschwäche im Durchtrittsbereich der Speiseröhre, der dort hindurchtretende Bruch wird Hiatushernie genannt. Ein Zwerchfellriss (Zwerchfellruptur) entsteht bei starker plötzlicher mechanischer Belastung des Bauchraumes, z.B. bei Unfällen oder Schlägen.
Es gibt mehrere Arten von Hiatushernien. Eine axiale Hiatushernie ist eine komplette Verschiebung des Magens in Längsrichtung nach oben aufgrund einer Lösung des Mageneingangs. Eine paraösophageale Hernie ist eine Verschiebung von Magenanteilen oder auch vom Darm am weiterhin fest sitzenden Mageneingang entlang. Es bestehen auch Mischformen (Mischhernie). Als Extremform kann sich der komplette Magen verlagern (upside-down stomach).
Bei relativ geringer Ausdehnung bestehen nicht selten anfangs keine Beschwerden. Oft wird ein Druck hinter dem Brustbein verspürt. Durch Störungen des Magen-Darm-Transports können unter anderem Erbrechen oder Blähungen bestehen. Bei großen Hernien kann die Herz- und Lungenfunktion mechanisch behindert werden.
Besonders bei axialen Hernien kann saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre gelangen (gastro-ösophagealer Reflux, Refluxkrankheit). Dies wird als Sodbrennen wahrgenommen. Es kann sich dadurch eine Entzündung der Schleimhaut (Refluxösophagitis) entwickeln, und das Risiko für Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist erhöht.
Bei der paraösophagealen Hernie besteht die Gefahr, dass sich Magen- oder Darmanteile in der Lücke einklemmen, was zu Durchblutungsstörungen des Abschnitts, zu einem Durchbruch (Perforation) und somit zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis), welche lebensbedrohlich sein kann, führen kann.
Eine Zwerchfellruptur (verletzungsbedingter Riss) tritt meist in der linken Hälfte des Zwerchfells auf.
Es wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Besonders auf Darmgeräusche muss geachtet werden. Bildgebende Verfahren, z.B. Röntgen, oft mit Kontrastmittel, und Computertomographie (CT), können den Bruch meist darstellen.
Zu unterscheiden sind ähnliche Beschwerden, z.B. durch Tumoren oder eine Zwerchfelllähmung. Mitunter kann die Zwerchfellhernie sogar mit Herzerkrankungen verwechselt werden, die ebenfalls Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen können.
Ohne Operation ist der Zwerchfellbruch nicht zu beheben.
Eine Operation ist besonders bei paraösophagealen Hernien erforderlich, da sich Magen- oder Darmanteile einklemmen können. Bei axialen Hernien wird nur dann operiert, wenn stärkere Beschwerden wie z.B. Refluxkrankheit vorliegen.
Durch die Operation sollen die Organe wieder in die Bauchhöhle zurückbefördert werden sowie daran gehindert werden, sich wieder nach oben zu verlagern.
Die Zwerchfellhernien-Operation wird in Vollnarkose durchgeführt.
Es bestehen mehrere Operationsmöglichkeiten. Entweder wird als Zugangsweg ein herkömmlicher Bauchschnitt (Laparotomie) vorgenommen oder eine Bauchspiegelung. Bei letzterer wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet.
Bei einer Hiatuseinengung (Hiatoplastik) wird die Zwerchfelllücke enger genäht.
Bei einer Gastropexie oder Fundopexie wird der Magen an Strukturen des Bauchraumes genäht, damit er sich nicht mehr verschieben kann.
Bei einer Fundoplastik (Fundoplikatio) wird aus Magenanteilen eine Manschette gebildet, die um den untersten Anteil der Speiseröhre angelegt wird. Dadurch wird eine Minderung des Rückflusses von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre erzielt.
Liegt eine frische Zwerchfellzerreißung (Zwerchfellruptur) vor, wird die Lücke komplett zusammengenäht. Bei späterer Diagnose wird meist ein Zugangsweg über einen Brustkorbschnitt (Thorakotomie) gewählt, um die Verletzung zu nähen. Manchmal muss zur Stabilisierung des Zwerchfells ein Kunststoffnetz mit eingenäht werden.
Zeigen sich während der Operation unerwartete Verhältnisse oder treten Komplikationen auf, so kann eine Änderung der Operationsmethoden notwendig sein, z.B. ein Umsatteln von der Operation per Bauchspiegelung zu einem Bauchschnitt.
Bei der möglichen Verletzung von Organen und Strukturen in der Nähe des Operationsgebietes kann es zu Problemen kommen, beispielsweise zu Blutungen und Nachblutungen oder Nervenschäden. Insbesondere kann der Zwerchfellnerv (Nervus phrenicus) beschädigt werden, was die Atmung einschränken kann, oder der Eingeweidenerv (Nervus vagus) mit unter anderem Magenentleerungsstörungen.
Auch kann sich ein meist vorübergehendes Taubheitsgefühl entwickeln. Bei Durchstoßung von z.B. Magen oder Darm kann es zum Austritt von Inhalt mit nachfolgender teilweise lebensbedrohlicher Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen. Durch Lungenbeschädigung kann es zu einer gefährlichen Ansammlung von Luft (Pneumothorax) des Brustraums kommen. Verengungen der Speiseröhre oder Verwachsungen in der Bauchhöhle können sich nach der OP gelegentlich ausbilden. Des Weiteren kann es zu Entzündungen, Wundheilungsstörungen und überschießender Narbenbildung kommen.
Narbenbrüche an der Bauchwand können später entstehen. Auch Allergien sind nicht auszuschließen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Je nachdem, wie groß der Zwerchfellbruch war, besteht auch nach dem Eingriff ein gewisses Risiko des Wiederauftretens (Rezidivhernie). Auch die Gewebebeschaffenheit sowie starke mechanische Belastungen können die Gefahr erhöhen.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Dies betrifft unter anderem Marcumar® und Aspirin®.
Es ist möglich, dass es eine längere Zeit dauert, bis sich wieder eine normale Stabilität des Zwerchfells ausbildet. Daher sollte für bis zu 6 Monaten keine zu stark belastenden Aktivitäten, z.B. Hochheben schwerer Gegenstände oder zu intensiver Sport, ausgeübt werden.
Bestehen Auffälligkeiten, die an eine Komplikation denken lassen, so sollte kurzfristig der Arzt informiert werden.
aktualisiert am 01.10.2020