In deutschen Zahnarztpraxen werden immer weniger Zähne gezogen. Ziel ist es, den eigenen Zahn so lange wie möglich zu erhalten, unter anderem durch Wurzelbehandlungen. In manchen Fällen gelingt das nicht.
Wurzelbehandlungen haben eine gute Prognose. Der Entzündungsherd wird ausgeräumt, der Wurzelkanal gefüllt, der Zahn wieder verschlossen. Meist hat der Patient nach einer überstandenen Wurzelbehandlung Ruhe mit dem Zahn.
Manchmal gelingt es nicht, alle Bakterien bis aus der letzten Wurzelspitze zu entfernen. Dann kehren die Zahnschmerzen zurück und es bleibt keine andere Möglichkeit, als die Prozedur zu wiederholen (Revision der Wurzelkanalfüllung). Eine Alternative kann eine Wurzelspitzenresektion sein. Dabei wird die Spitze der Zahnwurzel entfernt und somit verhindert, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet oder in den Kiefer vordringt.
Eine Wurzelspitzenresektion kann einen kranken Zahn noch retten und ein Versuch ist in den meisten Fällen sinnvoll. Schlägt auch diese Maßnahme fehl, dann liegt ein Ziehen des Zahns (Extraktion) nahe. Mit jeder weiteren Behandlung geht wertvolle Zahnsubstanz verloren, was die Prognose für den Zahn verschlechtert. Ist der Kieferknochen bereits angegriffen oder hat die Karies dem Zahn zu sehr zugesetzt, muss der Zahn in jedem Fall gezogen werden. Dasselbe gilt, wenn der Zahn im Lauf der Behandlung zu einem chronischen Entzündungsherd geworden ist und sich immer wieder Vereiterungen (Abszesse) bilden.
Da der Patient bis zu diesem Zeitpunkt schon einiges an Zahnschmerzen erlitten hat, kann es eine Erleichterung sein, den störenden Zahn loszuwerden. Die Entscheidung, den Zahn ziehen zu lassen, sollte jedoch nicht leichtfertig gefällt werden.
Der Patient sollte sich, bevor er sich dazu entschließt, eine zweite Meinung einholen. Nicht selten hängt die Entscheidung des Zahnarztes auch von seiner Spezialisierung ab: Ein Endodontologe, der auf Zahnerhalt spezialisiert ist, wird anders entscheiden als ein Implantologe, dessen Hauptaufgabengebiet der Zahnersatz ist.
Ist der kranke Zahn entfernt, sollte die Zahnlücke wieder geschlossen werden. Selbst wer sich ästhetisch nicht an dem fehlenden Zahn stört, riskiert, dass sich mit der Lücke das gesamte Gebiss verändert. Die Nachbarzähne wachsen schief in Richtung Zahnlücke, die Gegenzähne verlängern sich, gründliches Kauen kann eingeschränkt sein und sich das unvollständige Gebiss damit auf die Gesundheit auswirken. Eine Zahnlücke kann die komplette Statik des Kauapparates verändern.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Zahnlücke zu füllen: mit einer herausnehmbaren Teilprothese, einem Implantat oder einer Brücke. Hier empfiehlt es sich, sich über die Vor- und Nachteile gründlich zu informieren und die Kosten abzuwägen.
aktualisiert am 17.03.2020