Eine Wurzelbehandlung ist ein komplexer zahnmedizinischer Eingriff, der dem Zahnarzt Können, Konzentration und Sorgfalt abfordert. Doch selbst wenn eine Wurzelbehandlung kompetent und gründlich durchgeführt wird, gibt es keine Garantie, dass sie erfolgreich ist. Daher kann es vorkommen, dass eine weitere Wurzelbehandlung an einem betroffenen Zahn durchgeführt werden muss (Revision).
Jede Zahnwurzel ist individuell. Manche sind stark verästelt oder anomal gebogen. Das erschwert die Wurzelbehandlung. Manchmal wird bei einer Erstbehandlung ein Wurzelkanal nicht behandelt, weil er auf dem Röntgenbild nicht eindeutig zu erkennen war. Wurde das Wurzelkanalsystem nicht optimal gereinigt oder nicht bis in die letzte Verästelung hinein mit dem Material Guttapercha gefüllt, können überlebende Bakterien erneut eine Wurzelentzündung auslösen. Ein anderer Grund für eine erneute Infektion des Zahnes kann eine nicht hundertprozentig dichte Füllung an der Zahnkrone sein, durch die Bakterien eindringen können.
Häufig wird die erneute Infektion des Zahnes beim Kontrolltermin auf den Röntgenbildern entdeckt. Der Patient hat keine Schmerzen und ist überrascht, dass eine Entzündung vorhanden ist. Gerade dann ist es für den Zahnarzt schwierig, den Patienten davon zu überzeugen, dass er sich erneut der Prozedur einer Wurzelbehandlung unterziehen soll. Handelt der Patient aber jetzt nicht, bleibt die Entzündung bestehen, schreitet fort und greift allmählich auf den Knochen über. Spätestens dann wird es schmerzhaft und die erneute Wurzelbehandlung wird zwingend notwendig. Zu diesem Zeitpunkt kann der Knochen jedoch bereits so weit zerstört sein, dass der Zahn nicht mehr zu retten ist und gezogen werden muss. Manchmal kann dann auch ein Implantat nicht mehr in den maroden Kieferknochen eingesetzt werden.
Muss eine Wurzelbehandlung wiederholt werden, ist dies aufwändiger als eine Erstbehandlung. Sie sollte von einem Endodontologen (Spezialisten zur Zahnerhaltung) unter einem Operationsmikroskop stattfinden.
Zunächst müssen die verwendeten Füllmaterialien (Guttapercha und Dichtzement) aus dem wurzelbehandelten Zahn entfernt werden. Dies ist ein zeitintensiver Vorgang unter Zuhilfenahme von Bohrern, Feilen und Lösungsmittel, der viel Fingerspitzengefühl erfordert. Anschließend wird der vorhandene Wurzelkanal noch etwas erweitert, um infiziertes Dentin (Zahnbein) vollständig zu entfernen. Dann wird der Zahn mehrfach mit desinfizierenden Lösungen gespült und gereinigt. Die Entzündung wird mit einer antibiotischen Einlage in den Zahn zum Abklingen gebracht. Der Zahn wird provisorisch speicheldicht verschlossen. Erst wenn der Zahn beschwerdefrei ist, wird er erneut mit Guttapercha und Dichtzement gefüllt.
Die Erfolgschancen der Revision einer Wurzelbehandlung sind geringer als die einer Erstbehandlung. Da die Revision der Wurzelbehandlung trotzdem noch in über der Hälfte der Fälle glückt, sollte sie versucht werden, um den Zahn zu erhalten. Entscheidend ist der individuelle Zustand des Zahnes, den nur der behandelnde Arzt beurteilen kann. Bleibt auch die Revision der Wurzelbehandlung erfolglos, besteht noch die Möglichkeit einer Wurzelspitzenresektion, einer Operation zur Entfernung der Zahnwurzelspitze.
aktualisiert am 11.09.2017