In der Regel erfolgt am Ende eines chirurgischen Eingriffes ein Verschluss der Wunde (primärer Wundverschluss). Es kann durch verschiedene Umstände, besonders bei Entzündungen, aber auch angezeigt sein, die Wunde offen zu lassen (offene Wundbehandlung). Man spricht von der sekundären Wundheilung.
Eine offene Wundbehandlung ist sinnvoll, wenn z.B. bei einer schon vernähten Wunde eine Infektion beziehungsweise starke Eiterung besteht. Bei Operationen, bei denen ohnehin die Gefahr für eine Infektion erhöht ist, kann die Wunde auch direkt offen gelassen werden. Dazu gehören Eingriffe bei Magen-, Darm- oder Blinddarmdurchbruch, Abszessen oder Bauchfellentzündungen (Peritonitis). Auch bei stark verschmutzten Wunden kann die offene Behandlung angezeigt sein. Durch die Öffnung kann Wundflüssigkeit und Eiter aus der Wunde austreten, so dass diese dadurch von selbst gesäubert wird.
Bei einer Wundinfektion bilden sich mehr oder weniger die typischen Entzündungszeichen Schwellung, Schmerz, Rötung, Überwärmung und eingeschränkte Funktion (z.B. Beweglichkeit) aus. Im Extremfall kann eine solche Infektion durch Ausbildung einer Sepsis oder durch Gewebeentzündung zu lebensbedrohlichen Zuständen führen.
Die Symptomatik und die körperliche Untersuchung ergibt den Befund. Um Erreger nachzuweisen, kann ein Abstrich angefertigt werden.
Wundheilungsstörungen sind meist eindeutig feststellbar.
Zur Unterstützung der offenen Wundheilung können Spülungen durchgeführt werden oder Desinfektionslösungen in die Wunde eingebracht werden.
Sobald die Wunde bei der offenen Ausheilung (sekundäre Wundbehandlung) nicht mehr eitert, kann es sinnvoll sein, sie mit einer so genannten Sekundärnaht zu verschließen.
Bevor eine solche Sekundärnaht erfolgt, werden normalerweise zuerst abgestorbene Gewebereste herausgeschnitten. Dies ist für die Ausheilung der Wunde förderlich. Auch tieferliegende Wundbereiche, die eitern, müssen gereinigt werden. Auch kann die Außenhaut vom restlichen Gewebe getrennt werden, um einen Verschluss ohne Verziehungen zu ermöglichen. Manchmal werden die Nähte bereits gelegt, aber erst nach einigen Tagen verknotet, um noch für eine Zeitlang eine offene Wundbehandlung fortzuführen. Eine Drainage oder auch eine Gummilasche kann eingelegt werden, beides kann nach mehreren Tagen wieder entfernt werden.
Bei größeren Defekten kann eine Spalthauttransplantation sinnvoll sein. Dafür werden mit feinen Schneidwerkzeugen dünne Schichten der äußeren Haut abgenommen. Verwendbare Areale dafür sind unter anderem Oberschenkel, Po und obere Kopfhaut. Diese Spalthauttransplantate, die weniger als einen halben Millimeter dick sind, zeichnen sich durch besonders gute Einheilung auch bei schwierigen Voraussetzungen aus.
Gelegentlich kann das Einlegen von Antibiotikaträgern wie Kugelketten oder Schwämme in die Wunde angezeigt sein.
Manchmal erfolgen weitere Einschnitte, damit Gummilaschen und Drainagen eingelegt werden können.
Es ist oft auch notwendig, tiefer angelegte Nähte, z.B. an Muskeln oder am Bauchfell, zu öffnen und neu zu vernähen. Eventuell muss bei Bauchnähten ein stabilisierendes Kunststoffnetz eingebracht werden.
Zeigen sich während der Operation noch zu stark entzündete Befunde, muss eventuell weiterhin eine offene Wundbehandlung durchgeführt werden, um dann nach mehreren Wochen gegebenenfalls eine Sekundärnaht anzulegen.
Umgebende anatomische Strukturen oder Organe können bei dem Eingriff verletzt werden. Hierdurch können sich unter anderem Blutungen und Nachblutungen, aber auch Nervenschäden ergeben, bei denen es zu meist vorübergehenden Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen kann. Des Weiteren können erneute Entzündungen, Wundheilungsstörungen sowie ausgeprägte Narben mit eventuellen funktionellen oder ästhetischen Auswirkungen auftreten. Bei Eingriffen an der Bauchdecke kann es zu einem späteren Narbenbruch (Hernie) kommen.
Ebenfalls sind allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades nicht ausgeschlossen. Falls Spalthaut transplantiert wird, kann diese manchmal nur schwerlich anwachsen oder komplett abgestoßen werden. Zudem nehmen Spalthauttransplantate oftmals eine gelbbraune Farbe an, die sie in der normal gefärbten Umgebung auffällig machen. Im Übrigen ziehen sie sich häufig zusammen und gelten als nicht sonderlich robust. Die Entnahmestellen können relativ lange durch geringere Pigmentierung, also blassere Farbe, auffallen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Eine Wundinfektion oder Wundheilungsstörung kann unter Umständen sehr hartnäckig sein. Eine offene Wundbehandlung erhöht das Risiko einer weiteren Infektion.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Erfolgt die Operation ambulant, so muss sich der Patient abholen lassen, da er für 24 Stunden kein Auto mehr fahren darf, außerdem dürfen keine Maschinen bedient werden und keine bedeutsamen Entscheidungen getroffen werden.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 30.09.2022