Wachkoma-Patienten stellen besondere Ansprüche an die Pflege. Das apallische Syndrom lässt sich nach einem älteren Modell in sieben verschiedene Aufwach-Phasen (Phasen des Wachkomas) unterteilen, von denen Phase 2 das eigentliche Wachkoma darstellt. Jede dieser Phasen stellt eigene Anforderungen an die Pflege. Neue Forschungsergebnisse beweisen, dass es sich lohnt, Koma- oder Wachkoma-Patienten grundsätzlich mehr Zeit zur Erholung und Rehabilitation einzuräumen. Bei Koma-Zuständen existieren unzählige Abstufungen. „Bewusstseins-Fenster“ ergeben sich häufig auch bei schweren Fällen und können therapeutisch genutzt werden.
Die Pflege ist nicht von der Therapie zu trennen. Sie ist mit persönlicher Zuwendung, Körperkontakt und Sinneseindrücken verbunden, die eine Form der Kommunikation darstellen.
Das Pflegepersonal steht obendrein zwischen Angehörigen und Patienten: Diese wollen beruhigt, ermutigt und als „Dauerbesuch“ am Krankenbett geduldet werden. Die Wachkoma-Patienten sind neben der Intensivpflege auf jeden menschlichen Kontakt angewiesen. Sie benötigen den stimulierenden Effekt der Nähe und des Kontaktes.
Befinden sich Patienten akut im Koma, sind künstliche Ernährung und Beatmung zu überwachen. Dazu kommen Infusionen mit Medikamenten zur Stabilisierung oder Heilung des Patienten, die kontrolliert werden müssen. Komapatienten sind inkontinent, das heißt, Urin und Stuhl gehen ohne Kontrolle ab. Auch im Wachkoma (apallisches Syndrom) besteht dieser Zustand zunächst weiter. Je nach Situation ist auch eine künstliche Ernährung über längere Zeit erforderlich. Sobald Patienten in die ersten Phasen des Wachkomas eintreten, ergeben sich neue Pflegeanforderungen. Pflege und Therapiemaßnahmen gehen Hand in Hand. Sie helfen den Betroffenen, „zurückzufinden“.
Die Pflege von Wachkoma-Patienten umfasst die Maßnahmen, die auch bei anderen pflegebedürftigen Menschen notwendig sein können. Das Pflegepersonal ist für die wichtigen Aufgaben zuständig, welche der Patient nicht alleine ausführen kann. Dies können beispielsweise sein:
Bei einem Wachkoma ist die häusliche (ambulante) oder stationäre Versorgung möglich. Ob eine ambulante Pflege möglich ist oder Patienten im Krankenhaus oder Pflegeheim betreut werden, ist vom Zustand des Patienten und vielen weiteren Faktoren abhängig.
Lange bevor gezielte Therapiemaßnahmen einsetzen, kann bereits im Rahmen der Pflege eine entsprechende Stimulation stattfinden. Professionell Pflegende sind angehalten, die Koma-Patienten beispielsweise stets mit Namen anzusprechen und Begrüßungsrituale per Berührung einzuhalten (Initialberührung). Die Betroffenen sollen auf diese Weise wahrnehmen, dass sie gemeint sind. Diese Art der Stimulation hilft ihnen, sich allmählich besser zu orientieren.
Beim Konzept der „basalen Stimulation“ werden die Kommunikationsformen und Sinneseindrücke genutzt, die Menschen bereits in einem frühen Entwicklungsstadium möglich sind. Diese nicht-verbalen Wahrnehmungs- und Kommunikationsformen gehen nicht verloren, solange ein Minimum an Gehirnaktivität besteht. Die basale Stimulation findet bei stark beeinträchtigen Menschen Anwendung, die im Alltag intensive Pflege und Hilfestellung benötigen. Ihre Wahrnehmung wird durch Berührung und körperliche Nähe verbessert. Sie lässt sich bei allen Pflege-Verrichtungen durch bestimmte Berührungen anwenden, beispielsweise beim Waschen, Umziehen und Lagern der Kranken. Sie wird auch gezielt eingesetzt, um geführte Bewegungen und Reaktionen zu üben.
Je nach Status des Patienten kommen nach und nach zur Alltags-Pflege:
Ein Teil der Pflegemaßnahmen dient der Entspannung und dem Stress-Abbau. Je nach Phase des Wachkomas sind die Betroffenen mit Sinneseindrücken konfrontiert, die sie durch ihren Zustand nicht richtig einordnen und verarbeiten können. Unruhe, Stress, Angst- und Panikzustände sind die Folge. Dazu kommen häufig noch Schmerzen und körperliches Unwohlsein, abhängig von der Ausgangs-Erkrankung.
Neben entsprechenden Pflegeschritten lässt sich der Zustand mit entsprechenden Medikamenten stabilisieren. Auf Dauer ist eine Entwöhnung von Beruhigungsmitteln ein sinnvolles Ziel, weil diese die Wahrnehmungsmöglichkeiten der Patienten stärker einschränken als notwendig.
Der menschliche Kontakt ist nicht mit Geräten messbar, trotzdem hilfreich und wichtig für Pflegebedürftige. Koma- oder Wachkoma-Patienten nehmen wesentlich mehr wahr, als früher angenommen, und als die fehlende Rückmeldung an die Pflegenden vermuten lässt. Auch Wachkoma-Patienten in Langzeitpflege können Kommunikations-Signale aussenden. Diese müssen wahrgenommen und genutzt werden.
Jede Berührung ist nicht-verbale Verständigung, die die Sinne anspricht. Auch Stimmen, Musik, Farben, Licht oder Gerüche sind in der Lage, Koma-Patienten zu stimulieren. Besuche und die Zuwendung Angehöriger sind wichtig für den Patienten und ergänzen die stationäre Pflege. Sie werden idealerweise mit einbezogen, emotional und psychologisch bestärkt und unterstützt.
aktualisiert am 19.12.2018