Der Verlust eines Fingers, mehrerer Finger oder eines Teiles der Hand kann die Folge eines schwerwiegenden Unfalls sein. Mediziner sprechen von einer Amputationsverletzung. Häufig liegt ein Arbeitsunfall zugrunde, doch auch in der Freizeit kann bei manchen Tätigkeiten eine Abtrennung des Fingers drohen.
Im Rahmen der Ersten Hilfe sollte der abgetrennte Finger oder das Handglied immer gesichert, trocken verpackt und mitgenommen beziehungsweise mitgegeben werden. Hierzu eignet sich ein Plastikbeutel, der in einen weiteren Plastikbeutel mit Eiswasser gegeben wird. Der Arzt entscheidet dann, ob es sinnvoll ist, den Körperteil operativ wieder anzubringen.
Ein Finger oder ein Handteil kann bei einem Unfall durch mehrere Mechanismen abgetrennt werden. Eine Gefährdung geht vom unvorsichtigen Umgang mit Sägen, insbesondere Kreissägen aus. Das Hantieren mit einem Messer kann ebenso eine Ursache sein, vor allem bei einem Mechanismus vergleichbar mit einer Guillotine. Finger oder Handbereiche können auch abgequetscht werden.
Schwere Unfälle mit Amputationsfolge können im Beruf, aber auch in der Freizeit (etwa beim Handwerken, bei der Gartenarbeit) oder im Straßenverkehr vorkommen. Mit entsprechendem Schutz und Vorbeugung können die meisten der Amputations-Unfälle verhindert werden.
Die Abtrennung kann einen einzelnen oder mehrere Finger betreffen. Ebenso kann die Abtrennung durch die Mittelhand oder die Handwurzel verlaufen. Im medizinischen Fachjargon wird die Verletzung als Amputation bezeichnet.
Der Körperteil kann vollständig abgetrennt sein oder noch über einen Rest von Gewebe mit der Hand verbunden sein. Die Wundränder können unterschiedlich aussehen, je nach Verletzungshergang sind sie glatt oder unregelmäßig, sauber oder verschmutzt.
Der Zustand der abgetrennten Finger oder Handbereiche kann sehr unterschiedlich gut sein. Auch wenn sie für den Laien sehr zerstört aussehen, kann es noch lohnenswert sein, sie zur Notbehandlung mitzugeben.
Neben den Schmerzen und Blutergüssen kann es an der Amputationsstelle zu mitunter starken Blutungen kommen.
Der Arzt schaut sich die Abtrennungsverletzung an und erfragt vom Betroffenen den Unfallhergang sowie außerdem mögliche schwere Vorerkrankungen. In einer Röntgenuntersuchung wird das Ausmaß der Verletzung festgestellt. Die mögliche Schädigung weiterer Strukturen darf bei der Untersuchung nicht vernachlässigt werden.
Der Verlust eines Körpergliedes wird normalerweise mit einer Operation behandelt. Bei komplizierten Amputationsverletzungen wird der Betroffene in einer Spezialklinik behandelt.
Als Ersthelfer am Unfallort ist es wichtig, sich um den Verletzten zu kümmern. Die Wunde sollte mit einem Druckverband versorgt werden. Praktisch immer ist es sinnvoll, den abgetrennten Körperteil aufzufinden, damit dieser für eine eventuelle Operation zur Verfügung steht. Das gilt auch für Körperteile, die aus der Sicht von Nicht-Fachleuten vermeintlich unbrauchbar sind. Das abgetrennte Stück wird am besten in einer sauberen, optimalerweise sterilen Plastiktüte verstaut. Zuvor kann es mit sterilen Kompressen umwickelt werden. Diese Tüte sollte gekühlt werden, zum Beispiel in einer weiteren Tüte mit einer Eis-Wasser-Mischung. So verpackt wird es dem Patienten mitgegeben. Mit Wasser oder Eis sollte der Körperteil nicht direkt in Berührung kommen, auch nicht zur Säuberung.
Falls nur ein kleiner Teil wie die Fingerkuppe abgerissen wurde, lohnt es sich meist nicht, diesen wieder anzubringen. Der Operateur versucht dann, den Finger möglichst gut wiederherzustellen (Rekonstruktion).
Bei größeren Anteilen wird meist versucht, sie wieder an die Amputationsstelle anzunähen. Ausnahmen sind zu stark geschädigte Finger beziehungsweise Handbereiche. Die Operation zur Anbringung des abgetrennten Teils ist ein schwieriger und Feingefühl erfordernder Eingriff. Dabei werden zuerst die Knochen miteinander verbunden. Dann näht der Operateur die Beugesehnen, weiter die Arterien und dann die Nerven zusammen. Erst danach kommen die Venen und die Strecksehnen an die Reihe.
Der Daumen ist für die Funktion der Hand der wichtigste Finger. Ist der Daumen abgerissen, so bekommt er bei der Operation den Vorzug vor den anderen Fingern. In manchen Fällen wird ein anderer abgetrennter Finger an den Daumenstumpf genäht, um die Funktion wiederherzustellen.
Kann das Amputat (abgetrennter Teil) nicht wieder angebracht werden, so wird die Wunde zugenäht. Oft kann noch Gewebe aus dem Amputat für eine bessere Rekonstruktion gewonnen werden.
Zusätzlich zur chirurgischen Behandlung muss der Patient Medikamente erhalten. Am wichtigsten sind Antibiotika, die eine Infektion vermeiden helfen, und gerinnungshemmende Medikamente, damit die zusammengenähten Blutgefäße nicht verstopfen.
Die Prognose sieht von Fall zu Fall unterschiedlich aus und ist von mehreren Einflussgrößen abhängig. Eine Rolle spielt die Größe und Lage der abgetrennten Glieder, die Schärfe der Abtrennung (glatte Wundränder sind günstiger als ausgefranste oder gequetschte) und die Zwischenzeit von der Verletzung bis zur operativen Versorgung. Kaum vorhersagen lässt sich in vielen Fällen, wie stark später die Funktion der Hand beeinträchtigt ist.
aktualisiert am 14.03.2024