Das Immunsystem oder Abwehrsystem schützt den Körper vor Schäden durch Krankheitserreger (Viren, Bakterien), vor fremden Substanzen (giftige Stoffe) oder vor körpereigenen Zellen, die bösartig entarten (Tumorzellen).
Unterschieden werden das unspezifische, angeborene und das spezifische, erworbene Immunsystem. Damit die gesamte Immunreaktion geordnet abläuft, stehen die Abwehrsysteme in Wechselbeziehungen zueinander. Durch direkten Kontakt der Zellen untereinander oder über Botenstoffe (Zytokine, Interleukine, Interferone) können sie sich gegenseitig aktivieren oder hemmen.
Das unspezifische Abwehrsystem reagiert umgehend, sobald etwas als körperfremd erkannt wird. Es ist damit die erste Barriere zum Schutz vor Krankheitserreger. Im Gegensatz zum spezifischen Immunsystem sind die beteiligten Strukturen bereits genetisch festgelegt und lassen sich nicht verändern oder auf bestimmte Erreger anpassen. Zum unspezifischen Immunsystem zählen äußere Barrieren (Haut, Speichel) und innere Mechanismen (Interferone, Fresszellen), die sich direkt mit eingedrungenen Erregern auseinander setzen. Das unspezifische Immunsystem ist bereits bei Geburt vorhanden und reagiert sehr schnell auf Eindringlinge.
Da diese Reaktion bei einigen Erregern nicht ausreichend ist, wird das spezifische Immunsystem aktiviert. Bis zu dessen voller Wirksamkeit dauert es Stunden bis Tage. Erst dann wird eine gezielte und sehr effektive Bekämpfung der Erreger möglich. Dies gelingt dadurch, dass die spezialisierten Zellen bereits Kontakt zu dem Eindringling hatten und sich daran erinnern (immunologisches Gedächtnis). Sie reagieren auf Proteine, die sich an der Oberfläche der Erreger befinden.
Die Bestandteile des unspezifischen Immunsystems lassen sich in drei Gruppen untereilen:
Das unspezifische Immunsystem ist so etwas wie das äußere Schutzschild des Körpers gegen Eindringlinge. Dazu zählen der Säureschutzmantel der Haut, der saure pH-Wert im Magen und auch die Sekrete auf der Schleimhautoberfläche (Enzyme in Tränenflüssigkeit oder Speichel). Gelingt es Eindringlingen trotz dieser Barriere in den Körper einzudringen, werden Zellen der unspezifischen Immunabwehr aktiviert. Sie erkennen die körperfremden Stoffe anhand fremder Strukturen (häufig Proteine) auf dessen Oberfläche und greifen sie an. Außerdem unterstützen verschiedene lösliche Komponenten in Blut und Lymphe die Immunreaktion (humorale Bestandteile).
Zu der mechanischen, äußeren Schutzschicht der unspezifischen Immunabwehr zählen:
Zu den zellulären Bestandteilen des unspezifischen Immunsystems zählen Zellen, die
Zu diesen Zellen gehören unter anderem die neutrophilen Granulozyten und die Makrophagen.
Granulozyten machen mengenmäßig den größten Anteil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) aus. Vor allem die neutrophilen Granulozyten sind als Fresszellen aktiv. Als sogenannte Fresszellen können sie Krankheitserreger in sich aufnehmen und mit dort enthaltenen Enzymen vernichten. Sie können die Fremdlinge auch durch Freisetzung zellschädigender Substanzen unschädlich machen.
Sogenannte Riesenfresszellen können ebenfalls Erreger in sich aufnehmen und zerlegen. Außerdem beseitigen weitere schädliche Substanzen (zum Beispiel Zellreste) aus dem Gewebe.
Gehören zu den Lymphozyten und sind damit eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen. Sie erkennen virusinfizierte Zellen oder entartete Tumorzellen und zerstören sie durch Freisetzung von giftigen Substanzen. Sie gelten außerdem als Schnittstelle zum spezifischen Immunsystem. Durch Freisetzung von Botenstoffen können sie dieses aktivieren.
Nehmen Erreger auf, zerlegen sie und präsentieren Teile davon auf ihrer Oberfläche. Dadurch aktivieren sie Zellen der spezifischen Immunabwehr.
Der humorale Anteil der unspezifischen Immunabwehr umfasst alle löslichen Bestandteile, die frei in Blut und Lymphe zirkulieren. Humor ist ein Wort, was aus dem Lateinischen kommt und Feuchtigkeit bedeutet. Unspezifische Abwehrmechanismen in unseren Körperflüssigkeiten werden als humorale unspezfische Immunabwehr bezeichnet. Die humoralen Bestandteile der unspezifischen Immunabwehr sind:
Zum Komplementsystem zählen etwa 30 verschiedene Plasmaproteine mit unterschiedlichen Eigenschaften. Sie werden in der Leber gebildet, freigesetzt und zirkulieren dann frei im Blut. Zur Erregerbekämpfung lassen sich grundsätzlich drei Eigenschaften unterscheiden. Sie können sich an Mikroorganismen anheften, ihre Zellwände zerstören und sie damit direkt unschädlich machen. Oder sie markieren die Oberfläche der Eindringlinge (sogenannte Opsonierung), damit sie von Fresszellen leichter erkannt werden. Eine weitere Funktion ist durch eine gesteigerte Gefäßdurchlässigkeit die Förderung oder Verstärkung der Entzündungsreaktion.
Spezielle Botenstoffe, die von Zellen der spezifischen Immunabwehr (zum Beispiel von T- Lymphozyten oder T-Helferzellen) freigesetzt werden, die wiederum die Reifung oder das Wachstum von weiteren Lymphozyten fördern.
Der Ablauf der unspezifischen Immunantwort ist abhängig von der Art der Erreger und dem Infektionsort. Sie fällt also sehr unterschiedlich aus. Die Reaktion umfasst, sobald ein Erreger die äußere Schutzschicht durchbrochen hat, im Wesentlichen folgende Schritte:
Obwohl das unspezifische Immunsystem nicht gerichtet gegen Erreger vorgeht, kann durch dessen Arbeit ein sehr hoher Anteil an Infektionen verhindert werden. Dies gelingt, weil sie bereits nach wenigen Minuten einsetzt und so vor einer Verbreitung der Erreger schützt. Dennoch ist die Wirkung bei einigen Erregern nicht ausreichend, daher wird grundsätzlich das spezifische Immunsystem aktiviert.
aktualisiert am 22.02.2019