Menschen, die unter einer Trigeminusneuralgie leiden, wünschen sich meist nichts sehnlicher als eine erfolgreiche und langanhaltende Therapie. Oftmals sorgen Medikamente dafür, dass die Schmerzattacken mehrere Wochen oder gar Monate ausbleiben. Wenn die medikamentöse Therapie allerdings keinen Behandlungserfolg erzielt, mit starken Nebenwirkungen verbunden ist oder in ihrer Wirksamkeit nachlässt, sollte man über eine operative Therapie nachdenken.
Wird eine Trigeminusneuralgie diagnostiziert, verschreiben die meisten Ärzte den Wirkstoff Carbamazepin. Das ist der einzige Wirkstoff, der in Deutschland zur Behandlung der Trigeminusneuralgie zugelassen ist. Dabei handelt es sich um ein Antiepileptikum, das unter anderem Einfluss auf die Natriumkanäle an den Nervenzellen nimmt. Damit stoppt es die Weitergabe bestimmter Signale, sodass die Schmerzattacken bei einer Trigeminusneuralgie gelindert werden. Allerdings ist die Einnahme des Wirkstoffs mit Nebenwirkungen für den Patienten verbunden, besonders wenn die Dosis erhöht werden muss.
Folgende Beschwerden können im Rahmen der medikamentösen Therapie auftreten:
Damit diese Nebenwirkungen nicht zu stark ausfallen, wird die Dosis des Medikaments nach und nach gesteigert. Wenn keine Beschwerden mehr auftreten, können die Medikamente wieder schrittweise reduziert werden, um den Körper nicht zu stark zu belasten. Allerdings lässt die Wirkung bei einer regelmäßigen Einnahme der Medikamente in den meisten Fällen irgendwann nach, sodass die Dosis unweigerlich erhöht werden muss.
Neben der medikamentösen Behandlung kann man eine Trigeminusneuralgie ebenso operativ therapieren. Allerdings raten Experten erst dann zu einer Operation, wenn folgende Kriterien vorliegen:
Entscheidet sich der Arzt für eine chirurgische Therapie, hat er dabei grundsätzlich drei Möglichkeiten.
Die Jannetta-OP wird durchgeführt, wenn eine klassische Trigeminusneuralgie vorliegt. Die Trigeminusneuralgie wird durch einen Gefäß-Nerven-Kontakt verursacht. Bei der mikorvaskulären Dekompression nach Jannetta (kurz Jannetta-OP) wird eine Art Puffer zwischen den Blutgefäßen und den Trigeminusnerv geschoben. Dadurch können die Gefäße keinen Druck mehr auf den Nerv ausüben. Bei 82 Prozent der Patienten sind nach der Operation schmerzfrei, bei 16 Prozent können die Schmerzen gelindert werden. Insgesamt liegt die Erfolgsquote bei 98 Prozent.
In Vorbereitung auf die Operation ist eine hochauflösende Magnetresonanztomografie (MRT) bei einer Trigeminusneuralgie unbedingt erforderlich. Wichtig ist, dass die Diagnose gesichert ist und andere Erkrankung wie Multiple Sklerose ausgeschlossen wurden. Die Operation wird bei einer atypischen Trigeminusneuralgie nicht durchgeführt. Bei der atypischen Trigeminusneuralgie kann die Ursache der Schmerzen nicht eindeutig geklärt werden.
Eine andere operative Methode sind perkutane Operationsverfahren. Dabei wird der Trigeminusnerv entweder thermisch (durch Hitze / Thermokoagulation), chemisch (Glyzerinrhizolyse) oder mechanisch (Ballonkompression) zerstört, sodass er keine Signale mehr weiterleiten kann. Diese Operationsmethode wird vor allem älteren Patienten empfohlen, die ein erhöhtes Operationsrisiko haben. Die frühe Erfolgsrate liegt bei 90 Prozent. Nach zehn Jahren profitieren noch ungefähr sieben von zehn Patienten. Die Operation kann wiederholt werden. Wenn möglich, dann wird die Jannetta-OP bevorzugt, weil die Operation darauf abzielt, den Nerv zu erhalten. Wird der Trigeminusnerv zerstört, können unangenehme und schmerzhafte Fehlempfindungen als Folge der Operation auftreten. Auch eine verminderte Empfindlichkeit nach dem Eingriff ist möglich.
Bei der radiochirurgischen Behandlung wird ein Teil des Trigeminusnervs bestrahlt. Mit dieser Methode wird der Trigeminusnerv ebenfalls zerstört. Der Langzeiterfolg liegt bei 88 Prozent und sinkt nach drei Jahren auf 75 Prozent ab. Zur endgültigen Bewertung dieser Operationsmethode fehlen Langzeitergebnisse.
Versagt die medikamentöse Therapie, lässt die Wirkung nach oder treten erhebliche lebenseinschränkende Nebenwirkungen auf, dann ist eine Operation in Betracht zu ziehen.
aktualisiert am 11.03.2022