Herpes-Viren können im Zusammenhang zu einer Trigeminusneuralgie stehen. Das gilt besonders für das Varizella-Zoster-Virus, welches für Windpocken und Gürtelrose (Herpes Zoster) verantwortlich ist. Hier können nach der Abheilung heftige Schmerzattacken oder ein langanhaltender Schmerz auftreten. Wird der Trigeminusnerv von den Viren befallen, kann es somit später zu den typischen Beschwerden einer Trigeminusneuralgie kommen.
Zahlreiche Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Windpocken. Besonders häufig sind Kinder von der Krankheit betroffen, sodass man als Erwachsener nicht mehr unbedingt über die Krankheit nachdenkt. Verantwortlich für Windpocken sind bestimmte Herpes-Viren, die sogenannten Varizella-Zoster-Viren. Eine andere Bezeichnung lautet Humanes Herpes-Virus 3. Obwohl die Windpocken nach einigen Tagen oder Wochen abgeklungen sind, befinden sich die Krankheitserreger immer noch im Körper des Betroffenen. Sie nisten sich in den verschiedenen Nervenknoten ein und können dort über viele Jahre hinweg verweilen, ohne bestimmte Beschwerden zu verursachen. Sobald das Immunsystem der Betroffenen geschwächt ist, wenn sie beispielsweise unter starkem Stress leiden oder hormonelle Veränderungen vorweisen, kann das Virus reaktiviert werden. In diesem Fall zeigen sich die typischen Symptome einer Gürtelrose:
Je nachdem, wo sich die Viren einnisten, können sich die Krankheitsanzeichen etwas unterschiedlich gestalten. Im Bereich des Kopfes und Gesichts befallen die Varizella-Zoster-Viren häufig den fünften Gehirnnerv, den sogenannten Nervus trigeminus oder Trigeminusnerv. Dieser Nerv ist für die Weiterleitung von Informationen verantwortlich, die das Gesicht betreffen. Sowohl Schmerz-Signale als auch Informationen über Berührungen und Temperatur-Empfindungen werden von ihm an das Gehirn weitergeleitet. Die Viren wandern über die Nervenbahnen bis zu den Ganglien (Nervenknoten) im Gehirn. Haben die Viren den Trigeminusnerv befallen, zeigt sich zusätzlich zu den Symptomen einer Gürtelrose (einseitig im Bereich von Stirn und Nase) oft ein Befall des Auges mit Beeinträchtigung des Sehvermögens.
Wichtig ist, dass man bei der Reaktivierung des Virus einen Arzt aufsucht. Wird die Gürtelrose nicht umgehend therapiert, dann ist das Risiko erhöht, dass die Entzündung die betroffenen Nerven dauerhaft schädigt. Treten aus diesem Grund starke Schmerzen auf, spricht man von einer sogenannten Post-Zoster-Neuralgie oder PZN. Diese Neuralgie kann prinzipiell jeden Nervenknoten, also auch den Trigeminusnerv betreffen und damit eine Form der schmerzhaften Trigeminusneuralgie verursachen.
Schmerzen bei der Post-Zoster-Neuralgie können sich unterschiedlich bemerkbar machen. Ein quälender Dauerschmerz ist ebenso möglich wie schwere Schmerzattacken oder Schmerzen, die bei einer Berührung eintreten.
Ob es tatsächlich zu einer Post-Zoster-Neuralgie kommt, ist in hohem Maße vom Alter des Patienten abhängig. Betroffene Personen über 60 Jahren tragen beispielsweise ein hohes Risiko, nach einer Gürtelrose an der Neuralgie zu erkranken. Die Trigeminusneuralgie im Anschluss an eine Gürtelrose kann, wie die Trigeminusneuralgie ohne spezielle Ursache (die sogenannte idiopathische Trigeminusneuralgie), mit Medikamenten behandelt werden. In erster Linie sind Antidepressiva gegen die Nervenschmerzen wirkungsvoll, in einigen Fällen sind aber weitere Medikamente notwendig.
Eine Infektion mit Herpes simplex (dessen Typ 1 den Lippenherpes verursacht) wird für gewöhnlich nicht in einem Zusammenhang mit einer Neuralgie gesehen. Extrem selten wurden Fälle beschrieben, bei denen Nervenschmerzen (Neuralgien) nach einem Befall auftraten. Ohnehin sind jedoch die weitaus meisten Menschen mit Herpes simplex infiziert. Wer sich mit dem Herpes-Virus ansteckt, ist sein Leben lang infiziert. Selbst wenn der Krankheitserreger über Jahre hinweg keine Beschwerden verursacht, befindet er sich im Körper. Üblicherweise überdauert das Herpes-simplex-Virus Typ 1 in den Knoten des Trigeminusnervs. Ist das Immunsystem geschwächt, kann es immer wieder zum Ausbruch der Krankheit kommen, also in diesem Fall zu einem Lippenherpes.
aktualisiert am 30.08.2021