Die Trichinellose wird den durch Rundwurm Trichinella spiralis verursacht. Die Verbreitung dieser Helminthose ist weltweit.
Der Mensch gilt für Trichinen als sehr empfänglich. Die Infektion des Menschen erfolgt durch Genuss von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch, das Larven des Erregers enthält. Neben dem Menschen sind insbesondere Fleisch- und Allesfresser wie Schweine, Wildschweine, Bären, Pferde und Robben betroffen.
Nach der oralen Aufnahme der eingekapselten Larven werden diese im Dünndarm frei, durchdringen die Darmwand und gelangen hämatogen oder lymphogen in die Muskulatur. Dort kapseln sie sich ab und können nach mehreren Monaten schließlich verkalken. Die adulten Würmer im Darm sterben dann nach einigen Wochen ab.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung) beträgt 8 bis 15 Tage. In vielen Fällen ist die Infektion ohne Symptome (asymptomatisch). Der Ausprägungsgrad der klinischen Beschwerden ist nicht zuletzt von der Menge der aufgenommenen Larven abhängig. In den anderen Fällen kommt es initial zu Diarrhoen und Bauchschmerzen. Nach 1 bis 3 Wochen treten dann generalisierte Muskelschmerzen hinzu, verbunden mit Fieber, Kopfschmerzen, Gesichtsödem, Heiserkeit und Konjunktivitis. Das Fieber kann oft über mehrere Wochen persistieren und wird dann oftmals als "Fieber unklarer Genese" (FUO) fehlgedeutet. Ferner tritt ein makulöses oder urtikarielles Exanthem hinzu. Als Komplikationen können Paresen der Augenmuskeln, eine Schädigung des Myokards mit EKG-Veränderungen, Lungenaffektion sowie einer Beteiligung des zentralen Nervensystems auftreten.
Bei der Therapie ist Mebendazol das Mittel der Wahl. Als Alternative steht Albendazol und Tiabendazol in der Behandlung zur Verfügung. Diagnostisch wegweisend ist eine Eosinophilie im Blut sowie eine Erhöhung der Kreatinkinase. Die Trichinella-Larven lassen sich in gequetschter oder histologisch aufgearbeiteter Muskulatur nachweisen. Ferner stehen serologische Tests, mit denen Trichinella-spezifische Antikörper (IgM/IgG) bestimmt werden können, zur Verfügung.
Die Trichinen-Schau ist seit 1937 in Deutschland vorgeschrieben. Die Inzidenz betrug bisher hierzulande nur etwa 3 pro 40 Millionen geschlachteter Schweine. Wegen der niedrigen Inzidenz wurde bereits überlegt, die Trichinen-Kontrollen des Schweinefleisches in Deutschland einzustellen. Allerdings muss in diesem Zusammenhang an letzten größeren Trichinen-Ausbruch in Nordrhein-Westfalens, der zwischen November 1998 und Januar 1999 auftrat, erinnert werden. Insgesamt wurden damals 52 humane Erkrankungsfälle gemeldet. Durch epidemiologische Untersuchungen dieses Ausbruchs konnte die Ursache für diese Infektionshäufung aufgedeckt werden. Als Infektionsquelle konnte kontaminiertes Schweinehackfleisch sowie eine im Handel vertriebene rohe Räucherwurst als Ansteckungsquelle identifiziert werden. Die kontaminierte Hackfleischpräparation wurde in mehreren Filialen einer Supermarktkette verkauft. Da das verwendete Schweinefleisch für das Hackfleisch aus 9 verschiedenen Schlachthöfen in Deutschland, Belgien und den Niederlanden stammte, ließ sich die genaue Infektionsquelle nicht mehr ermitteln. Das Rohmaterial für die Räucherwurst stammte aus Deutschland, Belgien und Spanien. Auch bei diesem Produkt ließ sich nicht mehr genau rekonstruieren, woher die Kontamination stammte. Nach Berechnungen wurde das kontaminierte Schweinefleisch zu etwa 10.000 bis 40.000 Würsten verarbeitet. Dies lässt vermuten, dass höchst wahrscheinlich mehrere hunderte Personen Trichinellenexponiert gewesen sein dürften.
Der Nachweis einer akuten Trichinellose ist gemäß des Infektionsschutzgesetzes § 7 namentlich durch das untersuchende Labor zu melden.
Letzte Aktualisierung am 14.02.2022.