Die Syphilis, auch Lues genannt, zählt zu den sexuell übertragbaren Krankheiten. Dementsprechend ist der Hauptansteckungsweg mit dem Syphilis-Erreger der Geschlechtsverkehr. Dabei ist es unerheblich, welche Form des Geschlechtsverkehrs praktiziert wird – gefährlich ist also auch der ungeschützte Oralverkehr. Daneben gibt es noch weitere Ansteckungswege: Zum einen kann der Erreger über eine so genannte Schmierinfektion übertragen werden. Und auch über Spritzen oder Blutkonserven ist eine Übertragung des Lues-Erregers möglich. Schließlich kann der Erreger während der Schwangerschaft von der Frau auf das ungeborene Kind übergehen.
Bei dem Syphilis-Erreger handelt es sich um ein Bakterium, das den Namen Treponema pallidum trägt. Es gehört zu der Gruppe der so genannten Spirochäten. Dabei handelt es sich um wendelförmige Bakterien, die sich aktiv bewegen können. Das Syphilis-Bakterium ist etwa 6 bis 15 Mikrometer (μm) lang. Außerhalb des Körpers, also an der Luft, überlebt das Bakterium nicht lange. Eine Infektion über verunreinigte Oberflächen ist unwahrscheinlich, außer beispielsweise bei weitergereichten Sexspielzeugen. Nach aktuellem Kenntnisstand ist der Mensch der einzige Wirt für das Lues-Bakterium. Das bedeutet: Der Syphilis-Erreger kann nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. Es erfolgt keine Immunisierung. Nach einer erfolgreichen Behandlung einer Syphilis-Infektion kann sich der Betroffene jederzeit erneut infizieren.
In den allermeisten Fällen erfolgt die Übertragung des Syphilis-Erregers beim Geschlechtsverkehr. Das Bakterium Treponema pallidum findet sich vor allem in der Samenflüssigkeit sowie in dem Vaginalsekret. Befinden sich in der Haut oder Schleimhaut, mit der die Körperflüssigkeit Kontakt hat, kleinste Risse, so kann der Erreger in den Organismus übertragen werden. Dabei ist es unerheblich, welche Art von Geschlechtsverkehr praktiziert wird: Das Bakterium kann an jeder beliebigen Stelle in den Körper eintreten, sobald sich dort kleinste Hautverletzungen befinden. Eine Übertragung des Syphilis-Erregers beim Vaginalverkehr, Analverkehr sowie Oralverkehr ist also gleichermaßen wahrscheinlich, wenn die jeweilige sexuelle Aktivität ausgeübt wird. Das Risiko, sich beim Geschlechtsverkehr mit einem Syphilis-Infizierten anzustecken, liegt bei 30 bis 60 Prozent.
Wichtig ist zudem, dass es nicht auf die Dauer des Geschlechtsaktes ankommt. Anders als zum Schutz vor dem Schwangerwerden (kein sicheres Verhütungsmittel) kann ein Coitus interruptus nicht vor einer Syphilis-Infektion schützen. Auch kann eine Infektion über den Gebrauch von Sextoys durch mehrere Personen geschehen, wenn diese nicht vor der Weitergabe gründlich gereinigt werden.
Im Verlauf der Syphilis treten unterschiedliche Hautveränderungen auf. Hierzu zählen zum einen die so genannten Primäraffekte, die in der ersten Phase der Lues auftreten. Dabei handelt es sich um kleine Geschwüre, die eine farblose Flüssigkeit absondern. Diese ist hochgradig infektiös. Das bedeutet, dass sich in dieser der Syphilis-Erreger in einer hohen Konzentration befindet. Die Primäraffekte treten an den Körperstellen auf, an denen der Erreger eingedrungen ist. Meist sind diese am Penis, den Schamlippen oder am After zu finden. Sie können aber zum Beispiel auch im Mundraum vorhanden sein. Das ist dann der Fall, wenn die Ansteckung beim Oralsex stattgefunden hat.
Im weiteren Verlauf der Lues, dem so genannten Sekundärstadium, bilden sich Haut- und Schleimhautveränderungen, die den gesamten Körper befallen können. Diese sind unabhängig von der Körperregion, an der der Erreger eingedrungen ist. Auch dieses Ekzem kann eine klare Flüssigkeit absondern, über die der Erreger übertragen werden kann.
Theoretisch ist der Syphilis-Erreger daher auch beim Küssen übertragbar, und zwar auch über den Oralsex oder das Küssen des Intimbereichs hinaus. Denn über die Schleimhaut im Mund können, wenn dort kleinste Verletzungen vorliegen, Erreger aus den Absonderungen der Hauterscheinungen aufgenommen werden.
Eine Übertragung des Syphilis-Erregers Treponema pallidum kann auch über das Blut eines Infizierten erfolgen. Dabei kommt zum einen der unmittelbare Kontakt mit Blut in Frage – also dann, wenn eine Person das Blut einer mit Syphilis infizierten Person berührt. Voraussetzung ist hier, dass das Blut über kleinste Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Körper eindringen kann.
In der Praxis kann eine Übertragung der Syphilis über das Blut vor allem über den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen (Drogenkonsum) erfolgen. Theoretisch kann eine Ansteckung mit dem Syphils-Erreger auch über Blutkonserven geschehen. Allerdings sind die Kontrollen rund um die Blutspenden so gut geworden, dass diese Gefahr nahezu ausgeschlossen ist.
Zumindest in der westlichen Welt zählen weit weniger Frauen zu den mit Syphilis infizierten Personen als Männer. In diesen Regionen wird die Syphilis in der Praxis vorrangig unter Männern verbreitet (homosexuelle und bisexuelle Männer). Ein massiv erhöhtes Ansteckungsrisiko besteht für Prostituierte sowie Frauen, deren Partner gleichzeitig sexuelle Kontakte zu Männern pflegen.
Wird eine mit der Syphilis infizierte Frau, deren Erkrankung nicht behandelt wird, schwanger, so kann der Erreger auf das ungeborene Kind übergehen. Ab der 12., spätestens jedoch der 20. Schwangerschaftswoche wird der Syphilis-Erreger über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergegeben. Die Syphilis-Infektion führt oftmals zu Frühgeburten und Fehlgeburten. Wird das Kind lebend geboren, so kommt es nach einer Infektion zu schweren körperlichen Folgen. Diese können sowohl gleich nach der Geburt (Lues connata praecox) als auch ab dem zweiten Lebensjahr (Lues connata tarda) auftreten.
Aufgrund der sorgfältigen Schwangerschaftsvorsorge in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern wird die Syphilis bei einer Schwangeren in der Regel frühzeitig erkannt. Entsprechend kann eine Behandlung rechtzeitig begonnen und die Gesundheit des ungeborenen Kindes geschützt werden.
RKI Robert Koch-Institut – Syphilis RKI Ratgeber: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Syphilis.html (online, letzter Abruf: 15.06.2020)
Amboss – Syphilis (Lues): https://www.amboss.com/de/wissen/Syphilis (online, letzter Abruf: 15.06.2020)
Ich weiß was ich tu (Deutsche Aidshilfe e.V.), Axel Schock – „Mit Syphilis kann man sich auch beim Küssen oder beim Oralverkehr infizieren.“ – Im Gespräch mit einem Allgemeinmediziner: https://www.iwwit.de/blog/2016/04/syphilis-gespraech-mit-allgemeinmediziner/ (online, letzter Abruf: 15.06.2020)
Liebesleben (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)) – Syphilis: https://www.liebesleben.de/fuer-alle/sexuell-uebertragbare-infektionen/syphilis/ (online, letzter Abruf: 15.06.2020)
T-Online – Infektionskrankheit Syphilis: Erreger und Übertragung der Krankheit: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_70905436/syphilis-erreger-und-uebertragung-der-krankheit.html (online, letzter Abruf: 15.06.2020)
aktualisiert am 15.06.2020