Schätzungsweise einhunderttausend Menschen in Deutschland sind nach Erkrankungen oder Unfällen auf einen künstlichen Darmausgang angewiesen. Der künstliche Darmausgang liegt an der Bauchdecke und wird fachsprachlich auch Stoma oder Anus praeter genannt. Die künstliche Körperöffnung wird mit einem Auffangbeutel und einem passenden Klebepflaster versorgt. Eine sichere und komfortable Lösung für den Darmausgang bietet ein modellierbarer Hautschutz. Das ist eine formbare Substanz, die genau an die Öffnung angepasst wird und die Haut um den Darmausgang komplett abdeckt. Auf diese Weise wird die Haut nicht durch die Ausscheidungen gereizt. Der modellierbare Hautschutz ist auch für einen künstlichen Blasenausgang geeignet.
Der modellierbare Hautschutz kommt praktisch bei jedem künstlichen Darmausgang (Anus praeter, Stoma) in Frage. Das moderne System wird allerdings erst selten angewendet. Da die Masse sich beliebig formen lässt, ist eine Versorgung von runden über ovale bis hin zu ganz unregelmäßigen Stoma-Öffnungen möglich.
Ein künstlicher Darmausgang ist vorübergehend oder dauerhaft nötig, wenn die Stuhlentleerung auf dem natürlichen Weg nicht funktioniert oder eine Gefahr bedeutet. Vor allem nach Operationen an unteren Darmanteilen ist eine künstliche Darmöffnung erforderlich. Krankheiten wie Krebs oder chronisch-entzündliche Darmleiden können der Anlass für solche Operationen sein. Für einige Zeit, in der Regel drei Monate, muss der operierte Darm geschont werden und der Kot vor der Stelle ausgeleitet werden. Ein künstlicher Darmausgang muss beispielsweise auch bei Darmverengungen, bei einem stark geschädigten After oder nach Unfällen mit Darm- oder Afterbeteiligung angelegt werden.
Auch bei einem künstlichen Blasenausgang (Urostoma) kommt der modellierbare Hautschutz in Frage. Der Urin muss auf diese Weise ausgeleitet werden, wenn die Ausscheidung über die Harnröhre oder über einen Blasenkatheter nicht möglich ist. Das kann bei Verengungen, Tumoren, nach Unfällen, Operationen oder Strahlenbehandlung der Fall sein.
Eine künstliche Darmöffnung an der Bauchdecke bedeutet, dass der Stuhl dort unkontrolliert abgeht. Damit der Stuhl aufgenommen wird, wird über dem Darmausgang ein Beutel befestigt. Es gibt im Wesentlichen zwei Beutelsysteme. Die einteilige Variante ist ein Beutel, der direkt auf die Haut aufgeklebt wird und zum Wechsel einfach wieder abgezogen wird. Der zweiteilige Stomabeutel besteht aus einer Grundplatte um den Ausgang herum und einem auswechselbaren Auffangsack, der an der Platte befestigt wird.
Die herkömmlichen Auffangsysteme haften jedoch nicht besonders gut. Bei ungünstigem Halt besteht die Gefahr, dass Stuhl (beziehungsweise Urin) z. B. unter der Basisplatte hervortritt. Das kann dann nicht nur zur Verschmutzung und Geruchsbelästigung führen, sondern auch zu Hautreizungen. Und auf erkrankter Haut hält die Versorgung oft noch schlechter.
Die moderne, modellierbare Versorgung des Ausgangs reduziert diese Probleme. Es handelt sich um eine Masse, die in der Mitte ein Loch aufweist. Die Substanz ist formbar und kann einfach und exakt modelliert werden. Die Haut um das Stoma (künstliche Öffnung) herum und an dessen Rand wird durch die gut haftende Masse abgedeckt. Somit können auch unregelmäßig geformte Öffnungen umkleidet werden. Bei richtiger Modellierung entsteht weder eine Einengung noch eine störende Kante oder Spitze. Der Hautschutz ist wasserdicht. Kot und Urin treten nicht mehr unter die Deckplatte und verursachen keine Hautreizungen.
Nach der Reinigung der Haut - klares Wasser oder eine pH-neutrale, nicht fettende Waschlotion genügt meist - kann die modellierbare Hautschutzplatte aufgebracht werden. Die Masse wird mit dem vorhandenen Loch so geformt, dass es sich genau an die Stoma-Öffnung anpasst. Wenn sie die optimale Form hat, wird sie auf die Haut gedrückt. Am Rand der künstlichen Körperöffnung wird die Masse noch einmal so angeknetet, dass sie sich dort anschmiegt. Nun kann das Beutelsystem angebracht werden.
Die Versorgung des Stomas mit dem modellierbaren Hautschutz ist in den allermeisten Fällen unproblematisch. Nicht völlig auszuschließen sind dennoch allergische Reaktionen oder Hautreizungen. Auch besteht bei dem Beutelsystem die Gefahr, dass Kot oder Urin nach außen gelangt, wenngleich sie geringer als bei herkömmlichen Systemen ist.
Der modellierbare Hautschutz ist eine gute Lösung für den künstlichen Darmausgang oder Blasenausgang. Gegenüber der herkömmlichen Versorgung bietet dieser Hautschutz einige Vorteile. Die Ausscheidungen gehen seltener „daneben". Die Betroffenen fühlen sich sicherer und müssen seltener Reizerscheinungen und Schmerzen an der Haut ertragen. All das kann die Lebensqualität der Menschen mit künstlichem Darm- oder Blasenausgang steigern.
aktualisiert am 19.09.2016