Eine Steißbeinfistel ist ein kleiner Gang im Gewebe, der oft zu akuten oder chronischen Entzündungen führt. Dies kann sehr schmerzhaft für den Betroffenen sein. Um den Patienten von seinen Beschwerden zu befreien, muss die Fistel entfernt werden, alternative Verfahren haben sich in der Praxis nicht bewährt. Auch ein Vernähen ohne Weiteres ist bei der Steißbeinfistel nicht sinnvoll.
Ebenfalls wird eine Steißbeinfistel, die keine Entzündung aufweist und keine Symptome verursacht, nicht zugenäht. Eine vorsorgliche Behandlung dieser blanden (unauffälligen) Fistel ist nicht erforderlich.
Bei der klassischen radikalen Entfernung der symptomatischen beziehungsweise entzündeten Steißbeinfistel wird zuerst der von der Fistel eingenommene Bereich eingefärbt. Dazu wird eine blaue Flüssigkeit in den Fistelgang injiziert. Anschließend wird der gesamte eingefärbte Hautbereich bis hinunter auf den Steißbeinknochen herausgeschnitten. Im Anschluss werden eventuell verbliebene Reste abgeschabt. Am Ende der Operation wird die Wunde nicht immer zugenäht. In einigen Fällen verbleibt die Gewebelücke, um eine offene Wundheilung zu ermöglichen.
Bei dieser Methode wird ein großes Stück Gewebe entfernt, es entsteht also ein recht großes „Loch“. Da dessen Heilung äußerst lange, zum Teil mehrere Monate, dauert, ist diese Methode oft eine recht große Belastung für die Patienten.
Um den Heilungsprozess zu verkürzen, wurden daher Methoden entwickelt, bei denen nicht so viel Gewebe entfernt wird. So wird zum Beispiel beim sogenannten „Pit Picking“ nur der Eintritt der Fistel, der „Pit“ (Grube), entfernt. Die Fistelgänge werden sehr fein entfernt oder teilweise auch mit Laser behandelt. Außerdem wird eventuell vorhandener Eiter durch einen seitlichen Schnitt abgelassen. Dadurch ist der Schnitt nur wenige Millimeter groß und heilt deutlich schneller.
Welche Methode für den Patienten individuell in Frage kommt, hängt von Art und Ausmaß der jeweiligen Fistel ab und sollte mit dem behandelnden Arzt gemeinsam entschieden werden.
Sowohl offene als auch geschlossene Wundheilung haben Vor- und Nachteile: Während bei erfolgreicher offener Wundheilung das Rezidivrisiko, also die Gefahr, dass die Fistel erneut auftritt, geringer ist, geht die Heilung einer geschlossenen Wunde normalerweise schneller.
Eine offene Wundheilung erfordert besonders gute Hygiene und eine regelmäßige fachkundige Versorgung der Wunde. Sie ist langwierig und daher bei den Patienten eher unbeliebt.
Wenn eine Steißbeinfistel konventionell behandelt wurde, also eine großflächige Entfernung vorgenommen wurde, so kann man für eine geschlossene Wundheilung die Wunde einfach zunähen. Eine Naht, die genau mittig in der Gesäßfalte liegt, bringt aber große Nachteile mit sich: Bei der Gesäßfalte handelt es sich um einen sogenannten „intertriginösen Bereich“. Das bedeutet, hier liegt Haut auf Haut, wodurch Schweißbildung begünstigt wird und sich Bakterien sehr gut vermehren können. So eine Stelle ist kein guter Platz für eine frische Operationsnarbe.
Daher wurden gleich mehrere Methoden entwickelt, um die Narbe aus diesem Bereich heraus zu verlagern. Die bekannteste und am häufigsten angewendete Methode ist das Operationsverfahren nach G. Karydakis, aber auch der ähnlich effektive Limberg-Flap, bei dem die eigentliche Wunde durch einen Hautlappen verdeckt wird, kommt häufig zur Anwendung.
Die Operationsverfahren, bei denen die Naht seitlich liegt, sind zwar etwas aufwändiger als eine einfache Naht auf der Mittellinie, aber sie sind eben auch deutlich besser. Es gibt weniger Probleme mit der Wundheilung und die Rezidivrate ist sehr niedrig, daher wird auch diese Operation oft bei Patienten mit einer erneuten Fistel angewendet. Heutzutage wird die Wunde nach einer Steißbeinfistel-Entfernung nur noch selten mittig zugenäht.
Da es auch bei seitlichen Wundverschlüssen zu Problemen kommen kann, sollten die Patienten auch nach solchen Operationen größtmögliche Hygiene walten lassen und die Wunde regelmäßig von einem Arzt kontrollieren lassen.
aktualisiert am 09.05.2016