Wenn man nicht mehr ohne Schmerzen auf einem herkömmlichen Stuhl sitzen kann oder beim Gehen starke Schmerzen verspürt, kann ein Steißbeinabszess für die Beschwerden verantwortlich sein. Ein solcher Abszess ist eine akute oder chronische Entzündung, die sich im Bereich der Gesäßfalte abgekapselt hat. Die Erkrankung wird in der Regel durch nach innen wachsende Haare verursacht. Bei sorgfältiger und hygienischer Wundversorgung nach der Entfernung des Abszesses sind die Heilungschancen gut. Allerdings sind betroffene Patienten gefährdet, nach der Behandlung erneut an einem Abszess zu erkranken.
Wie bei fast allen Abszessen handelt es sich auch beim Steißbeinabszess um eine Entzündung, die durch Keime wie Bakterien verursacht worden ist. Sie entsteht in aller Regel auf Grundlage der Erkrankung an einer Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis). Hier kann es entweder zu einem akuten oder chronischen Krankheitsverlauf kommen. Schuld an der Entzündung sind in den allermeisten Fällen kleine Härchen, die nach innen wachsen und auf diese Weise einen sogenannten Fistelgang schaffen. In diesem Fistelgang können sich Bakterien und Keime ansammeln, sodass eine Entzündung folgt. Schließlich entsteht ein Eiterherd, das umliegende Gewebe schmilzt ein und ein Abszess entsteht. Somit besteht ein enger Zusammenhang zwischen Steißbeinfistel und Steißbeinabszess.
Besonders gefährdet für die Entstehung eines Steißbeinabszesses oder einer Steißbeinfistel gelten Männer zwischen 20 und 30 Jahren, die unter Übergewicht leiden und eine starke Behaarung aufweisen. Weiterhin begünstigen langes Sitzen, ein schwaches Immunsystem, Veranlagung sowie unzureichende Hygiene die Entstehung eines Abszesses in der Gesäßfalte.
Während die chronische Entzündung keine ausgeprägten Beschwerden verursacht, leiden Patienten bei einem akuten Steißbeinabszess unter äußerst starken Schmerzen. Folgende Symptome zeigen sich sowohl bei einem chronischen als auch bei einem akuten Abszess:
Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Schüttelfrost treten auf, wenn Bakterien ins Blut gelangen. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, um eine Blutvergiftung (Sepsis) zu behandeln beziehungsweise zu vermeiden. Die Blutvergiftung entsteht, wenn der Abszess keine Verbindung nach außen hat und sich nur nach innen entleert, sodass die Krankheitskeime ins Blut übergehen.
Werden im Rahmen eines akuten Abszesses Nervenbahnen gereizt, so kommt es zu starken Schmerzen, die an unterschiedlichen Stellen im Körper auftreten. Einige Patienten klagen beispielsweise über Schmerzen im Bauch oder in der Rumpfgegend. Am häufigsten kommt es allerdings zu Schmerzen im unteren Rücken, am Steißbein oder in der Gesäßfalte selbst. Die Beschwerden können so weit gehen, dass der Betroffene nicht mehr normal sitzen kann oder beim Gehen unter heftigen Schmerzen leidet.
Weil ein akuter Steißbeinabszess zu starken Schmerzen führt und in einigen Fällen eine Ausbreitung der Entzündung mit Sepsis, Abgeschlagenheit und Fieber nach sich zieht, ist es wichtig, diesen sofort zu behandeln. Die chronische Form sollte zwar ebenfalls chirurgisch therapiert werden, allerdings kann der Termin relativ frei gewählt werden, insofern der Patient unter keinen stärkeren Beschwerden leidet.
Um eine gefährliche Blutvergiftung (Sepsis) zu vermeiden, wird der Arzt im Falle eines akuten Abszesses diesen zunächst spalten. Auf diese Weise wird der Eiter entfernt und die Entzündungsreaktion klingt ab. Ansonsten entspricht die Operation von Steißbeinabszessen weitgehend derjenigen von Steißbeinfisteln. Dazu wird anschließend das umliegende Gewebe entfernt, um die erneute Entstehung einer Steißbeinfistel zu vermeiden. Sollte der Steißbeinknochen selbst betroffen sein, ist es außerdem notwendig, den Knochen abzuschaben. Spezielle Methoden der Steißbeinfistel-Behandlung wie das sogenannte Pit Picking eignen sich jedoch nicht für die Behandlung eines Abszesses.
Der Unterschied, ob man wirklich unter einem Steißbeinabszess leidet oder ob vielleicht eine andere Entzündung wie ein Furunkel die Schmerzen verursacht, ist nicht immer leicht zu erkennen. Deswegen sollte man bei Schmerzen im Sitzen, geröteten oder nässenden Stellen in der Gesäßfalte den Hausarzt aufsuchen. Dieser wird die eindeutige Diagnose stellen und anschließend eine Überweisung veranlassen. Der operative Eingriff kann ambulant durchgeführt werden und verläuft meist unter Vollnarkose, bei kleinen Abszessen kann eine örtliche Betäubung ausreichen. Bereits wenige Stunden nach der OP sind die Patienten wieder in der Lage, sich nach Hause zu begeben.
Zwar gibt es einige Hausmittel wie Teebaumöl oder Zugsalbe, jedoch wird der Arztbesuch dringend empfohlen. Andernfalls ist die Gefahr einer Blutvergiftung sehr hoch.
Damit nicht erneut eine Steißbeinfistel entsteht, ist es wichtig, dass die Patienten nach dem operativen Eingriff eine hygienische Wundheilung sicherstellen. Häufig bleibt die Wunde über mehrere Wochen hinweg offen, sodass regelmäßiges Ausduschen und ärztliche Beobachtung erforderlich sind. Zusätzlich ist die Versorgung mit Schmerzmitteln notwendig, um die Beschwerden zu lindern. Wird die Wunde direkt nach der OP geschlossen, liegt das Risiko, erneut an einem Steißbeinabszess zu erkranken, bei bis zu 12 Prozent. Eine offene Wunde, die zwar eine längere Heilung erfordert, senkt das Risiko dagegen auf drei bis sechs Prozent.
aktualisiert am 16.11.2023