Bei Steißbeinfisteln gibt es drei Verlaufsformen: Die blande (symptomlose) Form, die akute Form, bei der eine Entzündung vorliegt und Schmerzen verursacht, und die chronische Form, bei der zwar keine Schmerzen auftreten, aber regelmäßig Fistelsekret abgesondert wird und eine Entzündung vorliegt.
Treten Schmerzen auf, handelt es sich normalerweise um die akute Form einer Steißbeinfistel. Die Fistel ruft eine schmerzhafte Entzündung hervor und in den meisten Fällen wird Blut, Eiter oder Wundwasser abgesondert. Die akute Form ist, ebenso wie die chronische, behandlungsbedürftig. Lediglich bei der blanden Verlaufsform wird meist nicht behandelt, sondern beobachtet, ob die Fistel in eine behandlungsbedürftige Form übergeht.
Mit einer schmerzenden Steißbeinfistel sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen. Die Entzündung muss behandelt werden. Verbleibt sie für längere Zeit unbehandelt, kann sie im schlimmsten Falle systemische Probleme auslösen, die den gesamten Organismus betreffen können.
Alternative Behandlungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Sitzbäder oder Salben, haben sich auf längere Sicht nicht bewährt. Die einzige wirkungsvolle Therapie der akut entzündeten Steißbeinfistel ist die baldige Operation. Allerdings hat sich gezeigt, dass es ratsam ist, zuerst den Abszess zu beseitigen, bevor die komplette Fistel operiert wird. Dadurch kann die Wunde besser heilen und es kommt seltener zu neuen Steißbeinfisteln nach der Operation. Meist wird in einer ersten kleineren Operation lediglich der Abszess eröffnet und Eiter abgelassen. Danach wird, oft mit Hilfe von Antibiotika, der Rückgang der Entzündung abgewartet. Ungefähr zwei Wochen nach Eröffnung des Abszesses wird die eigentliche Fistel operiert. Obwohl es bei einer Operation um einen invasiven Eingriff handelt und, je nach Methode, teilweise recht viel Gewebe entfernt wird, hat der Patient nach der OP meistens deutlich weniger Schmerzen als vorher.
Bis zur Operation kann man die von der Fistel verursachten Schmerzen natürlich bei Bedarf mit Schmerzmitteln behandeln. Dies sollte im Hinblick auf die möglichst zeitnah anstehende Operation aber unbedingt mit dem Arzt abgesprochen werden. Auf keinen Fall sollten gerinnungshemmende Schmerzmittel wie zum Beispiel Aspirin (ASS) eingenommen werden. Stattdessen gibt es geeignete rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol in der Apotheke.
In der Homöopathie wird das Mittel Acidum nitricum gegen Schmerzen bei Geschwüren und Entzündungen angeraten.
Vielen hilft es, die betroffene Stelle am Steiß zu kühlen, da die Kälte Linderung verschafft. Anderen wiederum tut Wärme gut. Hier sollte auf den eigenen Körper gehört werden. Einigen Betroffenen hilft eine Heilsalbe (Zugsalbe). Auch Sitzbäder, beispielsweise mit Kamille, können die Beschwerden lindern, bis eine Operation erfolgt.
Bei der operativen Behandlung sind Verfahren zu bevorzugen, die eine möglichst geringe Belastung für den Patienten darstellen. Bei der klassischen Fistelentfernung wird die Fistel großflächig entfernt, das Ziel ist eine komplette Entfernung sämtlichen Fistel-Gewebes. Dies führt zu großen Wunden und einer langen Heilungsdauer. Wenn möglich, wird daher ein Verfahren mit einer geringeren Belastung des Patienten gewählt. Hier hat sich das sogenannte „Pit Picking“ bewährt, das von dem amerikanischen Arzt John Bascom entwickelt wurde. Beim Pit Picking wird vor allem der sogenannte „Pit“, das ist die Stelle, an der die Fistel aus der Haut austritt, sowie seine abzweigenden Fistelgänge behandelt. Gesundes Gewebe wird bei diesem Verfahren geschont. Die Operationsnarbe ist klein und die Heilung geht deutlich schneller als beim ursprünglichen Verfahren. Allerdings kommt nicht jeder Patient für eine Pit-Picking-Operation in Frage: Besonders ausgedehnte Fisteln oder erneut aufgetretene Befunde lassen sich mit der herkömmlichen Methode besser behandeln. Auch stark übergewichtige Patienten kommen für die Pit-Picking-Methode nicht in Frage.
Die Operation erfordert eine eingehende Nachbehandlung und Einhaltung der Hygiene. Dies fördert die Wundheilung und kann die Beschwerden reduzieren. Auch die Nachbehandlung muss mit dem Arzt besprochen werden. Dieser kann Maßnahmen wie das Ausduschen der Wunde, Sitzbäder oder Salben empfehlen. Allgemein kann der Patient darauf achten, nicht zu rauchen und keinen Alkohol zu trinken sowie sich gesund zu ernähren.
aktualisiert am 08.04.2019