Durch das Verfahren der plastischen Deckung bei einer Operation der Steißbeinfistel soll verhindert werden, dass sich die Operationswunde entzündet. Dazu wird die Narbe aus der Mitte der Gesäßfalte etwas weiter zur Seite verlagert. Ob die plastische Deckung oder eine andere Vorgehensweise bei einem Patienten in Frage kommt, hängt von einigen Voraussetzungen wie der Größe des Eingriffes ab. Es bestehen Vor- und Nachteile, die individuell abgewägt werden.
Der Vorteil, dass nach der plastischen Deckung die Naht nicht mehr mittig in der Gesäßfalte liegt, besteht in einem deutlich verringerten Infektionsrisiko. Die Mitte des Gesäßes ist eine recht unhygienische Region: Durch das Aneinanderreiben der beiden gegenüberliegenden Hautregionen werden Entzündungen begünstigt. Schweiß sammelt sich vor allem mittig in der Falte und da hier auch noch wenig Luft hinkommt, existiert ein gutes Verbreitungsgebiet für verschiedenste Arten von Bakterien.
Um nicht genau an dieser Stelle noch eine Operationswunde zu schaffen, wird bei der plastischen Deckung mit Hilfe von Hautlappen die Narbe zur Seite verlagert. Ein großer Nachteil dieser Verlagerung ist die oft als unästhetisch empfundene seitliche Narbe. Während die Narbe bei einer klassischen Operation nach dem Abheilen praktisch unsichtbar ist, da sie direkt innerhalb der Falte liegt, ist eine seitlichere Gesäßnarbe doch auffälliger.
Die Operation mittels plastischer Deckung ist zwar deutlich ärmer an Komplikationen als ursprüngliche Verfahren, kommt es aber zu Komplikationen, sind diese oft recht groß. Sie können eine starke Belastung darstellen. Durch die Nähe zum After ist auch der Bereich, in dem die Narbe liegt, nicht unbedingt hygienisch einwandfrei. Es können sich Infektionen bilden, die eine aufwendige Behandlung erforderlich machen können.
Muss eine Steißbeinfistel radikal entfernt werden, kommen schonendere Verfahren wie zum Beispiel das sogenannte Pit Picking nicht in Frage. Sie eignen sich bei kleineren Befunden und haben eine relativ kurze Heilungsdauer. Allerdings ist es beim Pit Picking häufiger der Fall, dass die Erkrankung erneut auftritt.
Bei größeren Steißbeinfisteln ist eine ausgedehnte Operation erforderlich. Ein häufigeres Verfahren nach der OP ist die sogenannte offene Wundheilung. Diese führt zwar zu weniger Rückfällen, allerdings ist sie sehr langwierig. Eine aufwendige Versorgung der Wunde ist nötig. Soll die Operationswunde dagegen verschlossen werden, so geschieht das mit plastischer Deckung, um eine mittige Naht zu vermeiden.
Bei kleineren Wunden ist eine plastische Deckung eine gute Möglichkeit, um die Heilung zu beschleunigen. Die Gefahr für Infektionen wird gering gehalten. Bei größeren Eingriffen dagegen hat sich die offene Wundheilung als das bessere Verfahren erwiesen.
Ob eine plastische Deckung durchgeführt werden soll oder ob eine offene Wundheilung zu bevorzugen ist, kann letztendlich nur für jeden Fall gesondert entschieden werden. Hier sollte der Arzt den Patienten genau über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Verfahrens aufklären.
Die Verfahren zur plastischen Deckung sind unterschiedlich. Am häufigsten wird die Operation nach Karydakis angewendet, aber auch die sogenannte Limberg-Plastik und andere, ähnlich gute Verfahren kommen zum Einsatz. Sie alle beruhen auf demselben Prinzip: Die Wunde soll aus der ungünstigen Mitte weiter an die Seite verlagert werden. Lediglich die Vorgehensweise des Chirurgen ist bei jeder der genannten Methoden etwas unterschiedlich, das Wirkprinzip bleibt jedoch das Gleiche.
Auch eine plastische Deckung kann durchaus in Form eines ambulanten Eingriffs stattfinden. Ob der Patient nach der Operation direkt nach Hause entlassen werden kann oder ob ein Krankenhausaufenthalt von ein paar Tagen doch die bessere Alternative ist, hängt von der Größe der Operation, vom allgemeinen Zustand des Patienten sowie davon ab, ob dieser in den ersten Tagen nach der Operation zu Hause Unterstützung, zum Beispiel von Familie oder Freunden, hat.
aktualisiert am 10.05.2016