Bei der offenen Wundheilung erfolgt kein Wundverschluss durch eine Naht. Die Wunde wird offen gelassen und eine sogenannte sekundäre Heilung findet statt. Die offene Wundbehandlung ist das gängige Vorgehen nach einer herkömmlichen Operation der Steißbeinfistel.
Da die offenen Wunden nach Entfernung von Steißbeinfisteln groß sind, bieten sie ein hohes Infektionsrisiko. Daher müssen sie gut versorgt werden. Die Wunde muss einwandfrei sauber und keimfrei gehalten werden, was gerade in der sensiblen Region der Gesäßfalte auf Grund der Lage und der Nähe zum After nicht einfach ist. Daher muss die Wunde mehrmals täglich gereinigt werden. Einige Ärzte verschreiben Tamponaden mit Salben, die die Wundheilung fördern und desinfizierend wirken sollen. Eine offene Wundheilung bietet zwar Vorteile, dies jedoch nur, wenn die Wunde über einen langen Zeitraum gut gepflegt wird.
Die Wunde liegt in einem hygienisch ungünstigen Bereich. Daher ist bis zur vollständigen Heilung auf Sport und andere schweißtreibende Aktivitäten zu verzichten. Schweiß sammelt sich schnell in der Wundregion und kann Infektionen begünstigen.
Die radikale Entfernung der Steißbeinfistel und sämtlicher Fistelgänge mit anschließender offener Heilung erfordert den längsten Heilungsprozess unter den Behandlungsmethoden. Da es sich um eine tiefe Wunde handelt, die meistens bis auf den Knochen des Steißbeins geht, heilt sie nur langsam von unten nach oben. Der Patient sollte sich auf eine Heilungsdauer von mehreren Monaten einstellen.
In der stationären Therapie von offen heilenden Wunden werden Vakuumpumpen eingesetzt. Die Vakuumtherapie beschleunigt die Wundheilung und wäre auch eine große Hilfe bei ambulant behandelten Steißbeinfisteln. Leider zahlen die gesetzlichen Krankenkassen solche Vakuumpumpen selten. Ob eine Vakuumtherapie eventuell angebracht ist und ob es eine Möglichkeit gibt, dass die Kasse zumindest einen Teil der Kosten übernimmt, sollte für jeden Fall individuell mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.
Während kleine Fisteln oft noch gut mit schonenderen Verfahren wie dem Pit Picking oder einer radikalen OP mit geschlossener Wundheilung behandelt werden können, ist bei großen und fortgeschrittenen Fisteln meist die radikale Entfernung mit anschließender offener Heilung die Therapie der Wahl. Auch bei wiederholtem Auftreten von Steißbeinfisteln wird dieses Verfahren häufig angewendet, unter anderem, weil es ein geringeres Risiko für Rezidive (Rückfälle) birgt als das geschlossene Verfahren.
Ist die lange Heilungszeit überstanden und die Wunde vollständig abgeheilt, kann der Patient einiges tun, um einem erneuten Auftreten von Steißbeinfisteln vorzubeugen.
Eine gute Hygiene ist die Grundvoraussetzung, besonders nach einer vorangegangenen Operation. Außerdem sollte der Bereich zwischen den Gesäßfalten frei von Haaren gehalten werden. Normales Rasieren birgt die Gefahr, dass abgeschnittene Härchen in die falsche Richtung wachsen, einwachsen und zu einer erneuten Fistel führen. Daher sollte entweder mit einer vom Arzt verschriebenen Creme enthaart werden, oder aber die Haare dauerhaft mit einer Laserbehandlung entfernt werden.
aktualisiert am 09.05.2016