Zur Entstehung von Steißbeinfisteln gibt es mehrere Theorien. Geklärt ist die Entstehung bis heute nicht, allerdings wird angenommen, dass es mehrere mögliche Ursachen gibt. Eine gängige Theorie besagt, dass die Fistel durch nach innen wachsende Haare verursacht wird. Wächst ein Haar in die Haut ein, führt das zwar nicht zwangsläufig zu einer Fistel, in den meisten Fällen wird das Haar von der Haut abgestoßen und resorbiert (von selbst aufgelöst). Kommen aber viele unglückliche Umstände zusammen, bildet sich im Bereich des eingewachsenen Haares eine Entzündung und ein Fistelgang entsteht. Durch diesen Gang kann es zu weiteren Entzündungen und zur Bildung schmerzhafter Abszesse kommen.
Steißbeinfisteln können aber auch angeboren sein. Es wird angenommen, dass es sich um eine Entwicklungsstörung handelt. Das in der Embryonalzeit vorhandene Neuralrohr, aus dem sich unter anderem das Nervensystem entwickelt, hat sich in diesem Fall nicht zurückgebildet. Es verbleibt eine kleine Öffnung, aus der sich die Steißbeinfistel entwickelt.
Auch wenn das Haar bei den angeborenen Fisteln keine Rolle spielt, kann eine Haarentfernung dennoch bewirken, dass zum Beispiel weniger Entzündungen auftreten. Hier muss jedoch die richtige Methode gewählt werden, denn es besteht die Gefahr, dass die Haarentfernung die Bildung der Fisteln noch verschlimmert.
Eine Steißbeinfistel kann durch eingewachsene Haare entstehen. Daher ist eine Möglichkeit der Vorbeugung die Haarentfernung in der Gesäßfalte. Dies bietet zwar keinen vollständigen Schutz vor dem Auftreten einer Steißbeinfistel, senkt aber das Risiko. Patienten, denen eine Steißbeinfistel entfernt wurde, sollten darüber nachdenken, eine dauerhafte Enthaarung der Region in und um die Falte des Gesäßes vornehmen zu lassen. Dies kann zum Beispiel mit einer Laserbehandlung geschehen. Alternativ kann die genannte Region auch regelmäßig mit einer medizinischen Enthaarungscreme behandelt werden. Einfaches Rasieren hilft dagegen nicht, im Gegenteil: Es kann das Risiko noch erhöhen, da gerade die abgeschnittenen Reste der Haare leicht einwachsen können.
Ist eine Steißbeinfistel vorhanden, hat die Entfernung der Haare keine Auswirkungen mehr auf die Fistel. Steißbeinfisteln können zwar durch eingewachsene Haare entstehen, die Probleme werden aber vor allem durch die Entzündung verursacht. Eine vorhandene Steißbeinfistel kann nur durch eine Operation beseitigt werden.
Handelt es sich um die blande Verlaufsform, bereitet die Fistel also keinerlei Probleme und wird auch kein Eiter oder anderes Wundsekret abgesondert, ist keine Behandlung nötig. Die Fistel verschwindet zwar normalerweise nicht wieder, aber die Chancen stehen gut, dass sie symptomfrei bleibt. Dennoch sollte sie gut beobachtet werden, blande Fisteln können auch in ein behandlungsbedürftiges Stadium übergehen.
Entzündete akute oder chronische Fisteln sollten dagegen unbedingt behandelt werden, sonst verursachen sie noch mehr Probleme. Nach der Operation ist der Bereich um die Wunde frei von Haaren zu halten, zumindest bis zur vollständigen Ausheilung der durch die Operation entstandenen Wunde. Aber auch danach profitieren die Patienten durch ein geringeres Rückfallrisiko von einer Haarentfernung.
Eine Garantie, dass die Fisteln nicht wieder auftreten, gibt es leider nicht. Auch bei Patienten, die ihren Haarwuchs im gefährdeten Bereich dauerhaft beseitigen lassen haben, kann es zu Rezidiven (erneutem Auftreten) kommen.
aktualisiert am 06.06.2019