Bei der sogenannten „blanden“ Verlaufsform ist zwar eine Steißbeinfistel vorhanden, diese bereitet jedoch keinerlei Probleme und ist nicht entzündet. Auch wenn eine blande Steißbeinfistel sich jederzeit entzünden und damit in die behandlungsbedürftige akute Form übergehen kann, wird eine vorbeugende Operation nicht empfohlen. Bei einer blanden Fistel reicht es vorerst aus, die Gefahr einer Entzündung so gering wie möglich zu halten. Daher sollten die Patienten sorgfältig bei der täglichen Körperhygiene sein. Eine Haarentfernung im betroffenen Bereich kann das Risiko senken. Hier sollte am besten eine dauerhafte Entfernung, zum Beispiel mittels Laser, angewandt werden, einfaches Rasieren bietet keinen ausreichenden Schutz. Bei vorwiegend sitzenden Tätigkeiten sollten regelmäßig Pausen mit Bewegung eingelegt werden und eventuell zwischendurch der Gesäßbereich von Schweiß gesäubert werden.
Bei akuten oder chronischen Steißbeinfisteln wird heutzutage zu einer Operation geraten. Früher angewandte alternative Methoden wie Sitzbäder oder die Behandlung mit starker Kälte haben sich nicht bewährt.
Bei akuten Fisteln sollte zuerst die Entzündung behandelt werden und im Anschluss operiert werden. Das hält das Risiko für ein erneutes Auftreten der Steißbeinfistel so gering wie möglich. Bei einer Operation wird die Fistel entfernt und Eiter und Fistelsekret abgelassen. Um ein erneutes Auftreten einer Steißbeinfistel nach einer Operation zu vermeiden, ist es grade bei starker Behaarung hilfreich, eine dauerhafte Haarentfernung im Bereich der Gesäßfalte durchführen zu lassen.
Zum jetzigen Zeitpunkt stellt die Operation die einzige wirksame Behandlung von Steißbeinfisteln dar. Heutzutage wird nach Möglichkeit so operiert, dass die Wunde nicht mehr in der Mitte der Gesäßfalte ist, da hier die Komplikationsrate am höchsten ist. Daher wird die Fistel durch einen seitlichen Schnitt und eine sogenannte Plastik nach unterschiedlichen Verfahren ein Stück aus der Falte heraus verlagert. Trotzdem handelt es sich bei einer radikalen großflächigen Entfernung der Steißbeinfistel um einen recht großen Eingriff, der eine lange Heilungsphase nach sich zieht.
Bei der herkömmlichen Operation wird die Steißbeinfistel großflächig und somit möglichst komplett entfernt. Dieses Verfahren soll zwar die Rückfallgefahr so gering wie möglich halten, stellt jedoch eine große Belastung für den Patienten dar. Die Heilung der großen Wunde dauert oft mehrere Monate. Gerade bei der offenen Wundheilung, die oft gewählt wird, weil es bei ihr deutlich weniger Rückfälle gibt, dauert die vollständige Heilung lange. Es kommt wegen der ungünstigen Lage der Wunde oft zu Wundheilungsstörungen. Da viele Patienten diese Belastungen nicht mehr in Kauf nehmen wollen, setzen sich die alternativen Operationsverfahren immer mehr durch.
Beim Pit Picking werden in erster Linie die sogenannten „Pits“, also die Stellen, an denen die Fistel mit der Hautoberfläche in Berührung tritt, behandelt. So entsteht eine wenige Millimeter große Wunde in der Gesäßfalte. Um den angesammelten Eiter abzulassen, wird seitlich der Falte meist ein Entlastungsschnitt gesetzt. Manchmal können zwei oder mehr Entlastungsschnitte notwendig werden.
Pit Picking kann als ambulanter Eingriff durchgeführt werden und die Heilung findet in deutlich kürzerer Zeit als bei der konventionellen Methode statt und es ist mit weniger schweren Einschränkungen als bei einer radikalen Entfernung der Fistel zu rechnen. Allerdings besteht ein gewisses Risiko für Rückfälle. Pit Picking wird vor allem bei Patienten angewandt, bei denen zum ersten Mal eine Steißbeinfistel aufgetreten ist. Für Patienten mit starkem Übergewicht ist diese Methode dagegen nicht geeignet.
Auch nach einer Operation mit der Pit-Picking-Methode kann eine dauerhafte Haarentfernung in der Region der Gesäßfalte vor allem bei stark behaarten Patienten das Risiko für das erneute Auftreten einer Steißbeinfistel erheblich senken. Andere vorbeugende Maßnahmen wie eine gute Hygiene tragen ebenfalls zum dauerhaften Erfolg der Behandlung bei.
aktualisiert am 09.05.2016