Die Speiseröhre (Ösophagus) ist ein schlauchförmiges Organ, das der Beförderung der geschluckten Speisen und Flüssigkeiten vom Mund in den Magen dient. Um diese Funktion ausüben zu können, bedarf es mehrerer verschiedener Muskeln in der Organwand. Wichtig sind insbesondere die Verschlussmuskeln am Anfang und am Ende zum Magen hin. Letztere verhindern auch den Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre.
Bei verschiedenen Muskel- und Gewebeproblemen kann eine Ösophagus-Operation angezeigt sein.
Ein Hals-Divertikel (Zenker'sches Divertikel oder Zenker-Divertikel) ist eine Aussackung der Speiseröhre. Dadurch, dass die Muskulatur der Speiseröhre im obersten Bereich sich beim Schluckakt nicht ausreichend aufweitet, kommt es zu einer Druckerhöhung. Es entstehen Schwachstellen in der Muskulatur, die Schleimhaut kann sich durch eine Lücke nach außen ausstülpen. Unter Umständen besteht diese Aussackung (Divertikel) dauerhaft. Seltener können auch in anderen Bereichen der Speiseröhre Divertikel bestehen.
Eine Achalasie ist eine Entleerungsstörung am Speiseröhren-Ausgang. Durch eine mangelnde Erschlaffung des muskulären Verschlusses, meist durch Schäden an Nervenzellen verursacht, kann der Speisebrei nicht richtig in den Magen geschafft werden und staut sich auf.
Der umgekehrte Fall besteht bei einer Muskelschwäche des Ösophagus-Ausgangs. Mageninhalt kann dann zurück in die Speiseröhre gelangen (gastro-ösophagealer Reflux). Diese Refluxkrankheit ist häufig. Sie tritt besonders bei erhöhtem Bauchdruck, beispielsweise bei Übergewicht oder in der Schwangerschaft, auf. Auch durch Stress, bestimmte Nahrungsmittel oder Alkohol kommt es über erhöhte Magensäureausschüttung nicht selten zur Refluxkrankheit. Im Zusammenhang mit der Refluxkrankheit besteht nicht selten auch eine so genannte Hiatushernie, bei dem Magenanteile sich über eine Zwerchfelllücke aus der Bauchhöhle in die Brusthöhle hineinschieben.
Bei einem Zenker-Divertikel (Schleimhautausstülpung) bestehen bei kleinen Befunden oft keine Beschwerden, es können Schluckbeschwerden auftreten. In größeren Aussackungen setzen sich Nahrungsreste ab, die nach einer Zeit zu faulen beginnen. Es kommt oft zu unangenehmem Mundgeruch, die Speisereste können besonders während des Schlafens in die Mundhöhle zurückfließen. Wenn diese auch in das Atemwegsystem gelangen, kann sich sogar eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) entwickeln. Sehr selten entsteht als Komplikation ein Loch in der Divertikelwand oder eine Verbindung (Fistel) zur Luftröhre.
Bei der Achalasie kommt es ebenfalls oft zu Schluckbeschwerden und Schmerzen, Nahrung kann wieder in den Mundraum hochkommen. Die Nahrung kann sich dermaßen aufstauen, dass es zu einer massiven Aufdehnung des Ösophagus kommt. Auch hierbei kann durch in die Atemwege gelangende Speisereste eine Lungenentzündung ausgelöst werden. In manchen Fällen kann nach länger bestehender Achalasie Krebs entstehen.
Bei der Refluxkrankheit wird durch den Rückfluss des sauren Nahrungsbreis oder manchmal auch von Gallenflüssigkeit die Schleimhaut in der Speiseröhre angegriffen. Der Patient verspürt Sodbrennen, Schmerzen hinter dem Brustbein. Die Beschwerden verstärken sich beim Bücken, bei körperlichen Anstrengungen und nach Mahlzeiten. Es kann auch Husten und Heiserkeit bestehen. Oftmals entwickelt sich eine Entzündung (Refluxösophagitis). Durch lang andauernde Schädigung entwickeln sich Geschwüre, verziehende Narben und Engstellen. Auf dem Boden der Schleimhautveränderungen kann es zu bösartigen Tumoren (Ösophaguskarzinom) kommen.
Hinweise auf die Erkrankung ergeben sich meist schon durch die Befragung des Patienten (Anamnese).
Zenker-Divertikel und Achalasie werden durch eine spezielle Röntgen-Breischluck-Untersuchung dargestellt. Bei Achalasie und Reflux ist eine endoskopische Untersuchung (Spiegelung) angezeigt. Der Druck, den der untere Speiseröhrenschließmuskel ausübt, kann bestimmt werden (Manometrie).
Schluckstörungen können nicht nur durch ein Zenkersches Divertikel oder eine Achalasie, sondern auch durch andere Umstände wie beispielsweise eine Schilddrüsenvergrößerung oder durch eine Entzündung (Ösophagitis) mit narbiger Verengung verursacht werden. Insbesondere muss aber ein Ösophagus-Karzinom ausgeschlossen werden. Ein Reflux macht mit Schmerzen hinter dem Brustbein ähnliche Beschwerden wie eine Angina pectoris, die bei Herzerkrankungen auftritt.
Bei einer Achalasie (Verengung des Speiseröhren-Ausganges) werden zunächst Medikamente eingesetzt. Auch eine Aufdehnung mittels eines Ballonkatheters ist eine sinnvolle Therapiemöglichkeit, ohne eine Operation durchführen zu müssen. Bei der Refluxkrankheit werden in der Regel ebenfalls zuerst Medikamente eingesetzt.
Operationen an der Speiseröhre finden in den meisten Fällen in Vollnarkose statt.
Ein Zenkersches Divertikel wird meist über einen Halsschnitt operiert, der zwischen Ohr und Brustbein geführt wird. Die zu wenig erschlaffende Muskulatur am Anfang des Ösophagus wird durchgetrennt. Die Aussackung wird in der Regel dabei mit entfernt.
Eine moderne Methode, bei der allerdings die Erfolgsaussichten auf lange Sicht noch nicht bekannt sind, besteht in einer Operation mit einem optischen Gerät über den Mund (transorale Schwellenspaltung). Dabei wird die zu starke Muskulatur ebenfalls durchgeschnitten, die Ausstülpung wird jedoch belassen.
Die Eingriffe am Ösophagusausgang beziehungsweise Mageneingang, also bei Achalasie und Refluxkrankheit, können über zweierlei Zugangsmethoden erfolgen. Entweder wird ein herkömmlicher Bauchschnitt (Laparotomie) vorgenommen oder eine Bauchspiegelung. Bei letzterer wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet.
Bei der Achalasie wird die Muskulatur des unteren Speiseröhrenverschlusses durchgeschnitten (Myotomie). Häufig wird dann eine Manschette aus Magenanteilen um die untere Speiseröhre geführt (Fundoplastik oder Fundoplikatio), um zu verhindern, dass schädigender Mageninhalt in den Ösophagus gelangt.
Beim Reflux wird direkt eine solche Fundoplikatio angelegt.
Besteht eine Hiatushernie (Magenbereiche befinden sich im Brustraum), so muss der Magen wieder in den Bauchraum hineingezogen werden und entweder innerhalb des Bauchraums angenäht werden (Gastropexie), oder die Zwerchfelllücke muss durch Vernähen verkleinert werden (Hiatoplastik).
Bei Komplikationen oder besonderen Verhältnissen, die erst während der Operation bemerkt werden, kann es notwendig werden, die Operationsmethode zu ändern, beispielsweise von einer Bauchspiegelung zu einer Operation über einen Bauchschnitt.
Bei der Operation an der Speiseröhre können in der Nähe liegende Organe und Strukturen verletzt werden. Dadurch können Blutungen und Nachblutungen entstehen. Wird der Bauchnerv (Nervus vagus) in Mitleidenschaft gezogen, so kann unter anderem der Weitertransport vom Magen in den Zwölffingerdarm gestört werden.
Wird bei einem Halseingriff der Stimmbandnerv geschädigt, kann es manchmal zu Heiserkeit und selten zu Atembehinderungen kommen. Bei anderen Nervenverletzungen kann es zu Lähmungen oder Taubheitsgefühl kommen. Nahtverbindungen sind manchmal nicht dicht, so dass es unter anderem zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) kommen kann, die lebensbedrohlich sein kann. Auch kann es zu Speiseröhrenverengungen kommen. Verwachsungen im Bauchraum können weitere Komplikationen nach sich ziehen.
An den Bauchdecken-Schnittwunden kann es zu Brüchen (Hernien) kommen. Entzündungen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung mit eventuellen ästhetischen und funktionellen Problemen können sich ergeben. Allergien können ebenfalls auftreten.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Beim Zenker-Divertikel bestehen nach Abtragung gute Aussichten, dass es nicht erneut auftritt. Die Achalasie kann bisweilen wieder auftreten, vor allem, wenn der vorhergehende Abschnitt der Speiseröhre bereits geweitet war. Eine Refluxkrankheit kann meist durch die Therapie geheilt werden.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden.
In den Tagen nach der Operation kann der Patient bald wieder normal essen, allerdings sollte in der Anfangszeit die Nahrung sehr gut gekaut werden und gewissenhaft geschluckt werden.
Sollten Probleme auftreten, die Zeichen einer Komplikation sein könnten, beispielsweise bleibende Schluckstörungen oder Fieber, so sollte in kurzer Zeit der Arzt informiert werden.
Bei einer Achalasie sollten auch nach einer Operation regelmäßige Kontrollen erfolgen, bei denen Krebsentstehung ausgeschlossen werden muss.
aktualisiert am 16.11.2023