Nicht alle Sehnen sind von einer Sehnenscheide umgeben. Sehnenscheiden kommen vor allem an den Stellen vor, wo die Sehne besonders geschützt werden muss. Dies ist beispielsweise an den Sehnen des Handgelenkes, der Finger und der Zehen der Fall. Bei einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) ist primär dieses Gleitgewebe der Sehne entzündet. Bei einer Sehnenentzündung (Tendinitis/Tendinose) ist die Sehne selbst entzündet.
Die Ursachen unterscheiden sich für beide Erkrankungen nicht wesentlich. Häufigster Grund für eine Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündung ist Überbelastung. Diese kann durch immer wiederkehrende monotone Tätigkeiten am Arbeitsplatz (Computertätigkeit, Arbeit als Gärtner oder Masseur) oder in der Freizeit (Tennis, Klettern, Laufen, Spielen eines Musikinstrumentes) ausgelöst werden. In einzelnen Fällen sind auch Bakterien, hormonelle Veränderungen oder eine andere Erkrankung wie Diabetes mellitus, Gicht oder rheumatoide Arthritis die Ursache für eine Tendinitis oder Tendovaginitis.
Die klassischen Symptome für beide Erkrankungen sind Schmerzen und Schwellung, manchmal auch Überwärmung oder Rötung im betroffenen Gebiet. Dabei treten die Schmerzen zu Beginn eher bei Belastung auf. Bei Fortbestehen der Entzündung klagen die Patienten häufig auch über nächtliche Schmerzen oder Ruhescherzen. Manueller Druck auf die Sehne oder Sehnenscheide ist ebenfalls schmerzhaft. Die Beweglichkeit im Bereich der angrenzenden Gelenke ist durch die Schmerzen eingeschränkt. Manchmal kommt es beim Bewegen zu Reibegeräuschen (Schneeballknirschen).
Auch die Behandlung unterscheidet sich nicht zwischen einer Sehnen- und einer Sehnenscheidenentzündung. Das Mittel der Wahl ist die Ruhigstellung und die Vermeidung der auslösenden Bewegungen. Die Ruhigstellung erfolgt meist in einer Schiene (Orthese) oder in einem Tapeverband. Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können ebenfalls helfen. Außerdem sorgt Kühlung (Quarkwickel, kühlende Salben oder Wickel, Kühlpads) für eine Reduzierung der Entzündung und der Schmerzen. Elektrotherapie und Stoßwellentherapie können außerdem hilfreich sein. Physiotherapie ist ratsam. Hierbei können sowohl ungünstige Bewegungsmuster aufgedeckt und optimiert werden als auch Dehnungs- und Kräftigungsübungen angeleitet und durchgeführt werden. Ziel der Physiotherapie ist es, erneuten Sehnen- oder Sehnenscheidenentzündungen vorzubeugen.
Wenn diese Maßnahmen nicht anschlagen, kann auch eine Infiltration (Gabe einer Spritze) mit Cortison und einem Lokalanästhetikum (Betäubungsmittel) in das entzündete Gebiet erfolgen. Bei Verläufen, die auf die sonstigen Therapiemaßnahmen nicht ansprechen, wird öfter operiert. Hierbei können entzündete Sehnenscheiden gespalten und entzündetes Gewebe entfernt werden.
Hirslanden Blog, Dr. med. Stephan Bürgin – Nur wer die Ursache kennt, kann der Sehnenscheidenentzündung den Kampf ansagen: https://blog.hirslanden.ch/2019/10/14/nur-wer-die-ursache-kennt-kann-der-sehnenscheidenentzuendung-den-kampf-ansagen/ (online, letzter Abruf: 23.11.2021)
Gesundheit.de – Was sind Tendovaginitis und Tendinitis?: https://www.gesundheit.de/wissen/haetten-sie-es-gewusst/krankheiten/haeufige-erkrankungen/was-sind-tendovaginitis-und-tendinitis (online, letzter Abruf: 23.11.2021)
spomedial – Tendinitis bzw. Tendinose, Tendovaginitis sowie Insertionstendopathien: http://vmrz0100.vm.ruhr-uni-bochum.de/spomedial/content/e866/e2442/e5017/e5108/e5186/e5206/index_ger.html (online, letzter Abruf: 23.11.2021)
aktualisiert am 25.11.2021