Die Schulter mit den komplexen anatomischen Strukturen ist ein äußerst empfindliches Gelenk. Je nach Art der Verletzung kann es zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkung kommen. Schon die Beschwerden und der Verletzungshergang lassen oft auf eine bestimmte Schädigung in der Schulter schließen. Um die Art des Schadens zu bestimmen und von anderen möglichen Verletzungen abzugrenzen, sind verschiedene Untersuchungen erforderlich.
Das eigentliche Schultergelenk besteht aus Oberarmkopf und Gelenkpfanne sowie mehreren Nebengelenken und einer Gelenkkapsel. Das Schulterblatt, ein flacher Knochen über dem eigentlichen Gelenk, ist mit Muskeln und Bändern versehen. Sie sorgen für den nötigen Halt, wobei trotzdem nur eine lockere Verbindung zwischen Oberarm und Schulterblatt besteht.
Unterschieden wird zwischen Schulterverletzungen in Form von Entzündungen oder Verschleißerscheinungen und Verletzungen durch Gewalteinwirkung (z. B. einem direkten Aufprall auf die Schulter).
Entzündungen oder Verschleißerscheinungen am Schultergelenk werden am häufigsten durch chronische Überlastung und Muskelungleichgewichte hervorgerufen. Dies passiert nicht selten bei sportlichen Betätigungen oder ungewohnter Haltung über einen längeren Zeitraum. Ein Beispiel hierfür ist das Arbeiten über Kopf. Sportarten wie Handball oder Tennis erfordern ebenfalls Bewegungsabläufe über Kopf, bei denen die Schultern stark beansprucht werden. Manche wiederholten Bewegungsabläufe können über Jahre hinweg zu einer scheuernden oder klemmenden Schulter und somit zu einem Reizzustand führen. Schmerzhafte Schwellungen und Entzündungen sind die Folge dieser Belastung. Meist betrifft eine derartige Verschleißerscheinung die Sehnen, Bänder und Schleimbeutel.
Eine Schleimbeutelentzündung unterhalb des Schulterblattes ist oft die Ursache für starke Schmerzen. Der Schleimbeutel befindet sich zwischen dem Schulterdach und den Muskeln, die beansprucht werden, wenn der Arm über die Horizontale hinaus oder zur Seite gehoben wird. Bei übermäßiger Belastung oder Verschleiß wird der Schleimbeutel gereizt und verursacht große Schmerzen bei Druck oder geringen Bewegungen. Deutliche Hinweise auf die Schleimbeutelentzündung ergeben sich aus den Beschwerden und aus der vorherigen Belastung. Aufschlussreich sind zudem bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Kernspintomographie (MRT).
Schultergelenk-Arthrose zählt zu den Entzündungen und Verschleißerscheinungen des Schultergelenkes. Um eine Schulterarthrose zu diagnostizieren, sucht der Arzt zunächst das Patientengespräch. Er macht sich ein Bild über Lebensweise und tägliche Belastung der Schulter durch Alltagsaufgaben, Sport oder Arbeit sowie Dauer und Intensität der Beschwerden. Daraufhin wird der Oberkörper auf Asymmetrie und Muskelschwäche untersucht. Durch das Abtasten erkennt der Arzt Schmerzpunkte und Muskeldefekte. Weiter wird die Halswirbelsäule als Verursacher der Schmerzen ausgeschlossen. Die passive Beweglichkeit und die Beweglichkeit bei Abspreizung und Innenrotation können Aufschluss auf eine vorliegende Arthrose im Schultergelenk geben. Der behandelnde Arzt muss auch eine Entzündung ausschließen. Mit Hilfe eines Röntgenbildes lässt sich zudem erkennen, ob der Gelenkspalt verkleinert ist oder sich Knochenaufbauten gebildet haben, was häufige Symptome der Arthrose darstellt.
Weitere Folgen von Überlastung sind Risse in der Schulterkapsel. Grunderkrankungen, Infektionen durch Bakterien oder Tumore können ebenfalls Ursachen für Schäden in der Schulter sein. Ebenso entstehen Schmerzen bei Gicht und Rheuma. Diese Ursachen lassen sich mit verschiedenen Untersuchungen feststellen wie unter anderem mit bildgebenden Verfahren (Ultraschall, Röntgen, MRT), Blutuntersuchungen, allgemeinen körperlichen Untersuchungen oder Arthroskopie (Gelenkspiegelung).
Direkte Verletzungen entstehen durch Gewalteinwirkung. Diese kann durch einen Sturz, einen Unfall oder einen heftigen Schlag entstehen. Zu den häufigsten Ursachen zählen Sportunfälle, doch auch im Alltag oder Berufsleben werden Schulterverletzungen oft durch zu schweres Heben oder falsche Belastung hervorgerufen. Zudem begünstigen Vorschädigungen und Verschleißerscheinungen der Schulter das Entstehen einer Schulterverletzung durch chronische Belastung und Dauerbeanspruchung.
Eine mögliche Folge von Gewalteinwirkung auf die Schulter ist die Luxation. Dieser Verrenkung liegt ein Kontaktverlust mit den gelenkbildenden Knochenenden zu Grunde. Wer eine Schulterluxation hatte, muss mit einer verbleibenden Instabilität des Gelenkes rechnen. Bei einer Schädigung des Gelenkes kann die Schulter durch einen operativen, arthroskopischen (in Gelenkspiegelung stattfindenden) Eingriff stabilisiert werden. Unter ausreichender Gabe von Schmerzmitteln wird der Arzt bei der Untersuchung die Gelenkposition und Durchblutung des Schultergelenkes überprüfen. Eine ebenso wichtige Rolle spielen die Bewegung (Motorik) und der Berührungssinn (Sensorik). Durch Röntgenaufnahmen lässt sich eine Luxation ebenso feststellen wie die Verletzung von Knochen durch den Aufprall. Teilweise kann eine Luxation sowie deren Begleiterscheinungen nur durch eine Computertomographie oder das MRT (Kernspin- oder Magnetresonanztomografie) festgestellt werden. Eine Arthroskopie (Spiegelung) zur Untersuchung des Gelenkes wird nur selten vorgenommen.
Häufig betroffen ist die Rotatorenmanschette in Form eines degenerativen Rotatorenmanschettenrisses. Die Rotatorenmanschette wird aus vier Muskeln gebildet. Einer Ruptur liegt ein Riss in einer oder mehrerer Sehnen der Muskeln zugrunde, was eine Einschränkung der Bewegungsfreiheit bis hin zur Schulterversteifung zur Folge hat. Diese Risse erfordern erst im fortgeschrittenen Stadium eine Operation. Bei einer Rotatorenmanschettenruptur kann die Diagnose meist schon anhand des Krankheitsbildes und der Symptome gestellt werden. So zählen Schulterschmerzen und eine geschwächte Muskulatur zu den typischen Symptomen. Auch hier wird der behandelnde Arzt zunächst einige Fragen an den Patienten über die Art und Dauer der Beschwerden stellen. Die körperliche Untersuchung beinhaltet die Einschätzung der Beweglichkeit der Schulter durch unterschiedliche Funktionstests (Impingementtests) wie den Tests nach Neer, nach Hawkins-Kennedy und nach Jobe (Supraspinatus-Test). Mit diesen Tests kann eine Muskelschwäche nachgewiesen werden, die wiederum auf eine Rotatorenmanschettenruptur deuten. Auch der drop-arm-Test zählt zu den beliebten Methoden, eine Verletzung der Rotatorenmanschette festzustellen. Der betroffene Arm wird auf 90 Grad angehoben und muss aus eigener Kraft oben gehalten werden, um eine Verletzung auszuschließen. Ergänzend zu diesen Tests wird auf Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen zurückgegriffen.
Beim Impingement-Syndrom werden die Sehnen zwischen Schulter- und Schultereckgelenk eingeklemmt. Mögliche Folgen sind oftmals Entzündungen und Sehnenrisse. Hier kann die Ursache durch verschiedene Operationstechniken beseitigt werden. Das Impingementsyndrom lässt sich leicht anhand der typischen Beschwerden feststellen. Der Arzt erkundigt sich zunächst nach bestehenden Risikofaktoren für den Schulterverschleiß. Bei der körperlichen Untersuchung kommen daraufhin meist Bewegungseinschränkung und Schonhaltung des Armes zum Vorschein. Der Betroffene hat Schmerzen beim Abspreizen des Armes. Um sicher zu gehen, greift der Arzt auch hier auf einige Funktionstests zurück(unter anderem Jobe-Test, Impingement-Test nach Neer, Hawkins-Test, Nacken- und Schürzengriff, Test auf einen sogenannten schmerzhaften Bogen). Der Arzt betastet zudem die Sehnenansätze, Gelenke und Reizpunkte ab. Auch Ultraschall, MRT und Röntgenuntersuchungen werden begleitend zur Feststellung des Impingementsyndroms eingesetzt.
Durch einen starken Gewalteinfluss kann es zu Knochenbrüchen kommen, die häufiger das Schlüsselbein als den Oberarmkopf betreffen. Auch betroffen ist oft das Schulterdach mit dem Rabenschnabelfortsatz, dem Schulterblatt und der Schulterpfanne. Ist der Bruch stabil, reicht ein Gipsverband aus. Bei komplizierten Brüchen ist es notwendig, die Schulter operativ mit Verplattungen oder fixierenden Schrauben und Drähten zu stabilisieren. Bei Knochenbrüchen im Schulterbereich kommt zur Diagnose fast ausschließlich das Röntgenverfahren zum Einsatz. Lediglich bei komplizierten Brüchen wird die Computertomographie mit dreidimensionaler Rekonstruktion empfohlen. Eine Kernspintomographie (MRT) erleichtert zudem das Erkennen von Begleitverletzungen wie Bänderrissen.
aktualisiert am 02.12.2019