Der Labrumabriss (Labrumläsion) oder auch SLAP-Läsion (die Abkürzung steht für "superiores Labrum von anterior nach posterior") ist eine klassische Schulterverletzung. Der Labrumabriss kann mit sich bringen, dass das Schultergelenk sich ohne Gewalteinwirkung von außen auskugelt.
Das Labrum ist eine Gelenklippe und besteht aus einer etwa drei bis vier Millimeter breiten Struktur aus Knorpeln und Fasern, die das Schultergelenk und die Gelenkpfanne umfasst und für dessen Stabilität sorgt. Das bindegewebsartige Labrum ist dem Meniskus ähnlich. Diese Gelenklippe sitzt dort, wo die lange Bizepssehne beginnt. Das Labrum stützt die Schulter passiv und sorgt nicht nur für maximale Beweglichkeit des Gelenks, sondern zugleich für Stabilität, damit die Schulter schweren Belastungen standhält. Zudem steuert das Labrum die aktiven Stabilisatoren der Schulter, wie etwa die Rotatorenmanschetten-Muskulatur.
Bei einer Verrenkung der Schulter (Luxation) springt das Gelenk aus der Gelenk-Pfanne. Dabei kann es passieren, dass das Labrum – welches das Schultergelenk umschließt – abreißt. Die Verrenkung der Schulter ist eine häufige Form der Verletzung bei Sportarten wie Skifahren, Handball oder Basketball. Diese Verletzung kann entstehen bei Schlägen gegen die Schulter oder Stürzen auf den ausgestreckten Arm, auch beim Anheben schwerer Gegenstände oder bei Wurfbewegungen. Auslöser ist ein plötzlicher Zug oder Druck auf die gespannte Bizepssehne.
Ist das Labrum durch einen Abriss beschädigt, kommt es bei vielen Patienten immer wieder zu Verrenkungen, auch ohne Sturz oder andere Gewalteinwirkungen. Dabei kann die Schulter bei jeder Verrenkung weitere Verletzungen davontragen.
Das Labrum kann auch unbemerkt abreißen, es entstehen keine Schmerzen. Der Patient hat keine Symptome. Meist leiden die Patienten jedoch unter stechenden Schmerzen im Gelenk bei bestimmten Bewegungen.
Abgeklärt wird ein eventueller Abriss des Labrums durch eine spezielle Untersuchung, die Schulterspiegelung (eine Arthroskopie). In Einzelfällen ist der Abriss des Labrums bereits in einer Untersuchung im Kernspintomographen (MRT) zu sehen. Eine Untersuchung im MRT nach Verabreichung von Kontrastmitteln bringt die besten Ergebnisse. Beim Röntgen oder CT ist die Läsion (Beschädigung) des Labrums nicht erkennbar. Die Abklärung dieser Verletzung ist daher schwer.
Durch eine Operation sollte das Labrum im Falle eines solchen Abrisses wieder fixiert werden, es heilt nicht ohne Eingriff alleine aus – zumal eine Labrumläsion meist einhergeht mit anderen Schulterverletzungen, etwa einem Riss der Rotatorenmanschette. Für den operativen Eingriff gibt es zahlreiche verschiedene Operationsverfahren – je nachdem, an welcher Stelle das Labrum geschädigt wurde. Sieben verschiedene Arten des Labrumabrisses werden unterschieden. Häufig wird zur Behandlung ein arthroskopischer oder endoskopischer Eingriff vorgenommen. Beim klassischen Abriss erfolgt der Eingriff minimal-invasiv: Das Labrum wird über kleine Zugänge mit kleinen Ankern aus Titanlegierungen wieder an der Gelenkpfanne befestigt. Auf diese Weise kann es wieder an seiner ursprünglichen Stelle einwachsen. Manchmal muss die Schulter auch offen operiert werden.
Nach der Operation wird die Schulter vier bis sechs Wochen ruhiggestellt. In der Zeit wird die Schulter passiv durch Physiotherapeuten bewegt. Nach sechs Wochen wird die Schulter schonend bewegt, kann schrittweise wieder im Alltag eingesetzt und belastet werden. Es dauert wesentlich länger, bis nach einem solchen Eingriff wieder Sport betrieben werden kann. Je nach Sportart kann die Schulter erst in sechs bis zwölf Monaten wieder im Sport belastet werden.
aktualisiert am 23.09.2022