Plötzlich auftretende Schmerzen in der Schulter, gerötete, überwärmte Stellen sowie eine Schwellung machen die Diagnose einer akuten Schleimbeutelentzündung an der Schulter relativ einfach. Egal, ob es sich um eine chronische oder eine akute Schleimbeutelentzündung handelt – in der Regel entscheiden sich Mediziner für die konservative Therapie, bei der auf eine Operation verzichtet wird. Ziel der Therapie ist es, eingeklemmte Muskeln und Sehnen zu befreien, die Schmerzen zu lindern und die Entzündung zu heilen.
Besteht eine Schleimbeutelentzündung, spricht man von der sogenannten Bursitis. Der Schleimbeutel ist auch unter dem lateinischen Begriff Bursa synovialis bekannt und ist während einer Bursitis entzündet. In der Schulter gibt es mehrere Schleimbeutel:
Einige der Schleimbeutel der Schulter sind miteinander verbunden. Das hat zur Folge, dass eine Entzündung eines der Schleimbeutel auf angrenzende Schleimbeutel übergehen kann. Zudem kann es auch zu Gelenkentzündungen kommen, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Schleimbeutel mit dem Gelenk verbunden sind.
Über dem Schultergelenksdach befindet sich die Bursa subacromialis. Dieser Schleimbeutel sorgt dafür, dass der Knochen des Oberarmes nicht gegen das Schulterdach stößt. Er dient sozusagen als Puffer und kann sich entzünden, wenn der Oberarm oft angehoben wird.
Zwischen dem Schultergelenk und dem Deltamuskel (einem großen Muskel, der über dem Schultergelenk liegt) liegt die Bursa subdeltoidea. Dieser Schleimbeutel besitzt eine ähnliche Puffereigenschaft an der Schulter. Auch hier kann eine Entzündung entstehen, wenn der Arm durch Anheben stark beansprucht wird. Betroffen sind meist Maler oder Elektriker, die über dem Kopf an einer Decke arbeiten müssen.
Die Bursa subcoracoidea beschreibt den Schleimbeutel zwischen dem Oberarmknochen und dem Rabenschnabelfortsatz, welcher ein Knochenfortsatz des Schulterblattes ist. Die Bursa subtendinea musculi subscapularis liegt dagegen zwischen Endsehne des Unterschulterblattmuskels und dem Schultergelenk.
Um nachzuvollziehen, was eine Entzündung des Schleimbeutels an der Schulter bedeutet, ist es wichtig, die Funktion eines Schleimbeutels im menschlichen Körper zu kennen. Schleimbeutel sitzen überall dort, wo Gelenke stark beansprucht werden. Ein Schleimbeutel ist eine Art Gewebekissen, das mit Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) gefüllt ist. Dieses Kissen dient als Puffer, um Gewebe, Muskeln, Sehnen und Knochen zu schützen. An der Schulter finden sich vier wichtige dieser Schleimbeutel, von denen sich jeder aufgrund falscher oder übermäßiger Belastung entzünden kann.
Dabei unterscheidet man die akute und die chronische Schleimbeutelentzündung voneinander. Während bei der akuten Entzündung die Symptome plötzlich auftreten, entwickeln sie sich bei der chronischen Entzündung über eine längere Dauer hinweg. Der Schleimbeutel dehnt sich wegen der Entzündung aus, sodass Muskeln und Knochen in der Schulter eingeklemmt werden. Die Folge sind starke Schmerzen. Folgende Symptome sind für eine Schleimbeutelentzündung typisch:
Besonders nachts, wenn der Körper zur Ruhe kommt, verstärken sich die Schmerzen. Patienten wachen unter Umständen mit starken Schmerzen auf, wenn sie sich im Schlaf drehen und die Schulter belastet wird.
Die Schleimbeutelentzündung der Schulter, insbesondere die Bursitis subacromialis, ist meist die Folge von falscher oder übermäßiger Belastung. Deswegen gelten vor allem Personen als gefährdet, die beruflich mit Arbeiten über der Schulterhöhe zu tun haben, wie beispielsweise Maler oder Tapezierer. Allerdings sind auch Sportler gefährdet, die im Rahmen von Wurf- und Schlagsportarten die Schulter überanstrengen. Darüber hinaus können Kalkablagerungen, die zum Alterungsprozess hinzugehören, für eine Bursitis sorgen, genauso wie Verschleiß und Abnutzung die Ursache darstellen können.
Um die Schleimbeutelentzündung an der Schulter zu diagnostizieren, wird der Arzt den Bereich abtasten und anschließend einen Ultraschall vornehmen. Röntgenuntersuchungen sowie die Magnetresonanztomographie (MRT) sichern den Befund. Um herauszufinden, ob Bakterien an der Entzündung schuld sind, wird der Arzt außerdem eine Punktion durchführen und über eine Kanüle eine Probe entnehmen, um diese auf Krankheitserreger zu untersuchen.
Je nach Ausprägung der Schleimbeutelentzündung kann schon Ruhe für eine enorme Besserung der Schmerzen führen. Die Ruhigstellung und Schonung führt dazu, dass sich die Entzündung im Schleimbeutel zurückbilden kann, sodass Knochen und Muskeln nicht länger eingeklemmt sind. Die Schmerzen gehen ebenfalls zurück. Zusätzlich können Patienten die betroffene Stelle immer wieder kühlen, um den Heilungsprozess zu unterstützen und schmerzstillende, entzündungshemmende Medikamente einnehmen. Sind Bakterien an der Entzündung schuld, wird der Arzt außerdem Antibiotika verschreiben. Darüber hinaus ist die Physiotherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Ziel ist es, die volle Bewegungsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen.
Jedoch führt die konservative Behandlung nicht immer zum gewünschten Erfolg. In diesem Fall sind operative Maßnahmen sinnvoll: Der entzündete Schleimbeutel wird im Rahmen einer Schlüssellochoperation entfernt, um die Entzündung dauerhaft zu heilen. Auch Kalkdepots, die für eine Entzündung hervorgerufen oder begünstigt haben, werden auf diese Weise effektiv entfernt. Die Operation dauert in der Regel wenige Minuten und die Schulter kann bereits nach wenigen Tagen wieder belastet werden. Auch wenn die Therapie sich über mehrere Wochen hinweg erstrecken kann, sind die Heilungschancen sehr gut. Sollte der Patient operiert worden sein, so bildet der menschliche Körper binnen kurzer Zeit einen neuen Schleimbeutel, sodass die therapierte Schleimbeutelentzündung an der Schulter keinen weiteren Einfluss mehr auf die zukünftige Funktion haben wird.
aktualisiert am 15.07.2022