Die letzte Nachfrage ist nun auch schon einige Monate her, aber ich will trotzdem einmal hierzu antworten, weil es der/dem ein oder anderen vielleicht ein wenig Leid ersparen kann. Meine Erfahrungen hierzu:
(Fach-)Arzt: Verdachtsdiagnosen (Bursitis, Impingement)
MRT: Anzeichen für
Schleimbeutelentzündung als auch Impingement(s) festgestellt
- ein CAM-Impingement wurde festgestellt, bzw. 2 Impingements (an beiden Hüftgelenken je ein sehr kleines, welche zunächst von 2 Fachärzten übersehen wurden),
- Verschleißerscheinungen des Gelenkknorpels (was bei Engstellung im Hüftgelenk die Schmerzen erklären würde) soweit aber nicht hinreichend feststellbar,
- zudem traten die Schmerzen jahrelang nur einseitig auf, die andere Seite war trotz Impingements aber durchgehend schmerzfrei.
Ich habe letztlich nachgegeben und einer operativen Entfernung des (schmerzseitigen) Impingements zugestimmt, weil im Rahmen physiotherapeutischer Maßnahmen keine Besserung erzielt wurde und selbst eine Infiltration der Hüfte mit einem Schmerzmittel nur sehr kurze Zeit geholfen hat (nur ca. 2 Tage - das war die Schmerzen, die bei der Infiltration auftraten nicht wert). Wie befürchtet haben die Schmerzen auch nach erfolgreicher OP (ohne Komplikationen) und normaler Abheilung des Gewebes weiterhin bestanden.
Das Impingement hatte NICHTS mit den Schmerzen zu tun!
Art des Schmerzes:
Anhand der Beschreibung des Schmerzes oben kann ich natürlich nur grob einschätzen, ob es mit meinen Beschwerden vergleichbar ist. Aber auch bei mir handelte es sich um "Schmerzen in der Leiste die bei Aussenrotation am meisten Beschwerden machen". Um es genauer zu beschreiben, kann ich noch anfügen, dass mit zunehmender Belastung zunehmend häufiger ein plötzlich und kurzzeitig auftretender stark stechender Schmerz entstand, der so intensiv war, dass ich für ein paar Minuten nicht mit dem Bein auftreten konnte - der Schmerz trat insbesondere in bestimmten Belastungshaltungen auf (Hocken bzw. Aufstehen aus der Hocke oder aus tieferer Sitzposition, z.
B. nach dem Schuhe zubinden oder Aufstehen vom Klo; intensives Steigen bei höher angewinkeltem Bein, wie z.B. beim Wandern, hohe Treppenstufen oder mehrere kleinere Stufen gleichzeitig; Laufen oder Gehen über einen längeren Zeitraum).
Ambulante
Rehabilitation:
Im Rahmen einer ambulanten Reha, die primär bezüglich anderer Beschwerden durchgeführt wurde, bin ich dann u.a. auch wieder in physiotherapeutischer Behandlung gewesen und habe dort die noch immer bestehenden Hüftprobleme angesprochen. Die behandelnde Physiotherapeutin, eine wirklich erfahrene und kompetente Dame, die sich gut mit Sportverletzungen auskannte, hatte anhand meiner Schmerzbeschreibungen und des Rotationstest einen anderen Verdacht. Sie suchte und drückte mit den Fingern eine bestimmte Stelle im Bereich des Oberschenkels bzw. der Leiste und traf exakt punktgenau die Stelle, an der sonst der stechende Schmerz auftrat, begleitet von jenem Schmerz - wohl gemerkt zu einem Zeitpunkt bzw. in einem Zeitraum, zu dem ich keinerlei übermäßige Belastung in der Hüfte hatte. Dennoch konnte sie damit den Schmerz sehr intensiv hervorrufen.
Einschätzung der Physiotherapeutin:
Es ist der Psoas-Muskel (Musculus psoas major) bzw. der Teil, der als Illiopsoas-Muskel (Musculus iliopsoas) bezeichnet wird, der die Schmerzen verursacht. Sie ging davon aus, dass einseitige Belastung der Muskulatur hierfür verantwortlich ist. Sie erklärte, dass bei Belastung, insbesondere beim Sport, die Muskulatur im Bereich der Oberschenkel meist nur einseitig belastet und trainiert wird (die meisten Fitnessübungen oder Belastungen beim Sport, so z.B. auch beim Radfahren, trainierten den Psoas NICHT). Das hat die fatale Konsequenz, dass der Psoas als Gegenspieler (klassisches Beispiel: Strecker gegen Beuger) im wahrsten Sinne des Wortes "zu kurz kommt". Denn wenn jener nicht auch trainiert wird, kann er seinem stärkeren Gegenpart immer weniger entgegensetzen, sich mit der Zeit sogar verkürzen. Wenn sich ein Muskel verkürzt, steht er bei Belastung nur noch mehr unter Spannung. Durch den Verlauf des Psoas bzw. Iliopsoas entstehen daher bei bestimmten Bewegungen Schmerzen - unterschiedliche Belastungssituationen können hierbei in verschiedenen Bereichen Schmerzen zur Folge haben.
Dass eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis) vermutet oder sogar nachweislich diagnostiziert wird, ist nicht weiter verwunderlich. Denn zwischen der Sehne des Musculus iliopsoas und der Eminentia iliopubica (Knochenerhebung des Hüftknochens) befindet sich die Bursa iliopectinea - der größte Schleimbeutel im Bereich des Hüftgelenks. Infolge einer Verkürzung, also höheren Spannung bei Belastung, sollte auch von einer stärkeren Belastung des Schleimbeutels auszugehen sein, welche zunehmend zu einer Reizung oder ggf. sogar Entzündung führen kann.
Hierzu Auszüge aus medizinischen Quellen aus dem Internet:
zu den Syptomen des sogenannten "Psoas-Sydroms":
"Wenn die Ursache Überbelastung ist, hat in der Regel eine allmähliche Entwicklung über mehrere Wochen oder Monate stattgefunden, mit Schmerzen vorne an der Hüfte oder in der Leiste. Zu Beginn verspüren die Patienten den Schmerz nur in Verbindung mit schmerzerzeugenden Aktivitäten, und die Beschwerden verschwinden, sobald die Aktivitäten eingestellt werden. Die Erkrankung kann sich im Laufe der Zeit so verschlechtern, dass die Symptome auch im Ruhezustand auftreten. Dies entwickelt sich häufig über viele Monate.
Die Symptome stehen häufig mit bestimmten sportlichen Aktivitäten wie Laufen oder Gymnastik in Zusammenhang. Der Schmerz befindet sich in der Leistenmitte, möglicherweise strahlt er nach unten zur Oberschenkelvorderseite bis zum Knie aus. Mitunter ist ein Schnappen in der Hüfte oder Leiste zu vernehmen („schnappende Hüfte“). Manche Patienten verspüren Schmerzen im vorderen Knie oder im unteren Rücken als Folge eines harten Lenden-Darmbein-Muskels."
(Quelle:
[Link anzeigen]/)
zur Beschreibung und Funktion des Iliopsoas-Muskels:
"2.2 Ansatz
Musculus psoas major und Musculus iliacus ziehen durch die lateral gelegene Lacuna musculorum und inserieren gemeinsam als Musculus iliopsoas am kleinen Rollhügel (Trochanter minor) des Oberschenkelknochens (Femur).
2.3 Sonstiges
Im Bereich des Hüftgelenks ist ein Schleimbeutel, die Bursa iliopectinea zu finden.
[...]
4 Funktion
Der Musculus iliopsoas ist der stärkste Beuger des Hüftgelenks. Er ist ebenfalls an der Aufrichtung des Rumpfes aus der Rückenlage beteiligt [...] Zudem kann er den Oberschenkel nach außen rotieren."
(Quelle: https://flexiko
[Link anzeigen])
Empfehlung:
Meine Empfehlung an alle, bei denen sich Schmerzen auf ähnliche Art und Weise im Bereich der Leiste/Hüfte und evtl. auch im vorderen Oberschenkel, im oberen Knie oder im unteren Rücken zeigen, wie oben beschrieben steht - insbesondere wenn bei Euch die Schmerzen erstmals bei oder nach dem Sport, Fitnesstraining, Gymnastik, etc. aufgetreten sind:
Geht zu einem Physiotherapeuten, erklärt eure Schmerzsituation, verweist darauf, dass es insbesondere bei Außenrotation auftritt und bittet explizit um eine Abtastung des Psoas- bzw. Iliopsoas-Muskels in Ruhelage und bei Anspannung.
Wenn sich beim Abtasten der Schmerz herbeiführen lässt, dann habt Ihr eure Ursache.
Hierzu wird Euch der Physiiotherapeut dann einige wenige Übungen nennen, die sich zum Trainieren des Psoas eignen (auch für zuhause). Ärztlicherseits müsste konsequenter Weise weitere Physiotherapie, Reha-Sport oder gezieltes Reha-Training zum Muskelaufbau verschrieben werden.
Wenn Ihr bei Youtube "Psoas" eintippt, werdet Ihr an ganze Reihe an Videos mit Übungen hierzu finden.
Eine Operation ist hierbei jedenfalls grundsätzlich üblicherweise NICHT notwendig, NICHT zielführend, NICHT zu empfehlen!
Dies entspricht meiner persönlichen Meinung. Zwar bin ich nur ein medizinischer Laie, allerdings spreche ich aus jahrelanger eigener Erfahrung als Betroffener. Etwas das Ärzte gerade nicht von sich behaupten können. Ich wage sogar zu behaupten, dass Ärzte, wenn sie selbst bereits über Jahre hinweg unter bestimmten gesundheitlichen Problemen gelitten haben, ihre Arbeit ganz anders verrichten würden - sich insbesondere deutlich respektvoller gegenüber ihren Patienten verhalten. Sei es auch bloß, indem sie ihren Patienten nur einmal vernünftig zuhören.
Ich hoffe, ich konnte einigen von Euch mit meiner Antwort helfen.
Laßt Euch nicht unterkriegen!
Gute Besserung! ;)
S.