Während der Schwangerschaft kann sich das Schlafverhalten mehrfach verändern. Viele werdende Mütter klagen über Schlafstörungen. Dies kann mit unterschiedlichen Faktoren zusammenhängen.
Eine Schwangerschaft ist jedes Mal ein aufregendes Ereignis, das mit zahlreichen Veränderungen im Leben verbunden ist. Vor allem, wenn es das erste Kind ist und die Erfahrung einer Schwangerschaft völlig neu ist, machen sich viele Frauen Sorgen. Eine Schwangerschaft wirft tausend Fragen auf: Entwickelt sich das Baby normal? Wird alles gut gehen? Wird man der Verantwortung und der Mutterrolle gewachsen sein? Die vielen Gedanken, die einem durch den Kopf gehen, können für schlaflose Nächte sorgen.
Hinzu kommt die hormonelle Umstellung. Zu Beginn der Schwangerschaft fühlen sich viele Frauen häufig müde und schläfrig. Schuld daran ist der erhöhte Progesteronspiegel. Und obwohl man sich tagsüber matt und abgeschlagen fühlt, kann das Progesteron nachts dazu führen, dass man nicht schlafen kann und sich folglich am nächsten Tag noch müder fühlt.
Nach den ersten drei Monaten hat sich der Körper an die Hormonumstellung gewöhnt, aber zu Schlafstörungen kann es dennoch kommen. Der zunehmende Bauchumfang erschwert es, eine bequeme Schlafposition zu finden. Es kommt häufiger zu nächtlichem Harndrang oder Sodbrennen in der Schwangerschaft. Wadenkrämpfe oder Unruhe in den Beinen (Restless-Legs-Syndrom) lassen die betroffenen Frauen nicht ein- oder durchschlafen. Auch spürt die werdende Mutter jetzt die Schlaf- und Wachphasen des Kindes deutlich und diese stimmen häufig nicht mit dem eigenem Schlafbedürfnis überein. Gegen Ende der Schwangerschaft können auch Ängste vor der Geburt wach halten.
Baldrian, Hopfen und Melisse wirken beruhigend und schlaffördernd. Besonders geeignet sind sie als Tee. Baldrian-Dragees können ebenfalls eingenommen werden. Vorsicht ist geboten bei Tropfen, da diese meist Alkohol enthalten. Ein warmes Wannenbad, zum Beispiel mit Lavendelzusatz, wirkt nicht nur wohltuend, sondern auch entspannend und schlaffördernd.
Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Atemübungen können dazu beitragen, ruhiger zu werden. Ablenkung kann auch helfen. Wer nicht einschlafen kann, sollte Licht machen und ein Buch lesen und sich nicht schlaflos herumzuwälzen.
Bei Ängsten vor der Geburt oder anderen Fragen rund um die Schwangerschaft sollte sich keine Frau scheuen, ihren Arzt oder die Hebamme zu fragen. Der Austausch mit anderen Müttern kann entlastend und beruhigend wirken.
Der Harndrang in der Schwangerschaft kann von Wassereinlagerungen in den Beinen kommen. Es kann daher hilfreich sein, die Beine zwischendurch immer einmal wieder hochzulegen, besonders vor dem Schlafengehen. Um Wasser in den Beinen (Ödeme) zu vermeiden, helfen Kompressionsstrümpfe. Weiterhin gilt Schlafen auf der linken Seite als vorteilhaft für Schwangere. Bei rechtsseitiger Lage kann das Kind mitunter auf die untere Hohlvene drücken, was die Entwicklung von Ödemen in den Beinen begünstigt.
Häufig drückt das Kind zusätzlich auf die Blase. Dagegen lässt sich wenig tun. Um zu vermeiden, dass man nachts zu häufig aufstehen muss, sollte man besser tagsüber mehr trinken und abends weniger Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Weil das Kind mit fortschreitender Schwangerschaft immer mehr Platz braucht, drückt die Gebärmutter den Magen nach oben. Das kann dazu führen, dass Magensäure leichter in die Speiseröhre fließt, was Sodbrennen verursacht. Natron in einem Glas Wasser aufgelöst ist ein bewährtes Hausmittel dagegen. Außerdem kann man sich zum Schlafen ein paar zusätzliche Kissen unter Kopf und Rücken schieben, sodass man mit leicht erhöhtem Oberkörper liegt.
Rund 14 Prozent der Frauen leiden unter nächtlichen Wadenkrämpfen in der Schwangerschaft. Ursache können Mineralienmangel, insbesondere Magnesiummangel sein. Zu wenig Bewegung kann die nächtlichen Muskelschmerzen ebenso begünstigen wie eine Überlastung der Muskulatur durch Sport oder langes Stehen. In der Schwangerschaft verändert sich der Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt. Durch den häufigen Harndrang werden Mineralstoffe über den Urin ausgeschieden. Gegen die Wadenkrämpfe kann Magnesium eingenommen werden.
Ein weiteres Problem in den Beinen ist das Restless-Legs-Syndrom (RLS), unter dem fast jede dritte Schwangere leidet. Kribbeln, Zucken oder Unruhe in den Beinen hindern dann am Einschlafen. Möglicherweise stehen die Restless Legs in Zusammenhang mit Eisenmangel. Da die Unruhe in den Beinen nach der Geburt wieder verschwindet, liegt auch ein hormoneller Zusammenhang nahe. Warum die Krankheit in der Schwangerschaft auftritt, wissen Forscher nicht genau. Die bei RLS üblichen Medikamente sind für Schwangere nicht zugelassen. Beinmassagen oder Kneippgüsse können ebenso hilfreich sein wie moderate Bewegung, zum Beispiel in Form von Spaziergängen oder Yoga. Eisen- und Folsäurepräparate können das Restless-Legs-Syndrom lindern, sollten aber nur in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Ausreichend Schlaf ist in der Schwangerschaft besonders wichtig. Schwangere sollten nach Möglichkeit mindestens sieben Stunden pro Nacht schlafen. Auch tagsüber sollte man – sofern es möglich ist – der Müdigkeit nachgeben und ein Nickerchen machen.
Die Schlafposition kann man sich vor allem im späteren Verlauf der Schwangerschaft bequemer machen, indem man ein Kissen zwischen die Knie und unter den Bauch legt. Wenn das Baby nachts wach ist und strampelt, lässt sich nur wenig tun. Manchmal hilft es, wenn man eine Baby-Spieluhr aufzieht, auf den Bauch legt und abspielen lässt.
Synthetische Schlafmittel kommen für Schwangere nicht in Frage, weil sie in den Organismus des Kindes übergehen. Akupunktur und Homöopathie können bei einigen Frauen ebenfalls Schlafstörungen lindern, sollten aber nur in ärztlicher Begleitung angewandt werden.
aktualisiert am 06.06.2019