Eines der beliebtesten Schlafmittel ist Alkohol. Nach zwei Flaschen Feierabendbier oder einem Viertelliter Wein machen sich wohlige Entspannung und Müdigkeit breit. Dies wird jedoch mit einigen Nachteilen erkauft. Alkohol wirkt sich nicht nur auf die Gesundheit negativ aus, sondern auch auf die Erholsamkeit des Schlafs und die Schlafdauer.
Nach Alkoholgenuss fühlt man schnell eine gewisse Bettschwere. Die kreisenden Gedanken kommen zur Ruhe, der Körper entspannt sich, die Stimmung bessert sich, der Ärger und der Stress des Tages sind für eine Weile vergessen. Tatsächlich erleichtert ein alkoholischer Schlummertrunk das Einschlafen. Der Parasympathikus, der Teil des vegetativen Nervensystems, der für Erholung und Verdauung zuständig ist, wird durch den Alkoholgenuss angeregt. Man findet leichter in den Schlaf. Jedoch ist dieser Schlaf nicht annähernd so erholsam wie der Schlaf in nüchternem Zustand. Ein kleines Glas Wein oder ein Viertelliter Bier machen müde und können den Schlaf fördern. Doch wer dies zu seinem täglichen Ritual macht, merkt schnell, dass eine Gewöhnung einsetzt und der Körper ein höheres Maß an Alkohol braucht, um die gleiche Entspannung zu spüren.
Bereits geringe Mengen von Alkohol stören den gesunden Ablauf der Schlafphasen. Statt nach dem Einschlafen in leichten REM-Schlaf zu fallen, sinkt der Körper sofort in einen Tiefschlaf. Die REM-Phasen sind ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Schlafes. REM steht für „rapid eye movement“ und wird so bezeichnet, weil sich während dieser Phase die Augen hinter den geschlossenen Lidern bewegen. REM-Schlaf dient dazu, mithilfe von Träumen die Geschehnisse des Tages zu verarbeiten und Stress zu bewältigen. Fehlt der REM-Schlaf, kommt es zu Konzentrationsstörungen, schlechteren Gedächtnisleistungen und Einschränkungen der motorischen Fähigkeiten. Zudem kann Alkohol die normale Atmung behindern, was zu nächtlichem Schnarchen führen kann.
Innerhalb der nächsten Stunden wird der Alkohol vom Körper langsam abgebaut. In der zweiten Nachthälfte, die eigentlich dem Tiefschlaf vorbehalten ist, ist der Schlaf unruhig, häufig auch unterbrochen von abruptem Aufwachen und Mundtrockenheit. Jetzt setzt die anregende Wirkung des Alkohols ein. Wieder einschlafen fällt danach schwer. Oft geht der Alkoholabbau mit erhöhtem Schwitzen einher, da sich die Herzfrequenz erhöht. Bis zu zehn Prozent des Alkohols werden mit dem Schweiß wieder ausgeschieden. Wer noch einmal einschlafen kann, wird dann oft von wirren Träumen geplagt, denn nun arbeitet der Sympathikus, der Teil des vegetativen Nervensystems, der für Aktivität zuständig ist. In der Folge fühlt man sich am nächsten Morgen nicht frisch und erholt.
Wird Alkohol regelmäßig genossen, setzt eine Gewöhnung des Körpers ein. In der Folge muss noch mehr Alkohol konsumiert werden, um einen Effekt zu erzielen. Wird dieser Kreislauf nicht unterbrochen, entwickelt sich eine Alkoholabhängigkeit. Diese bringt nicht nur erhebliche gesundheitliche Schädigungen mit sich, sondern es zeigen sich auch Entzugserscheinungen, sobald dem Körper kein Alkohol mehr zugeführt wird. Hinzu kommen alkoholbedingte Schlafstörungen mit einem Erwachen um drei oder vier Uhr morgens, das in keinen Schlaf mehr führt. Werden dann Beruhigungsmittel eingenommen, steckt man schnell in einem Kreislauf aus Alkohol und Schlafmitteln, der nur mit einer körperlichen Entgiftung und einer Therapie zu bewältigen ist. Selbst bei trockenen Alkoholikern können diese Schlafstörungen noch jahrelang weiter bestehen.
Wer ruhig und erholsam schlafen möchte, sollte Alkohol nur bis spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen konsumieren. Ein Glas Wein oder eine Flasche Bier schaden dem Schlaf nicht – auch wenn dies immer individuell von Geschlecht und körperlicher Verfassung abhängig ist. Von täglichem Alkoholgenuss, auch in kleinen Mengen, ist abzuraten. Zwei oder drei Tage in der Woche sollten alkoholfrei bleiben.
aktualisiert am 30.11.2018