Eine Schlafstörung (Dyssomnie) ist eine Erkrankung, bei der dem Betroffenen ein gesundes, reguläres Schafverhalten (in Bezug auf die Qualität oder Quantität) fehlt. Die Problematik kann die Einschlafphase oder die Durchschlafphase betreffen und wird dementsprechend als Einschlafstörung bzw. Durchschlafstörung bezeichnet. Je nachdem, wie lange die Schlafstörung besteht, differenziert man sie in eine kurzfristige (akute) oder langfristige (chronische) Erkrankung.
Jeder Mensch braucht Schlaf (ungefähr ein Drittel unseres Lebens verbringen wir mit dem Schlafen), denn während des Schlafprozesses kommt es zur Entspannung und Regeneration des Körpers. Das Bewusstsein und das Kreislaufsystem (Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz) werden in ihrer Aktivität herunterreguliert. Es kommt zu Reparatur- und Erneuerungsprozessen. Neu entstandene Energie kann als Reserve gespeichert werden. Zusätzlich werden in der Schlafphase Lern- bzw. Gedächtnisleistungen des Gehirns aktiviert. Im Gegensatz zu einem Bewusstlosen, ist ein Schlafender zu jedem Zeitpunkt aufweckbar. Die Wecksschwelle, die durch die Stärke des Weck-Reizes gekennzeichnet ist, kann jedoch stark variieren. Um verschiedene Schlafstörungen voneinander abzugrenzen, muss man die Einteilung des Schlafprozesses in unterschiedliche Schlafstadien berücksichtigen. Abhängig von diesen lassen sich verschiedene Gehirnaktivitäten im Elektroenzephalogramm (EEG) nachweisen. Dieses wird mit Hilfe von Elektroden am Kopf des Menschen befestigt und spiegelt die Gehirnaktivität anhand von elektrischen Potentialen wieder. Während des Wachzustandes sind Alphawellen (ca. 10 Hz) sichtbar. Befindet sich der Proband im Tiefschlaf, so entstehen Deltawellen (ca. 2 Hz). Zwischen dem Stadium des Wachzustandes und dem des Tiefschlafes zeigen sich Beta- und Thetawellen. Der Schlafprozess wird in den REM- (Rapid Eye Movement - schnelle Augenbewegungen) und Non- REM- Schlaf unterteilt. Bei Säuglingen besteht die Schlafphase zu fast 60% aus dem REM- Schlaf (Herz und Atemfrequenz steigen an, die Muskulatur ist gelähmt, die Augen bewegen sich schnell- horizontal), bei Erwachsenen reduziert sich der Anteil auf 20 Prozent. Der REM- Schlaf wird auch als paradoxer Schlaf bezeichnet, da im EEG Einschlaffrequenzen in Form von abnehmenden Alpha- bis hin zu Theta- Frequenzen vorliegen, die Weckschwelle aber der des Tiefschlafes (Deltawellen) entspricht.
Mithilfe von Weckversuchen hat man festgestellt, dass der Mensch in den REM-Phasen träumt. Die Schlafdauer kann von Mensch zu Mensch stark variieren. Säuglinge brauchen fast 15 Stunden Schlaf, Erwachsenen können 5 Stunden schon reichen. Als Kurzschläfer bezeichnet man die Personen, die zwischen 5 bis 6 Stunden Schlaf brauchen, während Langschläfer 8 bis 9 Stunden schlafen.
Kommt es zu einem gestörten Schlaf oder sogar zu einer Schlaflosigkeit (Insomnia), so leidet der Betroffene unter dem Schlafentzug. Müdigkeit, mangelnde Konzentration, Gereiztheit und eine Depression können Folgen des Schlafmangels sein. Momentan sind ein Viertel der deutschen Bürger von einer Schlafstörung betroffen. Diese große Anzahl verdeutlicht die Wichtigkeit einer richtigen Diagnose und guten Therapieempfehlungen, denn häufig kommt es durch die Schlafstörung zu Problemen im sozialen Umfeld (Arbeit, innerhalb der Familie oder unter Freunden).
Der Entstehungsmechanismus einer Schlafstörung ist vielseitig (multifaktoriell). Stress (z. B. Prüfungsangst), Belastung, zu viele Reize in der Umgebung (wie Lärm oder ein zu helles Schlafzimmer), eine Reise in eine andere Zeitzone (Jetlag), Medikamente, Tumor-und Krebserkrankungen allgemein, spezielle Hirntumoren (Hypothalamus- Hypophyse, Pinealorgan), ein psychisches Trauma, ein schnarchender Partner oder ein schreiendes Kind, eine Verengung (Obstruktion) der Atemwege (Schlafapnoesyndrom), zu große Mandeln (Adenoide/ Tonsillen) bei Kindern, die deren Nasenrachen- Bereich verengen, eine Angstneurose, eine Depression oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) können Ursache der Schlafstörung sein. Auch anhaltende Allergien, Infekte, eine Depression, eine Schizophrenie, ein Drogen- bzw. Alkoholkonsum, Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft und körperliche Symptome wie ein nächtlicher Toilettengang (Nykturie) provozieren eine Schlafstörung. Aufgrund der vielfältigen Ursachen ist die Diagnostik der Schlafstörungen umfangreich.
Da es verschiedene Formen von Schlafstörungen gibt, fallen die Symptome in ihrer Form und Stärke unterschiedlich aus. Zum einen gibt es Betroffene, die unter einer Einschlafstörung leiden. Diese wälzen sich stundenlang im Bett, finden einfach keine Ruhe (die Gedanken schweifen umher), kontrollieren immer wieder die Uhrzeit und stressen sich mit dem Gedanken nicht genug Schlaf zu bekommen.
Personen, die unter einer Durchschlafstörung leiden, berichten, dass sie normal einschlafen, dann jedoch meist zu einer bestimmten Uhrzeit immer wieder aufwachen. Ihr Schlaf ist sehr unruhig. Der Oberbegriff Dyssomnie lässt sich weiter differenzieren in eine Hypo- und Hypersomnie. Der Begriff „Somnus“ stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „Schlaf“.
Bei einer Hyposomnie leidet der Betroffene an einem Schlafmangel. Bei einer Hypersomnie ist der Erkrankte ständig müde und schläft in allen Situationen, in denen er zur Ruhe kommt, ein. Gefährlich wird die Hypersomnie im Zusammenhang mit dem Autofahren oder der Betätigung von Maschinen während der Arbeit.
Als Narkolepsie wird ein zwanghaftes Schlafen (aus dem Stand heraus verliert die Muskulatur ihre Anspannung und der Betroffene fällt zu Boden) bezeichnet.
Personen mit einem Restless-Legs-Syndrom leiden unter Beinbewegungen, die ungewollt und unkoordiniert stattfinden.
Beim Schlafapnoesyndrom schnarcht der Betroffene (die Luftwege im Nasenrachenraum kollabieren) und es kommt immer wieder zu kurzen Episoden (10-60 sek), in denen die Atmung aussetzt. Durch diesen Stress (Minderversorgung mit Luft/ Sauerstoff), erreicht der Körper das Stadium des Tiefschlafes nicht und Betroffene leiden unter Schlaflosigkeit. Meist sind übergewichtige Männer im Alter von 40 Jahren betroffen, die abends Alkohol konsumieren und in Rücklage schlafen.
Im Kindesalter kann es neben einer Hypo- bzw. Hypersomnie zu einem Schlafwandeln (Somnambulismus) oder einer Nachtangst (Pavor nocturnus) kommen.
Die Diagnose "Schlafstörung" lässt sich zum einen durch die Patienten-Befragung (Anamnese) oder eine Fremdanamnese (Befragung der Angehörigen) und zum anderen mit Hilfe von Gerätschaften in einem Schlaflabor stellen. Die Erkrankung muss mindestens dreimal in der Woche über mehrere Monate Beschwerden verursachen. Fragen nach der Art/Qualität der Schlafstörung (Einschlaf- oder Durchschlafstörung, ein frühes Erwachen am Morgen kann auf eine Depression hinweisen), nach der Dauer und Quantität des Auftretens oder beständiger Müdigkeit werden vom Arzt gestellt.
Auch die grundsätzliche Situation muss dargestellt werden. Gibt es einen Partner? Wie sind die Lichtverhältnisse im Zimmer, ist es in der Umgebung sehr laut, zu warm oder zu kalt? Auch die Frage nach der Arbeit darf nicht fehlen. Gönnt sich der Betroffene zum Beispiel mittags eine kurze Schlafpause, oder ist sein Schlafverhalten und sein Rhythmus Tag-Nacht durch die Schichtarbeit gestört? Außerdem sollte nach den Abendaktivitäten gefragt werden. Sind zum Beispiel Horrorfilme, Alkohol, Drogen oder Medikamente mit im Spiel? Und auch die bisherige Medikation der Schlafstörung muss erfragt werden. Körperliche Erkrankungen wie Verengungen im Atemtrakt, Herzkreislauferkrankungen müssen ausgeschlossen werden und der Patient sollte angehalten werden, ein Schlaftagbuch zu führen.
Zusätzlich zu einer Eigen- und Fremdanamnese kann das Schlafverhalten in einem Schalflabor (die Untersuchung heißt Polysomnographie) überwacht werden. Der Betroffene verbringt dort eine Nacht, wird von einer Videokamera gefilmt und ist an ein Langzeit-EEG angeschlossen. Zusätzlich werden mit Hilfe von einem Elektrookulogramm (EOG) die Bewegungen der Augen aufgezeichnet. Über ein weiteres Gerät misst man die Sauerstoffsättigung des Blutes und die Pulsfrequenz und über ein EKG die Herzaktivität. Die Atmung sollte außerdem überwacht werden.
Besteht eine langanhaltende Müdigkeit so sollten eine Blutarmut (Anämie), ein Eisenmangel, und Blut-/ Knochenmarkserkrankungen (z.B. Leukämie) ausgeschlossen werden. Auch Rückenprobleme aufgrund einer schlechten Matratze bzw. Kissen können einen ruhigen Schlaf stören. Atemwegserkrankungen und Obstruktionen können zu einer Minderversorgung der Lungen mit Sauerstoff führen, sodass der Körper nicht genug Sauerstoff erhält. Auch dieser Umstand führt zu einer Müdigkeit am Tag. Ein Reflux im Magendarmtrakt, eine Epilepsie oder Multiple Sklerose, chronische Kopfschmerzen, das Kleine-Levin-Syndrom (Schlaf- und Esssucht), Herz- Kreislaufprobleme, Linksherzversagen oder Schmerzen allgemein verursachen Schlafstörungen.
Als Therapie stehen mehrere Ansätze zur Verfügung: Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Biofeedback-Übungen oder eine Psychotherapie (nach psychischem Trauma) können die Schlafstörungen reduzieren. Außerdem gibt es Mittel auf pflanzlicher Basis wie Baldrian, Hopfen und Melisse die schlafanstoßend wirken.
Derzeit finden folgendene Medikamente bei Schlafstörungen Anwendung: Benzodiazepine, diese aber nur kurzfristig einnehmen, wegen hohem Suchtpotential! Gutwirksam sind: Oxazepam oder Temazepam; Triazolam oder Midazolam, wirken nur eine kurze Zeit, deshalb nur bei Einschlafstörung nehmen. Weitere Schlafmittel sind: Antihistaminika (Dephenhydramin oder Promethazin), Antidepressiva (Amitryptilin), Neuroleptika, Clomethiazol (Hypnotikum), Melatonin, Tryptophan, Cloralhydrat (Hypnotikum) und Zolpidem bzw. Zopiclon (wirken ähnlich wie Benzodiazepine, sollten auch nicht langfristig eingenommen werden!).
Das Melatonin spielt im Schlaf- Wach- Rhythmus (zirkardianer Rhythmus) eine große Rolle. Eine Gabe wirkt auf die Zirbeldrüse / Pinealorgan und kann zum Beispiel einen Jetlag überspielen. Derzeit ist das Melatonin nur in den USA erhältlich. Bei Kindern sollte bei vergrößerten Mandeln eine Tonsillektomie bwz. Adenotomie vorgenommen werden und Personen mit einem Schlafapnoesyndrom sollten nachts mit Überdruck beatmet werden (CPAP- Maske). So werden offene Luftwege garantiert.
Im Falle des Restless-Legs-Syndrom hilft eine L- Dopa Gabe.
Meist ist es ein schwieriger und langer Prozess, alte Gewohnheiten (wie das Fernsehen im Bett, den Mittagsschlaf oder den Kaffee am Nachmittag) abzulegen. Die meisten Schlafstörungen entstehen nicht durch körperliche Ursachen, sondern durch psychische Belastung und Stress. Individuell muss der Betroffene Wege finden, um zur Ruhe zu kommen und abzuschalten. Hierfür gibt es spezielle Kurse, die Entspannungstherapien vermitteln zum Beispiel autogenes Training. Mit einer Hör- CD kann der Betroffene auf eine Phantasiereise gehen und sich für ein paar Minuten aus seinem Alltag ausklinken. Neben den Arztpraxen, bieten auch die Volkshochschulen ein großes Spektrum von Kursen.
Der Mensch sollte kontinuierlich eine gute Schlafhygiene betreiben. Hierzu zählen ein nicht zu helles und nicht zu warmes Schlafzimmer, ein rückenfreudliches, bequemes Bett und eine den Jahreszeiten entsprechende Bettdecke (im Falle eines Allergikers keine Federn!). Außerdem sollte das Bett ausschließlich fürs Schlafen (bzw. Sex) benutzt werden. Kaffee, schwarzer Tee, Cola, Red Bull, Nikotin und Alkohol sollten bei Schlafproblemen nach 18 Uhr nicht mehr konsumiert werden. Das Abendbrot sollte nicht zu üppig ausfallen, denn dann läuft der Darm nachts auf Hochtouren und der Körper findet keine Ruhe. Nachgewiesen ist, dass Tryptophan- haltige Nahrungsmittel (wie Banane, Schokolade, Milch) schlafanstoßend wirken. Außerdem führen frische Luft und Bewegung zu einer Erschöpfung die Schlaf provozieren. Manche Menschen besitzen ein bestimmtes Einschlafritual. Sie hören Musik, oder lesen noch ein paar Seiten in einem Buch. Kinder sollten früh lernen, in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Nur so bleibt der eigene und elterliche Schlaf ungestört. Bitte beachten Sie die Nebenwirkungen der oben genannten Medikamente!! Durch einige der Mittel kommt es zu einer Reduktion der Konzentration und kann sie und ihre Mitmenschen in Gefahr bringen. Außerdem sollten Hinweise zu Schwangerschaft und zur Stillzeit unbedingt beachtet werden! Benzodiazepine können als unerwartete Nebenwirkung zu Müdigkeit, Schläfrigkeit und Verwirrtheit führen. Antihistaminika können genau wie Antidepressiva eine Mundtrockenheit, Miktionsstörungen und einen Glaukomanfall auslösen. Einige Neuroleptika führen zu Bewegungsstörungen.
Bei Schlafstörungen können Sie sich an folgende Ärzte wenden:
Letzte Aktualisierung am 15.09.2022.