Als Pulsionsdivertikel wird eine spezielle Ausbuchtung bezeichnet, die sich an der Speiseröhre entwickeln kann. Das Pulsionsdivertikel wird auch als „falsches Divertikel“ oder „Pseudodivertikel“ bezeichnet, da sich die Ausbuchtung an der Speiseröhre nur auf die Speiseröhrenschleimhaut bezieht, die sich durch eine Muskellücke in der Speiseröhrenwand stülpt. Ein "echtes" Divertikel der Speiseröhrenwand wird im Gegensatz dazu als Traktionsdivertikel oder Bifurkationsdivertikel bezeichnet. Von allen Patienten mit Speiseröhrendivertikel (Ösophagusdivertikel) leiden 80 Prozent unter einem Pulsionsdivertikel. Zumeist sind die betroffenen Personen mit Pulsionsdivertikel männlich und über 70 Jahre alt.
Ein Pulsionsdivertikel verursacht in vielen Fällen keine Symptome. Bei einem ausgeprägten Divertikel in einem fortgeschrittenen Stadium kann es zu Beschwerden kommen. Patienten mit einem fortgeschrittenen Pulsionsdivertikel leiden unter Schluckbeschwerden, unter einem Fremdkörpergefühl beim Schlucken und unter Mundgeruch. Der Mundgeruch geht auf die im Divertikel angesammelten Speisereste zurück. Auch Schmerzen können bestehen, insbesondere wenn sich die Schleimhaut entzündet hat.
Ein ausgeprägtes Pulsionsdivertikel kann die Bildung von Fisteln (kanalartigen Gewebeverbindungen) nach sich ziehen oder gar zu einer Perforation (Durchbruch) der Speiseröhre oder zu Blutungen führen. In diesen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig, um das Divertikel zu entfernen oder zu verschließen.
Ein Pulsionsdivertikel tritt in den meisten Fällen in einer bestimmten Muskellücke an der Speiseröhre auf. Häufig liegt es damit im oberen Drittel der Speiseröhre und wird dann auch als Zenker-Divertikel bezeichnet. In seltenen Fällen kann ein solches falsches Divertikel in der Nähe des Zwerchfells entstehen (epiphrenisches Divertikel).
Zumeist ist eine Druckerhöhung in der Speiseröhre verantwortlich für die Bildung des Divertikels. Die „Schwachstelle“ aufgrund der Muskellücke kann dieser ständigen Druckerhöhung beim Schlucken nicht standhalten. Die Schleimhaut der Speiseröhre wird nach und nach ausgestülpt.
Druckerhöhungen in der Speiseröhre resultierten aus muskulären Störungen beim Schluckvorgang. Durch diese Muskelstörungen erhöht sich bei jedem Schlucken der Innendruck in der Speiseröhre. Dieser Innendruck wirkt auf die Muskellücke ein und führt mit der Zeit zu einer Ausstülpung der Speiseröhrenschleimhaut. Das Pulsionsdivertikel entsteht.
Ein Pulsionsdivertikel muss behandelt werden, wenn der Patient unter Beschwerden leidet. Für die Behandlung ist ein operativer Eingriff nötig. Dieser Eingriff kann entweder mit einem Endoskop (über eine Spiegelung) vom Mund aus oder aufgrund anatomischer Gegebenheiten über einen kleinen Schnitt am Hals erfolgen. Der behandelnde Arzt entscheidet hierbei zwischen zwei Methoden. Die erste OP-Methode dient dazu, das Pulsionsdivertikel über das Endoskop zu verschließen. Die zweite Methode wird angewandt, um das falsche Divertikel zu entfernen sowie gegebenenfalls Muskeln zu durchtrennen, die zu einem erhöhten Druckaufbau führen.
aktualisiert am 01.08.2022