Millionen Menschen klagen über Schmerzen oder Erkrankungen, deren Ursache kein Arzt finden kann. Verzweifelt gehen sie von einem Arzt zum anderen Arzt, bis irgendwann jemand sie darauf hinweist, dass ihre Qualen psychische Ursachen haben könnten und Botschafter innerer Konflikte oder Defizite sind. In der Medizin bezeichnet man als psychosomatische Erkrankungen körperliche Leiden, die in Wirklichkeit Sprachrohr einer kranken Seele sind. Psychosomatische Störungen äußern sich durch tatsächliche körperliche Veränderungen.
Das körperliche Leiden wird nicht eingebildet, sondern tatsächlich erlebt. Bestimmte Krankheiten haben psychische Ursachen und sind in der psychischen Grundstruktur des einzelnen Individuums begründet. Körper und Seele müssen als Einheit betrachtet werden und stehen in wechselseitigen Beziehungen zueinander. Psychosomatische Erkrankungen können bereits in der Kindheit auftreten und sind bei Frauen häufiger als bei Männern.
Ursachen für die Entstehung und den Verlauf einer psychosomatischen Erkrankung sind vielfältig. In den meisten Fällen liegen sie auf psychosozialer Ebene. Heute ist vielen Menschen bereits bewusst, dass Müdigkeit und Erschöpfung ein Ausdruck von dauerhafter Überlastung ist. Stress führt zu Veränderungen im Hormonhaushalt, das Herz-Kreislaufsystem wird beeinflusst und das Immunsystem wird instabil. Häufig werden die Symptome jedoch verdrängt oder als halb so schlimm eingestuft, bis der Körper völlig zusammenbricht.
Auch zu hohe Ansprüche an sich selbst und eine daraus resultierende Erschöpfung, kann eine ernsthafte Belastung für den Körper bedeuten. Viele bemerken nicht einmal, dass ihre Psyche Geschehnisse um sie nicht richtig bearbeiten kann. Sie glauben mit plötzlichen Belastungen wie Scheidung oder Tod von Angehörigen, umgehen zu können. Doch in Wirklichkeit werden die Probleme nicht bewältigt. Sie machen sich nach einer gewissen Zeit durch körperliche Beschwerden deutlich.
Innere Zwiespältigkeiten wie Unzufriedenheit, Traurigkeit, Ärger oder Neid können sich in Körpersymptomen ausdrücken. Solche Stimmungen werden vor allem durch alltägliche Schwierigkeiten wie Probleme in der Familie oder Beziehung, Probleme auf der Arbeit oder die Ablehnung in der Gesellschaft hervorgerufen.
Oft liegen dir Ursachen für Schmerzen weit in der Vergangenheit. Probleme oder Ängste mögen verdrängt worden sein. Unbewusste Aggressionen und Schuldgefühle können jedoch Jahre danach zu psychosomatischen Erkrankungen führen. Ob ein Mensch eine Belastung bewältigen kann oder überfordert ist, hängt natürlich auch von seiner genetischen Veranlagung ab. Der eine überwindet eine Krise, ein anderer zerbricht an derselben.
Auch das eigene Verhalten spielt eine große Rolle bei der Entstehung von psychosomatischen Erkrankungen. Eine überängstliche Überwachung des eigenen Körpers setzt meist ein Teufelskreis in Gang, bei dem jede harmlose körperliche Empfindung als Anzeichen einer schweren Erkrankung gedeutet wird.
Die Betroffenen beharren meist auf einer körperlichen Ursache ihrer Leiden und wollen eine psychische Ursache nicht wahrhaben. Somit stehen sie ihrer Gesundung selbst im Weg und die Beschwerden werden nur noch verschlimmert. Ein solcher Kreislauf entwickelt sich oft bei Personen, die nach Unfällen oder überstandenen Krankheiten ihren Körper neu wahrnehmen.
Zu den häufigsten körperlichen Beschwerden, die durch psychische Ursachen hervorgerufen werden, zählen verschiedene Schmerzsyndrome sowie allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Kinder klagen meist über unerklärliche Bauchschmerzen. Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen empfinden sich meistens nicht als psychisch krank, sondern nur als körperlich Leidende. Die ursächlichen psychischen Konflikte werden oft nicht wahr oder nicht wirklich ernst genommen.
Rein körperliche Behandlungen führen jedoch meist nur zur Verschlimmerung und Chronifizierung der körperlichen Erkrankung. Die Patienten müssen sich demnach mit den eigentlichen Ursachen ihrer Erkrankung auseinander setzen, wenn sie wieder gesund werden wollen.
Zu den klassischen Sieben der psychosomatischen Krankheiten gehören
Heute weiß man sehr wohl, dass bei vielen anderen Erkrankungen die psychische Verfassung des Einzelnen den Krankheitsverlauf und den -ausmaß wesentlich beeinflusst. Die genaue Ursache ist allerdings bislang nicht eindeutig geklärt.
In der Praxis wird der Einfluss der Psyche auf den Körper nicht besonders berücksichtigt, da nur die körperlichen Symptome wirklich messbar sind. Ärzte suchen primär nach körperlichen Ursachen für beispielsweise Hautprobleme, Schmerzen, Schwindel, Erschöpfung oder andere Symptome. Die psychischen Komponenten werden dabei in aller Regel ignoriert. Die Erkrankung wird daher nicht selten falsch eingeschätzt, ja sogar Schmerzen als Einbildung abgetan. Meist laufen die Patienten von Facharzt zu Facharzt.
Laut einer Studie des Universitätsklinikums Mainz vergehen im Schnitt sieben bis acht Jahre, bis Ärzte psychische Ursachen als Auslöser für chronische Schmerzen erkennen. Leider sind es auch die Patienten selbst, die einfach nicht verstehen wollen, dass die Psyche mit der aktuellen Erkrankung etwas zu tun haben kann, da sie sich schließlich nicht seelisch sondern „nur körperlich" krank fühlen. Daher fällt es Ihnen schwer, therapeutische Hilfe anzunehmen.
Menschen reagieren auf unterschiedliche Weise auf innere Konflikte. Der eine bekommt möglicherweise Magenschmerzen, ein anderer Kopfschmerzen oder Hautausschlag. Der Körper kann auf Druck oder Überforderung unterschiedlich reagieren. Zwar können die körperlichen Symptome mittels Medikamente behandelt werden, doch die eigentliche Erkrankung ist damit noch nicht überstanden und geheilt.
Selbst das beste Antibiotikum kann das seelische Ungleichgewicht und die Gefühle von Überforderung und Druck nicht ausmerzen. Kommt es im Laufe des Lebens zu einer ähnlichen Drucksituation oder einer anderen emotionalen Belastung, so reagiert der Körper erneut mit den typischen Symptomen.
Ärzte müssen in Zukunft dem Wechselspiel zwischen Körper und Psyche mehr Bedeutung zukommen lassen. Nur so kann man Millionen Menschen von ihren Leiden erlösen. Die Therapie richtet sich nach den im Vordergrund stehenden Symptomen. Hinzu kommen noch psychotherapeutische Verfahren wie z.B. Gruppen- und Einzelgespräche, Entspannungstechniken oder künstlerische Verfahren.
Letzte Aktualisierung am 17.12.2020.