Im frühen Stadium einer Prostatavergrößerung (benigne Prostatahyperplasie) reicht oft eine medikamentöse Behandlung aus. Die Medikamente können den Leidensdruck des Patienten lindern. Häufig verlangsamen die Medikamente die fortschreitende Vergrößerung der Prostata. Bei einer weit fortgeschrittenen Vergrößerung der Prostata ist eine OP unumgänglich. Die vergrößerte Prostata blockiert ab einem bestimmten Stadium die Harnröhre so stark, dass der Betroffene erhebliche Probleme beim Wasserlassen hat. Diese Blockade der Harnröhre kann bis zu einem kompletten Harnverhalt führen. Bei einem solchen Notfall gilt es in erster Linie umgehend die Blase mithilfe eines Katheters zu entlasten. Sofern die Prostata erheblich vergrößert ist und Medikamente keine Wirkung mehr zeigen, setzen die Ärzte eine Operation an. Ein Prostatakrebs (Prostatakarzinom) muss ebenfalls in der Regel operiert werden.
Im Rahmen der OP wird die Prostata teilweise oder komplett inklusive der Prostatakapsel entfernt. Trotz der schonenden OP-Methoden, die hierbei bevorzugt eingesetzt werden, kann die Prostataentfernung in einigen Fällen belastende Folgen nach sich ziehen. Inkontinenz und Erektionsprobleme sind Beispiele für diese möglichen Folgen.
Ein unkontrollierter Austritt von Harn ist nach einer radikalen Prostataentfernung eine häufige Folge der OP. Die genauen Ursachen dieser Inkontinenz gestalten sich individuell und sind teilweise nicht geklärt. Zu Inkontinenz nach der Prostataentfernung kann es beispielsweise durch Verletzungen von Nerven und dem Blasenschließmuskel kommen. Ferner kann es nach der OP zu einer anatomischen Verlagerung der Harnröhre kommen. Diese Verlagerung entsteht, sofern im Rahmen der OP die Aufhängung der Harnröhre an der Vorderwand des Mastdarms (Rektum) durchtrennt wurde. Der Betroffene hat durch diese Auslöser nach der OP keine vollständige Kontrolle über die Blasenentleerung mehr. Urin kann ungewollt abgehen.
Die Harninkontinenz tritt bei den meisten Patienten unmittelbar nach der OP auf. Ungefähr 15 Prozent der Patienten berichten von einer erheblichen Blasenschwäche nach der Prostataentfernung. Die Probleme verbessern sich bei vielen Betroffenen mit der Zeit. Bei der gängigen Operationsmethode, der TURP, besteht ein Risiko von 0,5 bis 1 Prozent, dass die Inkontinenz dauerhaft bestehen bleibt.
Ob es zur Inkontinenz und zu weiteren Folgen nach der OP kommt oder nicht, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab:
Alle diese Fragen spielen eine maßgebliche Rolle, ob es nach der Entfernung zu Prostata zu Folgeproblemen kommt.
Grundsätzlich müssen die Patienten damit rechnen, nach der OP unter Erektionsproblemen zu leiden. Dieser Umstand begründet sich mit den anatomischen Gegebenheiten des Bereichs um die Prostata. Viele Nerven und Blutgefäße, welche für die Erektion zuständig sind, verlaufen in nächster Nähe zur Prostata. Bei einer kompletten Entfernung oder Teilentfernung der Prostata ist das Risiko hoch, dass diese Nerven und Blutgefäße verletzt werden. Infolgedessen leidet der Patient nach der OP unter Erektionsproblemen. Mediziner bezeichnen dies auch als erektile Dysfunktion. Sofern die OP schonend durchgeführt wird, ist die Chance hoch, dass die Erektionsprobleme ausbleiben. Voraussetzung hierfür ist, dass während der OP die entsprechenden Nerven und Blutgefäße nicht verletzt und durchtrennt werden. Anfängliche Erektionsprobleme nach der OP können sich mit der Zeit verbessern. Zu den Behandlungsmethoden gegen die Potenzstörungen gehören Medikamente oder eine besondere Pumpe, die bei Bedarf eine Versteifung des Gliedes bewirkt.
Eine weitere mögliche Folge der Prostataentfernung bezieht sich auf den Orgasmus des Mannes. Selbst wenn die Erektion nach der OP noch funktioniert, kann das Orgasmusempfinden beeinträchtigt sein. Die Orgasmus-Qualität ist nicht mehr dieselbe wie vor der OP. Bei einigen Patienten stellt sich sogar eine komplette Orgasmus-Unfähigkeit ein. Diese Folge zeigt sich oft trotz einer bestehenden Potenz. Die Ärzte vermuten, dass die Prostata und deren Kontraktion wesentlich am Lustgefühl des Mannes beteiligt ist.
Zudem können psychische Auslöser die Orgasmusfähigkeit des Patienten negativ beeinflussen. Diese psychische Folge der Prostataentfernung wird vor allem bei bösartigen Prostatavergrößerungen beobachtet. Ferner kann es in der ersten Zeit nach der OP zu Schmerzen und Urinverlust beim Orgasmus kommen. Wie die Erektionsprobleme kann sich die Orgasmusfähigkeit des Mannes mit der Zeit verbessern. Oft geht die Verbesserung der Orgasmen Hand in Hand mit der Verbesserung der Erektionsprobleme.
Selbst wenn der Patient unter keinen Erektions- und Orgasmusproblemen nach der OP leidet, kann es zu einer Unfruchtbarkeit beim Mann nach der Prostataentfernung kommen. Vor allem nach einer kompletten Prostataentfernung können die Patienten keine Ejakulation mehr erreichen. Die Patienten erleben nur noch einen „trockenen Orgasmus“ ohne Austritt von Samenflüssigkeit. Im Rahmen einer vollständigen Entfernung der Prostata entfernen die Ärzte zumeist auch die Samenblase. Der Samenleiter wird hierbei durchtrennt. Das Ejakulat wird von der Prostata und der Samenblase gebildet. Die Hoden des Mannes produzieren die Spermien, welche sich mit diesem Ejakulat vermischen. Sofern die komplette Prostata inklusive Samenblase entfernt wurde, kann der Körper des Patienten keine Samenflüssigkeit mehr produzieren. Die Folge hiervon ist der erwähnte trockene Orgasmus.
Einige Patienten berichten nach der Prostataentfernung von einem Nachlassen des sexuellen Interesses. Diese Folge der OP ist zumeist psychischer Natur. Die Angst über den Verlust der Männlichkeit sowie Angst vor der Krebserkrankung bei einer bösartigen Prostatavergrößerung können die Sexualität des Mannes in Mitleidenschaft ziehen. Ferner kann sich vor allem bei älteren Patienten der Hormonhaushalt durch die Prostataentfernung verändern. Eventuell benötigen diese Betroffenen eine Hormontherapie, um das sexuelle Interesse wiederzufinden.
aktualisiert am 14.12.2023