In vielen Fällen ist bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) eine Entfernung der Prostata (Prostatektomie) angezeigt.
Die Vorsteherdrüse (Prostata) ist ein Organ, das sich beim Mann unter der Harnblase befindet und dort die Harnröhre umgibt. Die Prostata, die ungefähr so groß wie eine Kastanie ist, dient der Bildung eines Sekrets, das einen Teil der Ejakulationsflüssigkeit darstellt und viele wichtige Substanzen enthält.
Für Prostatakrebs lässt sich in den meisten Fällen keine definitive Ursache feststellen. Für das Tumorwachstum spielt allerdings der Hormonspiegel für männliche Geschlechtshormone eine Rolle.
In aller Regel entsteht der Tumor im äußeren Bereich der Vorsteherdrüse. In vielen Fällen bestehen über lange Zeit keine Beschwerden. In einem späteren Stadium kann es dann zu einer Verengung der Harnröhre (wie z. B. auch bei gutartiger Prostatavergrößerung) mit entsprechenden Symptomen kommen. So bestehen eventuell Unregelmäßigkeiten beim Wasserlassen, z. B. häufiger Harndrang mit eher schwachem Urinstrahl. Wie alle bösartigen Tumore kann auch Prostatakrebs in Nachbarorgane einwachsen und dort Gewebe zerstören. Ebenso kann es zur Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) kommen, die sich in anderen Körperbereichen absiedeln und auch dort schwerwiegende Probleme verursachen können. Beim Prostatakarzinom finden sich diese häufig im Wirbelsäulen- oder Beckenbereich und können so z. B. Kreuzschmerzen auslösen.
Zunächst wird der Patient befragt (Anamnese). Durchgeführt wird eine Fingertastuntersuchung über den Mastdarm (rektale Untersuchung), bei der Knoten oft festgestellt werden können. Daher ist die rektale Untersuchung auch eine wichtige Maßnahme zur Früherkennung der Erkrankung. Ebenfalls werden Blut- und Urinuntersuchungen vorgenommen. Mit bildgebenden Verfahren wie beispielsweise Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) oder Szintigraphie (Untersuchung mit einem schwach radioaktiven Mittel) können oft der Tumor oder Metastasen erkannt werden. Durch eine Probeentnahme und anschließende feingewebliche Untersuchung (Histologie) kann die Diagnose gesichert werden.
Unterschieden werden muss insbesondere eine gutartige Prostatavergrößerung sowie andere Möglichkeiten einer Harnabflussstörung oder von Rückenschmerzen.
Die Wahl der Behandlungsmethode ist abhängig von der Größe des Prostatatumors und vom eventuellen Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen). Des Weiteren muss der Allgemeinzustand des Patienten berücksichtigt werden.
Nichtoperative Behandlungen, die beim Prostatakrebs möglich sind, sind Hormontherapie (Senkung des Spiegels des männlichen Geschlechtshormons), Chemotherapie und Bestrahlung. Die Therapieformen können auch mit einer Operation kombiniert werden. Manchmal ist auch eine abwartende Haltung möglich. Falls in einer Operation nicht alle Anteile des Tumors herausgeholt werden konnten, kommen die konservativen Therapieformen ebenfalls in Betracht.
Insbesondere bei geringer Ausdehnung des Tumors und ohne Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen) ist eine Prostataentfernung (Prostatektomie) angezeigt.
Die Operation erfolgt in Vollnarkose, manchmal auch in Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches).
Die Operation kann über verschiedene Zugangswege erfolgen. So kann die Prostata über einen Bauchschnitt (Laparotomie) im unteren Bereich, über einen Dammschnitt zwischen Hoden und After oder über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) herausgenommen werden. Bei der Operation mittels Bauchspiegelung wird über einen kleinen Einschnitt ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die erforderlichen Maßnahmen durchführen.
Meist werden zunächst Lymphknoten im Beckenbereich entfernt. Diese werden einer feingeweblichen Untersuchung zugeführt, oft auch einer so genannten Schnellschnittuntersuchung. Bei letzerer liegt das Ergebnis bereits bei laufender Operation vor, wodurch das weitere Vorgehen darauf abgestimmt werden kann.
Die Prostata wird in der Regel dann herausgeholt, wenn die Lymphknoten nicht befallen sind. Ebenso werden die Samenbläschen entfernt. Die entstehende Lücke zwischen Harnröhre und Blase wird durch Naht verschlossen. Im Anschluss wird ein Blasenkatheter eingeführt, über den vorübergehend der Harn abgeleitet wird.
Komplikationen und unerwartete Befunde können manchmal eine Abänderung oder Erweiterung der Operationsmethode notwendig machen, z.B. muss gegebenenfalls von einer Bauchspiegelung zu einem Bauchschnitt umgeschwenkt werden.
Organe und Strukturen in der Nähe können verletzt werden. Blutungen und Nachblutungen sind möglich. Die Harnblase kann beispielsweise beschädigt werden. Es kann zum meist vorübergehenden Harnstau oder zur Undichtigkeit der Nahtstelle zwischen Harnröhre und Harnblase kommen. Auch kann es zur Inkontinenz (ungewollter Harnabgang) kommen, die ebenfalls meist nicht dauerhaft ist. Durch die Lymphknotenentfernung kann es zum Aufstau von Lymphflüssigkeit kommen und zu einer Hodenschwellung. Auch an inneren Organen wie z. B. dem Darm kann es zu Verletzungen kommen, eine schwerwiegende Bauchfellentzündung kann auftreten. Auch andere Entzündungen, vermehrte Narbenbildung und Wundheilungsstörungen können vorkommen. An der Narbe am Bauch kann es zu einem Narbenbruch kommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose ist beim Prostatakrebs für eine bösartige Tumorerkrankung verhältnismäßig gut. Bei rechtzeitiger Entfernung kann die Erkrankung in sehr vielen Fällen geheilt werden. Bei ausgedehntem Befall oder beim Vorliegen von Tochtergeschwülsten (Metastasen) kann dagegen keine Heilung mehr erfolgen, dennoch ist oft ein langes Leben mit der Erkrankung möglich.
Durch die Prostataentfernung wird der Patient unfruchtbar. Hier kann ein Einfrieren von Spermien sinnvoll sein, wenn ein Kinderwunsch vorliegt. Meist ist auch keine Erektion des Penis mehr möglich (Erektionsstörung), da die zugehörigen Nerven geschädigt werden.
Meist müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor der Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Eine vorherige Behandlung mit Hormonen hat keinen Einfluss auf die Operation.
Kontrolluntersuchungen sind nach der Entfernung von bösartigen Tumorerkrankungen wichtig und sollten wahrgenommen werden.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
Letzte Aktualisierung am 16.11.2023.