Ein Spontanpneumothorax in der Schwangerschaft ist eine selten auftretende Komplikation, die oftmals übersehen wird. Betroffen sind überwiegend Frauen während ihrer ersten Schwangerschaft (Primigravida) mit bestimmten Vorerkrankungen oder Vorschädigungen der Lunge. Etwas mehr als die Hälfte der Fälle von Pneumothorax bei Schwangeren treten kurz vor oder während der Geburt auf. Gerade dann kann es schwierig sein, den Pneumothorax festzustellen. Ein Pneumothorax kann aber auch in den anderen Phasen der Schwangerschaft auftreten.
Bestehen bei der Schwangeren Vorerkrankungen oder Defekte der Lungen wie beispielsweise eine respiratorische Insuffizienz (gestörte Atemfunktion), vorherige Tuberkulose, Asthma oder eine Lymphangioleiomyomatose (Wucherungen der Muskulatur der Lymphgefäße, die die Lunge schädigen), dann ist das Risiko eines Pneumothorax erhöht. Nach einem früheren Pneumothorax kann das Auftreten eines weiteren Pneumothorax (Rezidivpneumothorax) in der Zeit der Schwangerschaft nicht ausgeschlossen werden.
Ein Pneumothorax führt typischerweise zu Beschwerden wie mäßiger Atemnot, Schmerzen im Brustkorb und Husten. Manchmal kommt es zum besonders schweren Bild des Spannungspneumothorax, bei dem sich der Raum um die Lunge herum aufgrund eines Ventilmechanismus immer weiter aufbläht und die Organe verdrängt. Das kann eine heftige Atemnot und einen Blutaufstau bis hin zum Kreislaufversagen bedingen.
Handelt es sich um einen Lungenriss als Folge auf eine Grunderkrankung der Lungen, muss nach Möglichkeit die Grunderkrankung diagnostiziert und behandelt werden. Bei der kurzfristigen Therapie wird oft auf die Gabe von hochkonzentriertem Sauerstoff zurückgegriffen.
Der Spannungspneumothorax als gefährliche Sonderform muss auch in der Schwangerschaft punktiert werden, also über einen eingeführten Schlauch (Thoraxdrainage) die Luft abgelassen werden, um die Lunge zu entlasten. Sollte es zu dem seltenen Fall eines Spannungspneumothorax während der Wehen kommen, wird in den meisten Fällen eine operative Behandlung notwendig. Über das anzuwendende Verfahren wird jedoch dabei immer individuell entschieden.
Handelt es sich um einen zum zweiten Mal aufgetretenen Pneumothorax (Rezidiv), dann müssen weitere operative Maßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehört das Verkleben des Lungen- und Rippenfells (Pleurodese) oder eine videoassistierte Brustraum-Spiegelung (VATS) mit Entfernung eines Teils des Brustfells (Pleurektomie).
Eine Anästhesie (Narkose) vor der 16. Schwangerschaftswoche sollte weitgehend vermieden werden. Nur bei nicht aufschiebbaren Notfällen wird eine Schwangere schon davor für eine Operation betäubt. Gründe für die Narkose können neben dem selten vorkommenden Pneumothorax beispielsweise auch eine Blinddarmentzündung sein. Narkose und Betäubung sollten in der Schwangerschaft grundsätzlich nur aufgrund zwingender Gründe und sorgfältiger Abwägung vorgenommen werden. Über die speziellen Risiken einer Vollnarkose in der Schwangerschaft klärt der behandelnde Arzt auf.
Ein Pneumothorax während der Schwangerschaft birgt das Risiko einer Frühgeburt. Schwangere, die Kenntnis über eine vorliegende Lungenerkrankung haben oder bereits einen Pneumothorax hatten, sollten dies ihrem behandelnden Frauenarzt mitteilen.
aktualisiert am 16.11.2023