Die Erkrankung Pneumothorax, bei der sich freie Luft im Raum um die Lunge herum ansammelt, kann auch bei Neugeborenen auftreten. Der Pneumothorax kann zu einer Atemnot führen oder eine bereits bestehende Atemnot verschlimmern.
Sind Neugeborene frei von Symptomen, wird keine Behandlung durchgeführt. In Ausnahmefällen wird das Baby für einige Tage in ein Sauerstoffzelt gelegt. Auf diese Weise kann es mit hochwertigem Sauerstoff versorgt werden, was die Heilung unterstützt.
Das Risiko eines Pneumothorax ist bei Frühgeburten höher, da ihr Atemsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Werden sie durch eine CPAP-Beatmungsmaschine unterstützt, kann dessen Maschinendruck zudem leicht dazu beitragen, dass die sensiblen Lungen oder die Lungenbläschen reißen.
Tritt bei einem Neugeborenen mit Lungenerkrankung oder einer CPAP-Beatmungstherapie ein fortschreitendes Atemnotsyndrom mit Blutdruckabfall oder Senkung der Sauerstoffsättigung auf, besteht der Verdacht auf Pneumothorax. Dieser Verdacht wird durch mehrere Untersuchungen bestätigt. Ein Untersuchungsverfahren besteht darin, in einem abgedunkelten Raum den Brustkorb des Neugeborenen durch Hochleistungs-LED-Licht auszuleuchten. Mit dieser Transillumination mittels eines Diaphanoskopes lässt sich Luft in der Pleurahöhle (Höhle zwischen Brustwand und Lunge) nachweisen. Möglicherweise wird eine Röntgenaufnahme des Brustkorbes angefertigt, um die Diagnose zweifelsfrei bestätigen zu können.
In Notfällen muss der Arzt sofort und ohne vorherige Untersuchungen handeln. Das Verfahren, das bei Neugeborenen mit Pneumothorax eingesetzt wird, ist die Punktion. Dabei wird mittels einer Spritze Luft aus dem Pleuraraum abtransportiert. Bei akuter Atemnot wird gleichzeitig ein Katheter in der Brustwand gesetzt, der permanent Luft aus der Pleurahöhle saugt. Nach einigen Tagen kann dieser wieder entfernt werden.
Die Alveolen sind kleine Lungenbläschen, die für den Gasaustausch zuständig sind. Sie transportieren Sauerstoff in das Blut und Kohlenstoffdioxid aus dem Blut. Wichtig für diesen Gasaustausch ist die Produktion von Surfactant, einer fettigen Substanz, welche sich im Innenraum der Lungenbläschen anlegt und verhindert, dass diese austrocknen und als Folge bei weiteren Atembewegungen reißen. Frühgeborenen, die Surfactant noch nicht in genügendem Maße im Organismus produziert haben, droht ein akutes Atemnotsyndrom (IRDS).
Das Atemnotsyndrom des Frühgeborenen (IRDS) ist eine Erkrankung aufgrund einer nicht vollständig ausgereiften Lunge. Das wichtige Surfactant ist erst bei ausgereifter Lunge in idealem Maße vorhanden.
Die Beatmung von Frühgeborenen ist heutzutage keine obligatorische Maßnahme mehr. Seit geraumer Zeit besteht die Möglichkeit, dem Säugling künstliches Surfactant als Medikament gleich nach der Geburt durch einen Beatmungsschlauch in die Lunge zu spritzen. Seit der lebensrettenden Gabe von Surfactant stieg die Überlebensrate der Frühgeborenen stetig an. Dieses Verfahren kann prophylaktisch direkt nach der Geburt oder als Maßnahme bei drohendem Pneumothorax Anwendung finden.
Bei einer zu erwartenden Frühgeburt kann das Atemnotsyndrom präventiv durch die Gabe von Betamethason (ein Cortisol-Abkömmling) beeinflusst werden. Das führt zu einer Beschleunigung der Lungenreifung.
Der englische Ausdruck Children's Interstitial Lung Disease (ChILD) ist ein Sammelbegriff seltener Lungenerkrankungen im Kindesalter, die als gemeinsames Merkmal eine Abweichung zum gesunden Lungengerüst (Interstitium) aufweist. Eine weitere Sammelbezeichnung für diese Erkrankungen ist DPLD (Diffuse Parenchymatöse Lungenerkrankungen). Neugeborene mit DPLD sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, einen Pneumothorax zu erleiden.
Tritt nach der Geburt ein Atemnotsyndrom auf und enthält das Fruchtwasser das Kindspech (Mekonium), besteht der Verdacht auf ein Mekoniumaspirationssyndrom. Die Diagnose wird mittels eines Röntgen (Thoraxaufnahme) bestätigt. Werden bei einer Mekoniumaspiration die Bronchien verschlossen, kann das zu einem Pneumothorax führen. Ein erhöhtes Risiko besteht dabei für Neugeborene, die nach dem offiziellen Geburtstermin entbunden werden.
Die CPAP-Beatmung unterstützt die Spontanatmung mit einem kontinuierlichen Überdruck (PEEP). Bei Frühgeburten wurde dieses Verfahren über lange Zeit fast ausschließlich eingesetzt. Die Beatmung birgt unter anderem das Risiko eines Pneumothorax beim Neugeborenen. Heute wird diese Vorgehensweise weitestgehend vermieden.
aktualisiert am 15.12.2023