Die Rachitis ist eine Knochenerweichung aufgrund eines Mangels an Vitamin D. Diese Erkrankung kommt im Kindesalter vor. Bei Erwachsenen wird die Knochenerweichung Osteomalazie genannt. Die Osteomalazie kann allerdings auch andere Ursachen als einen zu geringen Vitamin-D-Wert haben.
Das Krankheitsgeschehen führt dazu, dass neu aufgebautes Knochengewebe nicht richtig verkalkt, während der natürliche Abbau immer noch normal stattfindet. Die Knochen werden weich und können sich verformen, oft kommt es zu Schmerzen an Knochen oder zu Muskelschwächungen. Im Wesentlichen werden Osteomalazie und Rachitis mit Vitamin D behandelt sowie mit dem regelmäßigen Gang in die Sonne oder zumindest in das Licht im Freien. Der Körper kann durch das Licht nämlich Vitamin D aus einer Vorstufe erzeugen.
Rachitis, eine Erkrankung im Kindesalter, entsteht, wenn deutlich zu wenig Vitamin D im Körper vorhanden ist. Osteomalazie ist im Prinzip eine Rachitis, die im Erwachsenenalter auftritt. Meist ist ebenfalls ein Mangel an Vitamin D für die Osteomalazie verantwortlich. Es gibt aber auch andere mögliche Ursachen.
Zumeist besteht also eine Störung im Vitamin-D-Haushalt. Im gesunden Körper sollte ein Gleichgewicht zwischen natürlichem Knochenaufbau und Knochenabbau herrschen. Aktiviertes Vitamin D bewirkt dabei eine verstärkte Aufnahme von Calcium über den Darm sowie eine Rückaufnahme in den Nieren. Gleichermaßen ist das Vitamin D dafür verantwortlich, dass Calcium in den Knochen eingebaut wird. Es verstärkt also die Stabilität der Knochen. Vitamin D kann über die Nahrung aufgenommen werden und durch ausreichende Einstrahlung von Sonnen- oder zumindest Tageslicht im Körper aus Vorstufen hergestellt werden.
Folglich kann ein Mangel des Vitamin D entstehen, wenn der Körper zu wenig Licht abbekommt oder wenn die Nahrung zu arm an Vitamin D ist. In vielen südlichen Ländern (typisches Beispiel: Australien) reicht die Sonneneinstrahlung insbesondere bei hellhäutigen Menschen aus, dass auch genügend Vitamin D im Körper zur Verfügung steht. Anders ist es z. B. in nördlichen Breiten und auch schon in Mitteleuropa. Hier sind viele Menschen auf eine verstärkte Zufuhr des Vitamins mit der Nahrung angewiesen. Vor allem bei Säuglingen, älteren Menschen (wenn sie selten ins Freie gehen) und Personen mit dunkler Hautfarbe (die einen natürlichen Schutz gegen zu viel Sonneneinwirkung haben) besteht die Gefahr, dass zu wenig Lichteinfall eine Osteomalazie beziehungsweise Rachitis verursacht.
Was die Aufnahme von Vitamin D betrifft, so ist es oftmals eine Mangelernährung, die zu den Erscheinungen führt. Fettaufnahmestörungen können zu der Knochenerweichung führen, denn das Vitamin D ist fettlöslich. Weitere mögliche Ursachen für eine Osteomalazie sind manche Stoffwechselstörungen (Phosphathaushalt), Erkrankungen wie die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn) oder Leberschäden. Die Einnahme von Medikamenten kann ebenfalls zu Störungen in der Art der Osteomalazie führen.
Eine Rachitis ist zumeist schwerwiegender als eine Osteomalazie. Bei der ausgeprägten Rachitis können bei den betroffenen Kindern starke Formveränderungen der Knochen auftreten. Der Knochen ist nicht mehr so hart wie bei gesunden Kindern. So können die Beine, die Wirbelsäule und weitere Knochen verformt sein. Die Verformungen können dauerhaft bestehen bleiben. Die Zähne können ebenfalls in ihrer Entwicklung gestört werden. Kinder mit Rachitis können zudem zu einer Verstopfung neigen.
Bei erwachsenen Menschen mit Osteomalazie treten die Knochenverformungen auch in Erscheinung, beispielsweise an den Knien, in der Hüfte oder am Brustkorb. Insgesamt sind die Beschwerden oft weniger spezifisch als bei der kindlichen Rachitis. Osteomalazie-Patienten können an Knochenschmerzen leiden, z. B. an Brust und Wirbelsäule. Möglich sind Knochenbrüche (Frakturen), die die Folge der verminderten Härte sind. Auch eine Muskelschwäche kann auffällig werden.
Zur Diagnose ist neben der Befragung des Patienten (Anamnese) die Blutentnahme und Laboruntersuchung am wichtigsten. Es zeigt sich, dass der Vitamin-D-Spiegel erniedrigt ist, ebenso wie der Blutgehalt an Phosphat sowie dem Enzym AP (alkalische Phosphatase). Bei etwa der Hälfte der Betroffenen ist auch der Calcium-Blutwert unterhalb des Normalbereiches. Ebenfalls von Bedeutung ist die Röntgenaufnahme, in der sich ein verändertes Knochenbild zeigt. Des Weiteren kann bei Unklarheiten eine Probeentnahme aus dem Knochen (Biopsie) erfolgen, das im mikroskopischen Gewebebild Auffälligkeiten zeigt.
Von der Osteomalazie wird die renale Osteopathie unterschieden. Diese Erkrankung kann bei einem chronischen Nierenversagen zustande kommen und bedingt einen zu geringen Gehalt an aktiviertem Vitamin D und an Calcium im Blut. Dieser wird vom Körper durch eine erhöhte Bildung des Nebenschilddrüsen-Hormons (Parathormon) auszugleichen versucht. Im weiteren Sinne können auch andere Erkrankungen mit einer verminderten Knochenstabilität zu den möglichen Alternativdiagnosen gezählt werden.
Zur Therapie der Knochenerweichung muss Vitamin D (in der Form von Vitamin D3) verabreicht werden. Das Vitamin gibt es als Präparat zum Einnehmen etwa in Öl- oder Tablettenform. In regelmäßigen Blutentnahmen wird überprüft, ob sich die Werte normalisiert haben (Calcium, AP). Desgleichen kann die Gabe von Calcium sinnvoll sein.
Wichtig ist es, auch genügend Vitamin D über die Ernährung aufzunehmen und regelmäßig im Hellen ins Freie zu gehen, um viel Licht abzubekommen. Eventuell ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll.
In manchen Fällen ist eine Operation notwendig, um eventuelle Knochenbrüche zu fixieren oder zu ausgeprägte Formveränderungen auszugleichen.
Aufgrund der hierzulande routinemäßigen Prophylaxe bei Babys tritt die Rachitis nur noch in wenigen Fällen auf. Im ersten Lebensjahr bekommen sie eine tägliche Mindestmenge an Vitamin D. Doch auch andere Personen, insbesondere ältere Leute, Menschen mit dunkler Hautfarbe und Vegetarier, sollten für eine genügende Nahrungszufuhr an Vitamin D sorgen (sofern sie nicht ohnehin in sonnenreichen südlichen Ländern wohnen). Unter anderem enthalten Fisch, Lebertran und Eigelb viel Vitamin D. Genügend Calcium kann unter anderem über Milch und Milchprodukte aufgenommen werden.
Eine Rachitis/Osteomalazie kann mit einer gewissenhaften Therapie (Vitamin D und Calcium) meist rasch wieder beendet werden. Dennoch sind bleibende Knochenverformungen möglich. Hier kann gegebenenfalls eine Operation angezeigt sein.
Eine Rachitiserkrankung kann, wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt wird, Spätfolgen verursachen. Zu den klassischen Spätfolgen einer Rachitis zählen Knochenverformungen. Betroffen sind vor allem die Beine, der Brustkorb und das Rückrat. Die Folgen können leichte, aber auch massive körperliche Einschränkungen verursachen. Es treten ebenfalls Störungen im Wachstum auf.
Neben den Knochenverformungen kann sich auch eine generalisierte Muskelschwäche zeigen. Weitere Folgen einer Rachitis können eine schlechte Zahnbildung und ein geschwächtes Immunsystem sein. Das geschwächte Immunsystem führt zum Auftreten häufiger Infektionen. Auch Muskelkrämpfe und Krampfanfälle können die Folge einer Rachitis sein.
aktualisiert am 17.12.2020