Der Oberschenkelknochen wird in der medizinischen Fachsprache auch Femur genannt und ist der längste und auch der kräftigste Knochen des Körpers.
Der am oberen Ende des Oberschenkelknochens liegende kugelförmige Kopf bildet zusammen mit den Beckenknochen das Hüftgelenk. An diesen auch Hüftkopf genannten Teil des Knochens schließt sich der Oberschenkelhals an. An dem Oberschenkelhals befinden sich zwei Vorsprünge, die der große und der kleine Rollhügel genannt werden. In der medizinischen Fachsprache werden sie als Trochanter major (großer Rollhügel) und Trochanter minor (kleiner Rollhügel) bezeichnet. An beiden Vorsprüngen setzen verschiedene wichtige Muskelstränge, so zum Beispiel die Gesäßmuskulatur, an.
Unterhalb dieser Vorsprünge endet der Oberschenkelhals und der Knochenschaft beginnt. An seinem unteren Ende befinden sich zwei Gelenkknorren, die den oberen Teil des Kniegelenks bilden.
Der Unterschied zwischen einem Oberschenkelbruch und einem Oberschenkelhalsbruch liegt in der Position der Bruchlinie.
Kommt es zu einer Fraktur des Femurs oberhalb der beiden Rollhügel, so spricht man von einem Oberschenkelhalsbruch.
In den Bereichen darunter handelt es sich (im engeren Sinne) um einen Oberschenkelbruch.
Liegt der Bruch im Bereich der beiden Rollhügel, spricht der Mediziner von einem pertrochantären Oberschenkelbruch. Dabei sind oft auch die Rollhügel selbst von dem Bruch betroffen. Ist der Knochenschaft des Oberschenkels betroffen, handelt es sich um einen subtrochantären Oberschenkelbruch.
Die verschiedenen Arten des Bruchs haben großen Einfluss auf die Behandlungsmethoden und die Heilungsaussichten.
Der Oberschenkelhalsbruch kommt besonders häufig bei älteren Patienten vor. Da der Oberschenkelknochen an sich sehr kräftig und stabil ist, bedarf es unter normalen Umständen einer großen äußeren Gewalteinwirkung, um ihn zu brechen. Solche Energien treten nur bei Unfällen wie sie beispielsweise bei einem Verkehrsunfall auf. Bei älteren Menschen jedoch, deren Knochen entweder durch die natürliche Osteopenie (altersbedingter Knochenschwund) oder durch eine Osteoporose geschwächt sind, bedarf es oft nur eines banalen Sturzes, um den Knochen zum Brechen zu bringen.
Beim Oberschenkelhalsbruch wird unterschieden zwischen den kopfnahen (medialen) Brüchen und den kopffernen (lateralen) Brüchen. Der mediale Oberschenkelhalsbruch verläuft direkt unterhalb des Hüftkopfes. Der laterale Oberschenkelhalsbruch hingegen verläuft weiter unten oberhalb der Rollhügel. Auch der Winkel des Bruchs spielt eine große Rolle im Hinblick auf die weitere Therapie. Hier wird unterschieden in einen Bruch des Typs I, II oder III. Brüche, die in einem schrägen Winkel von weniger als 30° verlaufen, werden danach als Typ I bezeichnet. Brüche mit einem Winkel von bis zu 50° bezeichnet man als Typ II und steilere Brüche als Typ III. Je steiler der Verlauf der Fraktur ist, desto geringer ist die biomechanische Stabilität. Damit sinkt die Chance, den Bruch mittels Verschraubungen wieder richten zu können. Hinzu kommt, dass bei einem medialen Oberschenkelhalsbruch die Blutgefäße reißen können, die den Hüftkopf versorgen. In diesen Fällen droht trotz einer Verschraubung ein Absterben des Hüftkopfes.
In allen Fällen dieser sogenannten körpernahen Oberschenkelbrüche ist eine Operation notwendig. Mit Ruhigstellen oder Eingipsen lassen sich diese Art von Brüchen nicht therapieren. Der Patient hätte ohne Operation dauerhaft starke Schmerzen und wäre nicht mehr in der Lage zu laufen. Gerade bei sehr alten Patienten ist ein Verschrauben einer Oberschenkelhalsfraktur jedoch nur noch in 20 Prozent aller Fälle erfolgreich. Das ist vor allem bei Patienten, die ein Lebensalter von 80 Jahren bereits überschritten haben, der Fall. Hier führt der Weg zur Heilung in vielen Fällen nur über eine Prothese, also ein künstliches Hüftgelenk. Diese aufwändige Operation stellt allerdings für einen alten Menschen ein nicht gerade geringes Risiko dar. Oft sind die betroffenen Patienten bereits vor dem Bruch krank oder geschwächt. Dadurch drohen vermehrt Operationskomplikationen wie Infektionen, Thrombosen oder Lungenembolien.
Bei jungen Menschen kommt es fast nur durch ein Unfallgeschehen zu einem Oberschenkelhalsbruch. Die Heilungsaussichten sind in diesen Fällen sehr gut.
Bei dem Oberschenkelbruch muss unterschieden werden zwischen dem pertrochantären Oberschenkelbruch, dem subtrochantären Oberschenkelbruch und dem Bruch des Knochenschaftes. Der pertrochantäre Oberschenkelbruch betrifft den Bereich direkt unterhalb des Oberschenkelhals und bezieht einen oder beide Rollhügel mit in die Fraktur ein. Der subtrochantäre Oberschenkelbruch liegt direkt unterhalb der Rollhügel. Der Bruch des Oberschenkelknochenschaftes betrifft den Knochenbereich bis hinunter zum Kniegelenk.
Der pertrochantäre Oberschenkelbruch und der subtrochantären Oberschenkelbruch sind ebenso wie der Oberschenkelhalsbruch oft die Folge eines Sturzes bei älteren Menschen. Oft ist die Knochensubstanz der Patienten bei diesen Oberschenkelbrüchen jedoch noch etwas besser als bei einem klassischen Oberschenkelhalsbruch. Dadurch wird oft die Behandlung erleichtert.
Aus biomechanischer Sicht ist der pertrochantäre Oberschenkelbruch zunächst mit mehr Komplikationen verbunden als der Oberschenkelhalsbruch. Die Chance einer erfolgreichen Verschraubung ist jedoch um einiges größer als bei einem Oberschenkelhalsbruch. Das liegt in erster Linie daran, dass bei einem pertrochantären Oberschenkelbruch nicht die Gefahr gegeben ist, das der Hüftkopf abstirbt. Wie der pertrochantäre Oberschenkelbruch behandelt wird, hängt in erster Linie von der Art des Bruchs ab.
Ebenso wie die Oberschenkelhalsbrüche werden auch die pertrochantären Oberschenkelbrüche in verschiedene Kategorien eingeteilt, die Einfluss auf die weitere Therapie und Behandlung haben. Am besten können Brüche der Kategorie A1 behandelt werden, bei denen sich eine Frakturlinie quer durch den Knochen zieht mit dem großen Rollhügel oben außen und dem kleinen Rollhügel unten innen. Bei Brüchen der Kategorie A2 ist zusätzlich der kleine Rollhügel weggebrochen und bei Brüchen der Kategorie A3 ist sowohl der kleine als auch der große Rollhügel abgebrochen.
Während sich Brüche der Kategorie A1 relativ einfach mit allen gängigen Methoden stabilisieren lassen, weil sich die Bruchenden gegenseitig stützen, wird die Behandlung bei einem oder beiden abgebrochenen Rollhügeln schwieriger. Brüche der Kategorie A2 werden meist mit kurzen Hüftnägeln gerichtet, während bei Brüchen der Kategorie A3 lange Hüftnägel zum Einsatz kommen müssen, um den äußerst instabilen Bruch zu stabilisieren.
Auch die subtrochantären Frakturen werden behandelt, indem je nach Bruch Schrauben oder Nägel, manchmal auch Platten eingesetzt werden, um den Bruch zu stabilisieren (Osteosynthese).
Bei einem pertrochantären oder subtrochantären Oberschenkelbruch kommt der Patient ebenfalls nicht um eine Operation herum, in den meisten Fällen müssen jedoch auch bei älteren Patienten keine Prothesen eingesetzt werden. Einzig bei Kindern und Jugendlichen, die einen solchen Bruch aufgrund eines Unfalls erleiden, kann bei einem stabilen Bruch, bei dem die Bruchkanten nicht gegeneinander verschoben sind, auch eine konservative Behandlung (Behandlung ohne Operation) zum Erfolg führen. Bei dieser Behandlung ist der Patient von Anfang an mit Gehhilfen mobil und darf das Bein belasten. Die Heilung bei dieser konservativen Behandlung dauert etwa drei Monate.
Bei einem Unfallgeschehen wie beispielsweise einem Verkehrsunfall oder einem Sturz aus großer Höhe kann es durchaus auch zu tiefer liegenden Brüchen des Oberschenkelschaftes bis hinunter zum Kniegelenk kommen. Letzteres ist häufig der Fall, wenn bei einem Autounfall die Knie gegen das Armaturenbrett prallen.
Bei einfachen, stabilen Brüchen des Oberschenkelknochens kann mit einer konservativen Behandlung eine Heilung erzielt werden. Dazu wird der Oberschenkel eingegipst und oft in einer Streckvorrichtung in einer bestimmten Position gehalten, so dass der Knochen wieder zusammenwachsen kann. Da es jedoch einer großen Gewalteinwirkung bedarf, bis der Oberschenkelknochen bei einem gesunden Menschen bricht, kommt es bei einem Unfallgeschehen oft zu mehrfachen Brüchen oder Trümmerbrüchen. Diese müssen ebenfalls operativ mit osteosynthetischen Methoden behandelt werden. Dazu werden je nach Art der Brüche Schrauben, Nägel, Platten, Verdrahtungen oder auch externe Fixateure eingesetzt um die Stabilität des Knochens wieder herzustellen.
aktualisiert am 16.03.2020