Heutzutage wird ein Oberschenkelbruch in den allermeisten Fällen operativ behandelt. Während der Operation wird der Knochen zunächst gerichtet und dann mit Materialien wie Nägeln, Schrauben oder auch Platten bewegungsstabil fixiert. Die eingebrachten Materialien werden als osteosynthetische Implantate bezeichnet, der Ausdruck Osteosynthese bedeutet das Befestigen von gebrochenen Knochenenden aneinander. Ist der Bruch nach einigen Monaten komplett verheilt, wird das Osteosynthese-Material in den meisten Fällen in einem zweiten Eingriff wieder entfernt. Dieser Eingriff ist üblicherweise nicht kompliziert und kann entweder ambulant oder mit einem sehr kurzen Krankenhausaufenthalt durchgeführt werden.
Während das Einbringen der osteosynthetischen Implantate bei einem Oberschenkelbruch oft eine größere Operation notwendig macht, ist die Entfernung des Osteosynthesematerials nur ein kleiner Eingriff.
Von der Entfernung selbst spürt der Patient nichts. Sie wird entweder unter lokaler Betäubung oder unter Vollnarkose vorgenommen. Bei einem Eingriff unter Vollnarkose ist unter Umständen ein kurzer Krankenhausaufenthalt von ein oder zwei Tagen erforderlich.
Die osteosynthetischen Implantate müssen bei der Entfernung nicht vollständig freigelegt werden. Es genügen in der Regel kleine Schnitte, durch die das osteosynthetische Material herausgezogen wird. Wie nach jedem operativen Eingriff, kommt es auch nach der Entfernung des osteosynthetischen Materials zu einem gewissen Wundschmerz. Da jedoch nur kleine Schnitte gesetzt werden, ist der Schmerz nicht sehr groß. Schmerzempfindliche Patienten können die ersten Tage nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt mit der Einnahme eines Schmerzmittels überbrücken.
In einigen Fällen wird nach der Entfernung der osteosynthetischen Implantate eine Drainage gelegt. Sie soll dabei helfen, Wundflüssigkeit abfließen zu lassen und Blutergüsse zu verhindern. In diesen Fällen ist üblicherweise ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig, bis die Drainage wieder entfernt wird. Schmerzen verursacht die Drainage selbst nicht. Was das Ziehen der Drainage angeht, berichten Patienten von sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Manche Patienten empfinden das Entfernen der Drainage nur als unangenehm, andere als schmerzhaft. Wer sehr schmerzempfindlich ist, sollte daher vor dem Ziehen der Drainage Rücksprache mit dem Arzt halten und gegebenenfalls um eine örtliche Betäubung bitten. Allerdings dauert der Schmerz, wenn er überhaupt empfunden wird, nur wenige Minuten an.
Nach der Entfernung der Implantate und gegebenenfalls der Drainage kann es noch für einige Tage zu Bewegungsschmerzen des Beins kommen.
Wer nach erfolgreicher Behandlung und gut verlaufener Heilung eines Oberschenkelbruchs keinerlei Schmerzen oder Probleme mehr hat, mag sich fragen, warum er die Implantate überhaupt entfernen lassen soll. Schließlich muss sich der Patient dazu einem zweiten Eingriff unterziehen. Auch wenn dieser nicht sehr schmerzhaft ist, bestehen, wie bei jedem operativen Eingriff, gewisse Risiken. Die Versuchung, die Implantate einfach im Knochen zu belassen, mag daher groß sein.
Dennoch ist es besser, das osteosynthetische Material entfernen zu lassen. Mit der Zeit können sich beispielsweise die Metallteile lockern und dadurch zu Schäden am Knochen und am Gewebe führen. In klinischen Studien wurde auch in mehr als 60 Prozent der untersuchten Fälle ein vermehrtes Bakterienvorkommen an den Implantaten nachgewiesen. Diese Bakterien können zu Knochen- oder Gewebsinfektionen führen und schwere Schäden verursachen.
So oder so bleiben die osteosynthetischen Implantate Fremdkörper. Sie sind wichtig für den Heilungsprozess nach einem Oberschenkelbruch, sollten aber nach erfolgter Heilung, wenn sie nicht mehr benötigt werden, entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Wartet man mit der Entfernung zu lange, kann es auch passieren, dass die Implantate derartig mit dem Knochen verwachsen, dass sie nur noch in einem komplizierten und großen Eingriff entfernt werden können. Tritt dann eine Infektion oder eine andere Komplikation auf, die eine Entfernung der Implantate notwendig macht, steht statt eines kleinen, unkomplizierten Eingriffs unter Umständen eine größere Operation an.
Wie bei jedem operativen Eingriff, kann es auch bei der Entfernung von osteosynthetischem Material zu Komplikationen kommen. Diese Komplikationen können durchaus zu größeren Schmerzen führen, als nach einem solchen Eingriff üblich sind.
Ist das zu entfernende Material beispielsweise schwer zugänglich, können Blutgefäße, Gewebe oder Nerven beschädigt werden. Das kann, wie bereits erwähnt, unter anderem dann der Fall sein, wenn die Implantate zu lange im Körper belassen wurden.
Außerdem kann es nach dem Eingriff zu Wundheilungsstörungen oder Infektionen kommen. Sehr selten können Knochenentzündungen auftreten.
Das zu frühe Entfernen der osteosynthetischen Implantate kann ebenfalls Komplikationen bereiten. Im schlimmsten Fall kann die ursprüngliche Operationsnarbe ganz oder teilweise wieder aufplatzen oder der Knochen erneut brechen.
Im Normalfall handelt es sich bei der Entfernung osteosynthetischer Implantate jedoch um einen harmlosen und nur wenig schmerzhaften Eingriff.
aktualisiert am 16.11.2023