Eine Platten-Osteosynthese bezeichnet ein Verfahren, mit dem ein gebrochener Knochen mit Hilfe eines plattenförmigen Implantats stabilisiert wird. Die Platte wird in einer Operation eingebracht, um die Bruchstücke aneinander zu befestigen.
Die Platten-Osteosynthese wird oft bei Brüchen des Knochenschafts von Röhrenknochen angewendet, so auch bei Brüchen des Oberschenkelknochenschafts. Auch bei gelenknahen Brüchen kommen die Platten zum Einsatz.
Im Gegensatz zu einem Marknagel, der durch das Innere des Knochens verläuft, wird die Platte außen am Knochen angebracht. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass dadurch die empfindliche Knochenhaut verletzt wird, die sehr wichtig ist für die Durchblutung und damit auch für die Heilung des Knochens. Allerdings gibt es heute bereits spezielle, sogenannte Limited-Contact-Platten (LCP), die nur eine sehr geringe Auflagefläche am Knochen haben.
Platten werden häufig verwendet, um operativ Knochenbrüche zu stabilisieren (osteosynthetische Behandlung). Inzwischen gibt es daher für nahezu alle Körperbereiche vorgefertigte Platten, die speziell für die jeweiligen Knochen angefertigt wurden. So gibt es auch spezielle Platten zur Behandlung eines Oberschenkelbruchs. Die Platten liegen üblicherweise über dem Bruchspalt und ziehen sich an beiden Enden noch darüber hinaus. Sie werden mit Schrauben am Knochen fixiert. Generell gibt es drei verschiedene Arten der Platten-Osteosynthese.
Von einer Neutralisationsplatte spricht man, wenn die Platte zusätzlich zu einer Schrauben-Osteosynthese eingesetzt wird. In diesem Fall hat die Platte die Aufgabe, die Rotationskräfte der Schraube zu neutralisieren. Der Knochen wird also durch die Neutralisationsplatte gehalten und daran gehindert, sich unter der Kraft der Zugschraube zu verbiegen. Die eigentliche Stabilisierung des Knochen wird von den Schrauben übernommen.
Bei der Kompressionsplatte wird der durch den Bruch entstandene Knochenspalt durch die Platte zusammengedrückt. Diese Art von Platte wird oft bei kurzen Schrägfrakturen des Oberschenkelknochenschafts verwendet. Die Kompression wird dabei durch eine bestimmte Anordnung der Schraubenlöcher verursacht.
Abstützplatten, die die Form eines L oder T haben, werden vorwiegend genutzt, um Knochenfragmente an ihrem Platz zu halten. Sie finden in erster Linie bei Brüchen am gelenknahen Knochenende, beim Oberschenkelknochen vor allem am knienahen Ende, Anwendung.
Eine besondere Variation der Platten-Osteosynthese, die ebenfalls bei Oberschenkelbrüchen angewendet wird, ist der sogenannte Fixateur interne. Er wird auch als LISS (Less invasive stabilization system) bezeichnet. Der Fixateur interne befindet sich im Gegensatz zum Fixateur externe komplett im Inneren des Körpers. Er besteht aus Verriegelungsschrauben und einem plattenähnlichen Implantat.
Platten können mit Kopfverriegelungsschrauben fest und bewegungsfrei am Knochen befestigt werden, diese Verbindung nennt man winkelstabil. Solche Befestigungen werden vor allem bei älteren Menschen mit durch Osteoporose geschwächten Knochen gewählt. Eine der möglichen Komplikationen der Platten-Osteosynthese, die mögliche Lockerung der Platte, wird damit praktisch ausgeschlossen.
Eine Platten-Osteosynthese wird sehr oft bei Patienten mit einem Polytrauma angewendet. Als Polytrauma werden viele gleichzeitig entstandene Verletzungen durch einen Unfall oder ein ähnliches Geschehen bezeichnet, von denen entweder eine lebensbedrohlich ist oder die in ihrer Kombination lebensbedrohlich sind. Würde hier mit einem Marknagel gearbeitet, bestünde durch die Fettauschwemmung ein großes Risiko einer Fettembolie, also der Ausschwemmung von Fett mit Verstopfung eines Blutgefäßes, was tödlich verlaufen kann. Auch offene Brüche, Trümmerbrüche, Mehretagenbrüche und Brüche mit Gelenkbeteiligung werden oft mit einer Platten-Osteosynthese behandelt.
Komplikationen treten bei einer Platten-Osteosynthese nur selten auf. Neben der bereits angesprochenen Lockerung der Platte kann es in seltenen Fällen zu Infektionen oder zu Durchblutungsstörungen kommen.
Die osteosynthetischen Implantate sollten etwa 12 bis 18 Monate nach dem Einbringen entfernt werden.
aktualisiert am 29.05.2020