Die konservative Behandlung eines Oberschenkelbruchs ist nur in wenigen Fällen möglich. Man versteht unter dem Begriff konservative Behandlung eine Behandlungsmethode, die ohne Operation auskommt.
In den allermeisten Fällen ist es heute jedoch so, dass ein Oberschenkelbruch operiert und mit einer osteosynthetischen Behandlungsmethode behandelt wird. Darunter versteht man das Einsetzen von Materialien (osteosynthetische Implantate) wie Drähte, Schrauben, Nägel oder Platten, die den Knochen stabilisieren sollen. In einigen Fällen wird auch mit einem Fixateur externe gearbeitet, mit dem der Knochen nach dem Einbringen von Drähten und Haltestangen von außen fixiert wird.
Konservativ, also mit Gips oder Streckverband, werden nur sehr wenige Oberschenkelbrüche behandelt.
In erster Linie werden konservative Behandlungsmethoden bei Kindern mit Oberschenkelbrüchen angewendet.
Bereits bei Säuglingen und Kleinkindern ist meist eine operative Verdrahtung mit dem sogenannten Kirschner-Draht das Mittel der Wahl, um einen Oberschenkelbruch zu behandeln. Doch es gibt einige Arten von Oberschenkelbrüchen bei Kindern, bei denen eine konservative Behandlung mit einem Bein-Becken-Gips durchgeführt wird. Vor allem bei einem Oberschenkelhalsbruch im Bereich der sogenannten Rollhügel (pertrochantären Oberschenkelbruch) wird oft mit einem Bein-Becken-Gips gearbeitet. Voraussetzung ist allerdings, dass der Bruch stabil ist. Das heißt, die Enden des Bruchs müssen sauber voreinander liegen und nicht zu verrutschen drohen. Bei dieser Art von Brüchen ist es in den meisten Fällen ausreichend, das Bein des Kindes für etwa drei Wochen mit einem Gips ruhigzustellen. Da sich bei Kindern sehr schnell neue Knochenmasse bildet, wächst der Knochen gut zusammen.
Auch Brüche des Oberschenkelschafts können bei Kindern konservativ behandelt werden. Hier ist die Voraussetzung, dass der Bruch nicht disloziert sein darf, das heißt, die Bruch-Enden dürfen nicht verschoben sein. Ebenso wie bei dem pertrochantären Oberschenkelbruch kommt ein Bein-Becken-Gips zum Einsatz. Aufgrund der schnellen Bildung neuer Knochenmasse bei Kindern kann er meist nach zwei bis drei Wochen wieder entfernt werden.
Ist der Bruch des Oberschenkelschafts disloziert (gegeneinander verschoben), müssen auch Kinder in den meisten Fällen operiert werden. Eine Ausnahme bilden kleine Kinder mit einem Körpergewicht unter 15 Kilogramm. Sie werden mitunter mit einer konservativen Methode namens Overhead-Extension behandelt. Mit einem speziellen Pflasterzügelverband werden die Beine des Kindes dabei senkrecht nach oben gezogen. Das Becken schwebt frei und bildet das sogenannte Extensionsgewicht, durch das das Bein in die Länge gezogen wird. So verbleibt der Knochen in der richtigen Stellung, in der er verheilen kann. Die Behandlung dauert etwa zwei bis drei Wochen.
Auch im unteren, knienahen Bereich des Oberschenkelknochens kann es zu Brüchen kommen. Ist der Oberschenkelknochen oberhalb des Knochenendstücks (Epiphyse) gebrochen, spricht der Mediziner von einer supracondylären Fraktur. Diese kann, wenn sie nicht disloziert (verschoben) ist, mit einem hohen Oberschenkelgips behandelt werden. Alle anderen Brüche des knienahen Oberschenkelknochens, die die Epiphyse mit einbeziehen, müssen operativ behandelt werden.
Konservative Behandlungsmethoden von Oberschenkelbrüchen werden bei Kindern nur etwa bis zum Schulalter durchgeführt. Danach ist es zunehmend schwieriger, die Kinder in dem Bein-Becken-Gips ruhig zu halten. Darüber hinaus ist die Versorgung eines Kindes mit Bein-Becken-Gips für Eltern weitaus schwieriger als die Versorgung eines Kindes nach einer Operation. Auch die Overhead-Extension wird nur bei kleinen Kindern durchgeführt. Diese tolerieren die Behandlung meist erstaunlich gut. Ältere Kinder hingegen tolerieren diese massive Bewegungseinschränkung meist nicht mehr. Weiterer Nachteile der Overhead-Extension sind ein vergleichsweise langer Krankenhausaufenthalt, hohe Kosten und die Tatsache, dass es zu verdrehtem Zusammenwachsen (Rotationsfehlern) kommen kann.
Aus diesen Gründen wird bei auch bei Kindern heute meistens eher zu einer operativen Behandlung tendiert. Kleinere Kinder werden dabei mit einer Verdrahtung mit Kirschner-Draht behandelt. Oberschenkelbrüche bei älteren Kindern werden meist mit Schrauben stabilisiert.
In seltenen Fällen kommt es bei Erwachsenen zu sogenannten stabilen Oberschenkelbrüchen. Dabei sind die Bruchenden des Knochens glatt und nicht gegeneinander verschoben (disloziert) und die Knochenenden stehen in der richtigen Position zueinander. In diesen Ausnahmefällen kann auch beim Erwachsenen ein Oberschenkelbruch konservativ behandelt werden. Der gebrochene Knochen wird dazu mit einem Gips oder einer Schiene ruhiggestellt.
Da der Oberschenkelknochen im Alltag jedoch hohen Belastungen ausgesetzt ist, besteht oft die Gefahr eines nachträglichen Abrutschens. Eine operative Behandlung ist daher in der Regel die erst Wahl bei den Behandlungsmethoden. Der Bruch wird mit osteosynthetischen Implantaten, also Materialien wie Nägeln, Platten, Schrauben fixiert. Ein instabiler Bruch muss immer operativ behandelt werden, da der Knochen ohne Stabilisierung nicht richtig zusammenwachsen kann.
In Fällen, in denen eine Operation ein zu großes Risiko für den Patienten darstellen würde, wird ein Oberschenkelbruch ebenfalls konservativ behandelt. Das ist meist der Fall, wenn der Patient Vorerkrankungen oder Risikofaktoren mitbringt, die zu einem erhöhten Operationsrisiko führen. Dazu können unter anderem Herzkrankheiten, Diabetes oder starkes Übergewicht gehören. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation kann nur individuell mit dem behandelnden Arzt getroffen werden. Ist eine operative und osteosynthetische Behandlung des Oberschenkelbruchs nicht möglich, wird versucht, den Bruch in diesen Fällen konservativ mit einem Gips oder einer Extensionsbehandlung zu stabilisieren.
aktualisiert am 16.04.2019