Der Oberschenkelknochen (Femur) ist der längste und stärkste Knochen des menschlichen Skeletts. Dennoch kommt es vor allem bei älteren Menschen häufig zu einem Bruch dieses Knochens. Meist wird der Bruch durch einen Sturz verursacht, bei dem der Betroffene auf die Hüfte oder auf das gestreckte Bein fällt. Während jüngere Menschen einen solchen Sturz oft ohne gravierende Folgen überstehen, kommt es bei älteren Menschen in sehr vielen Fällen zu einer Fraktur (Bruch) des Oberschenkelknochens. Schuld daran ist eine Veränderung der Knochendichte, die im Alter auftritt, die sogenannte Osteoporose.
Die Osteoporose, die auch als Knochenschwund bezeichnet wird, ist die häufigste Knochenerkrankung bei älteren Menschen. Sie tritt oft bei Frauen nach den Wechseljahren auf, betrifft jedoch auch Männer. Unterschieden wird bei der Krankheit zwischen der primären Osteoporose und der sekundären Osteoporose. Der Unterschied liegt darin, dass die primäre Osteoporose nicht als Symptom oder Folge einer anderen Krankheit auftritt. Sie tritt vielmehr als Typ-I-Osteoporose (Postmenopausale Osteoporose) bei Frauen nach der Menopause (Wechseljahre) auf oder geschlechtsunabhängig als Typ-II-Osteoporose (Senile Osteoporose) bei älteren Menschen ab einem Lebensalter von etwa 75 Jahren.
Die primäre Osteoporose macht einen Anteil von etwa 95 Prozent aller Osteoporose-Erkrankungen aus. Auf die sekundäre Osteoporose, bei der der Abbau der Knochensubstanz auf anderen Ursachen basiert, entfallen lediglich 5 Prozent. Diese Ursachen können zum Beispiel in hormonellen Erkrankungen liegen oder als langfristige Nebenwirkungen von Medikamenteneinnahmen auftreten.
Die Knochenmasse des menschlichen Skeletts wird in der Kindheit und Jugend aufgebaut und steigt bis zum Alter von etwa 30 Jahren kontinuierlich an. Dann erreicht sie ihren Höhepunkt und obwohl in den folgenden Jahren weiterhin Knochenmasse aufgebaut wird, wird ab diesem Alter mehr Knochenmasse abgebaut als aufgebaut. Dadurch geht der Abbau der Knochenmasse unter normalen Umständen sehr langsam und zunächst ohne Beeinträchtigungen vonstatten.
Im höheren Alter kann es zu der sogenannten Osteopenie kommen, bei der die Knochensubstanz so weit abgebaut ist, dass das Risiko von Knochenbrüchen steigt. Dabei handelt es sich um einen natürlichen, alterungsbedingten Abbau der Knochendichte. Diese Osteopenie wird auch als Vorstufe der Osteoporose bezeichnet.
Bei einer Osteoporose hingegen wird die Knochenmasse in stark beschleunigter Form abgebaut. Dadurch wird sowohl die Struktur als auch die Substanz des Knochens geschädigt. Die Knochendichte nimmt stark ab und der Knochen wird porös und sehr anfällig für Brüche.
Ursächlich für die Typ-I-Osteoporose bei Frauen ist der plötzliche Abfall des Östrogenspiegels während der Menopause. Diese Änderung des hormonellen Status beschleunigt für etwa 10 Jahre den Abbau der Knochensubstanz. Danach verlangsamt sich der Abbau der Knochensubstanz wieder und stimmt in etwa mit dem eines gleich alten Mannes überein. In den 10 Jahren des vermehrten Abbaus wurde die Knochensubstanz jedoch oft schon irreparabel beschädigt.
Die Symptome der Osteoporose betreffen nicht nur den Oberschenkelknochen, sondern das gesamte Skelett des Betroffenen.
Stürzt ein älterer Mensch mit Osteoporose und fällt dabei auf die Hüfte oder das gestreckte Bein, kann der Oberschenkelknochen an verschiedenen Stellen brechen.
Eine der häufigsten Formen der Femur-Fraktur (Oberschenkelbruch) bei älteren Menschen ist der Oberschenkelhalsbruch. Als Oberschenkelhals wird der obere Teil des Oberschenkelknochens bezeichnet, der den Hüftkopf oder auch Oberschenkelkopf trägt und die Verbindung zum Becken herstellt. Je nach Winkelung spricht man von einem Bruch des Typs I, II oder II. Dabei gilt, je steiler der Bruch, desto instabiler ist der Frakturverlauf. Diese Einteilung hat große Bedeutung für die spätere Behandlung des Bruchs.
Ebenfalls sehr häufig tritt der sogenannte pertrochantäre Oberschenkelbruch auf, bei dem der Knochen knapp unterhalb des Oberschenkelhalses bricht.
Diese beiden Formen des Oberschenkelbruchs treten bei älteren Menschen deshalb gehäuft auf, da diese im Fall eines Sturzes oft auf die Hüfte fallen. Statistiken besagen, dass etwa ein Drittel aller Menschen über 65 Jahre mindestens einmal pro Jahr einen Sturz erleidet. Der Sturz im Alter zählt daher zu den Symptomen des sogenannten Alterssyndroms. Älteren Menschen fehlt oft sowohl die Balance als auch die Reaktionsschnelligkeit, um sich beim Stolpern durch einen Ausfallschritt zu retten. Auch die Muskelkraft für ein Festhalten, Abstützen oder Abrollen ist oft vermindert. So reicht eine hochstehende Teppichecke oder ein vergessenes Paar Schuhe, um zu stolpern und zu stürzen. Hinzu kommen bei vielen ein vermindertes Sehvermögen und Krankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Blutdruckerkrankungen mit Schwindelanfällen oder Parkinson, die auch oft für Stürze verantwortlich sind. Wissenschaftler haben außerdem festgestellt, dass gerade ältere Menschen oft nach hinten fallen, im Fallen versuchen, sich zur Seite zu drehen, um nicht mit dem Kopf aufzuschlagen und dadurch direkt auf die Hüfte fallen.
Leidet der Betroffene dann zusätzlich an einer Osteoporose, reicht ein vergleichsweise harmloser Sturz, um den Knochen brechen zu lassen. Dabei bedarf es bei dem pertrochantären Oberschenkelbruch einer etwas höheren Sturzenergie als bei dem Oberschenkelhalsbruch. Der pertrochantäre Oberschenkelbruch trifft daher oft etwas jüngere Patienten ab etwa 65 Jahren, während der Oberschenkelhalsbruch vorwiegend die älteren Senioren betrifft.
Ein Oberschenkelbruch kann für einen älteren Menschen viele Komplikationen und Probleme mit sich bringen. In den allermeisten Fällen ist für die Behandlung eine Operation notwendig.
Vor allem bei einem verschobenen Oberschenkelhalsbruch können die Blutgefäße reißen, die den Oberschenkelkopf durchbluten. Dadurch kann dieser komplett absterben. Ein Fixieren des Oberschenkelkopfes mit Schrauben bringt daher nicht immer den gewünschten Erfolg. Vor allem bei Patienten über 80 Jahren kann der Hüftkopf nach einem verschobenen Oberschenkelhalsbruch nur in 20 Prozent der Fälle erhalten werden. Oftmals bleibt in diesen Fällen nur die Versorgung mit einer Prothese.
Bei dem pertrochantären Oberschenkelbruch hingegen bleibt die Durchblutung des Hüftkopfes in den meisten Fällen erhalten. Diese Brüche werden meistens mit Hilfe von Schrauben, Platten und Nägeln stabilisiert.
In allen Fällen besteht die Gefahr, dass ein Oberschenkelbruch im Alter mit bleibenden Schäden wie chronischen Schmerzen, Arthrosen und Bewegungseinschränkungen einhergeht. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychischen Folgen eines Oberschenkelbruchs bei älteren Menschen. Oft haben die Patienten nach einem Sturz, der zu einem Oberschenkelbruch führte, Angst, erneut zu stürzen. Das führt oft dazu, dass sie sich kaum noch oder extrem unsicher bewegen. Dabei sind gerade Bewegungsübungen und Muskelaufbau wichtig, um künftige Stürze zu vermeiden.
Auch wenn es im Alter unweigerlich zu einer Abnahme der Knochenmasse kommt, können ältere Menschen mit oder ohne Osteoporose einiges dafür tun, um zum einen den Knochenabbau zu verlangsamen und zum anderen das Risiko von Stürzen zu vermindern. Ist dem Betroffenen bekannt, dass er unter Osteoporose leidet, sollte er sich in ärztliche Behandlung begeben. In vielen Fällen ist den Betroffenen die Erkrankung jedoch gar nicht bewusst. Daher ist es ratsam, ab einem gewissen Alter die Knochendichte messen zu lassen. Je früher die Osteoporose erkannt wird, desto besser kann man ihr entgegenwirken.
Doch auch vorbeugend kann man einiges gegen die Osteoporose tun. Vor allem über die Ernährung kann einem vorzeitigen Abbau der Knochensubstanz vorgebeugt werden. Vitaminreiche und kalziumhaltige Kost stärkt die Knochen und kann der Osteoporose vorbeugen. Viel Kalzium ist vor allem in Milchprodukten und grünem Gemüse enthalten. Käse, Joghurt und Gemüsesorten wie Broccoli, Fenchel oder Grünkohl sollten daher regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Auch in Mineralwasser sind oft hohe Kalziumanteile enthalten.
Bei den Vitaminen sollte vor allem auf Vitamin C geachtet werden, da es die Kalziumverwertung verbessert. Vitamin C ist in nahezu allen Obst- und Gemüsesorten vorhanden, vor allem in Papayas, Paprika, Brokkoli, Rosenkohl und Zitrusfrüchten. Auch die Vitamine D und K sollten dem Körper in ausreichenden Mengen zugeführt werden. Vitamin K, das sich allen grünen Gemüsesorten befindet, stärkt die Knochenfestigkeit. Da es ebenso wie das Kalzium durch den Garprozess herausgelöst wird, sollte bei der Zubereitung grüner Gemüsearten immer die Garflüssigkeit mitverwendet werden.
Vitamin D verbessert die Aufnahme von Kalzium. Es ist vor allem in Seefischen wie Lachs oder Makrele enthalten. Der Körper kann mit Hilfe der Sonneneinstrahlung jedoch auch selbst Vitamin D bilden. Nicht nur aus diesem Grund sollte regelmäßige Bewegung, möglichst an der frischen Luft, zum täglichen Programm gehören. Regelmäßige Bewegung regt darüber hinaus den Aufbau von Knochensubstanz an und kräftigt die Muskeln, die den Knochen im Falle eines Sturzes schützen können.
Vermieden werden sollten hingegen Alkohol, salz- und fettreiche Kost und alle Speisen mit einem hohen Phosphatgehalt. Dazu gehören vor allen Dingen verarbeitetes Fleisch und Wurstwaren sowie Fertigprodukte. Auch Lebensmittel mit einem hohen Oxalsäuregehalt wie Schokolade, Rhabarber oder Spinat sollte man besser reduzieren.
Viel Bewegung hilft auch, Stürze zu vermeiden. Fehlt die Bewegung, werden Muskeln abgebaut, die Kraft und die Reaktionsfähigkeit lassen nach und es fällt schwerer, sich beim Stolpern abzufangen und vor einem Sturz zu retten.
Da sich die meisten Stürze in der eigenen Wohnung ereignen, sollte im Wohnumfeld von älteren Menschen vor allem auf gute Beleuchtung geachtet werden. Auch Stolperfallen wie im Flur oder auf der Treppe abgelegte Gegenstände, hochgebogene Teppichecken, rutschige Läufer oder Fußmatten und über den Boden verlegte Stromkabel sollten entfernt werden. Außerdem sollten ältere Menschen auf festes Schuhwerk und passende Kleidung achten, denn auch über einen zu langen Hosensaum kann man stolpern.
Vielerorts werden inzwischen spezielle Sportkurse für Senioren angeboten, in denen die Teilnehmer angeregt werden, sich wieder mehr zu bewegen und auch lernen, wie sie sich beim Stolpern wieder fangen oder bei einem Sturz abrollen können.
aktualisiert am 11.12.2015