Der Gammanagel und die dynamische Hüftschraube sind zwei Implantate, die verwendet werden, um hüftgelenksnahe Brüche des Oberschenkelknochens zu stabilisieren. Dazu zählen in erster Linie die Oberschenkelhalsbrüche. Gammanagel und dynamische Hüftschraube sind Möglichkeiten der Osteosynthese, also der Zusammenfügung von gebrochenen Knochen durch eingebrachte Materialien.
Der Gammanagel ist ein osteosynthetisches Implantat, das zur Behandlung von Oberschenkelhalsbrüchen verwendet wird.
Es besteht aus einem Marknagel (Nagel durch das Knochenmark), einer Verriegelung am unteren Ende und einer rotationsstabilen Schenkelhalsschraube. Je nach Typ des Bruchs kann der Gammanagel jedoch auch ohne die Schenkelhalsschraube verwendet werden.
Nachdem der Bruch reponiert (in die richtige Stellung gebracht) wurde, wird der Marknagel am oberen, hüftnahen Ende in den Oberschenkelknochen eingebracht. Er reicht nach unten bis in den Oberschenkelknochenschaft hinein und schließt oben mit dem Knochenende ab. Am unteren (distalen) Ende wird er mit einem Bolzen oder einer Schraube verriegelt.
Die Schenkelhalsschraube wird seitlich durch den Oberschenkelhals bis in den Oberschenkelkopf (Hüftkopf) getrieben und durch die dafür vorgesehene Führungsnut des Marknagels geführt.
Die Schenkelhalsschraube ist der Teil des Gammanagels, der die gebrochenen Knochenenden stabilisiert. Der Femur-Marknagel dient der Stabilisierung des Hüftgelenks. Die Schenkelhalsschraube gleitet durch die Führungsnut des Marknagels und stellt so direkt nach der Operation eine volle Beweglichkeit des Gelenks her.
Der Gammanagel kann auch bei älteren Patienten mit Osteoporose eingesetzt werden. Der Eingriff kann unter lokaler Betäubung erfolgen. Es ist kein Gipsverband notwendig, lediglich ein Kompressionsverband sollte in den ersten vier bis sechs Stunden nach dem Eingriff auf der Wunde belassen werden. Die Fäden können nach 10 bis 14 Tagen entfernt werden.
Eine Belastung des Beins ist bei dieser Operationsmethode nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erwünscht, um die Mobilität zu erhalten. Prinzipiell ist sofort eine Vollbelastung möglich und erlaubt. Je nach Einzelfall kann jedoch zunächst auch nur eine Teilbelastung für etwa sechs Wochen möglich sein. Danach sollte die volle Belastungsfähigkeit aber wieder hergestellt sein.
Die dynamische Hüftschraube funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie der Gammanagel. Es gibt jedoch einige entscheidende Unterschiede.
Wie auch der Gammanagel besteht die dynamische Hüftschraube aus einer Schenkelhalsschraube, die den Bruch stabilisiert, und einem Teil, der das Hüftgelenk stabilisiert. Während diese Aufgabe beim Gammanagel von einem im Inneren des Knochens liegenden Marknagel übernommen wird, kommt bei der dynamischen Hüftschraube eine außen am Knochenschaft liegende Platte zum Einsatz. Die Platte wird distal, also in Richtung des knienahen Knochenendes, mit drei oder vier Nägeln oder Schrauben am Knochenschaft fixiert. Bei Patienten mit starker Osteoporose kann es hier durch die Vielzahl der nötigen Schrauben zu Problemen mit der porösen Knochensubstanz kommen.
Am oberen, hüftnahen Ende der Platte befindet sich eine abgewinkelte Hülse. Die Hülse wird in den Oberschenkelhals eingetrieben und die Schenkelhalsschraube kann in dieser Hülse entlang der Achse vor- und zurückgleiten.
Nachdem der Bruch reponiert (gerichtet) wurde, wird die dynamische Hüftschraube über einen etwa 10 Zentimeter langen Schnitt am Oberschenkelknochen angebracht. Für dieses Verfahren ist üblicherweise eine Vollnarkose notwendig.
Auch mit einer dynamischen Hüftschraube ist eine volle Belastbarkeit des Beins möglich und erwünscht.
Vorrangiges Ziel sowohl der Behandlung mit einem Gammanagel als auch der Behandlung mit einer dynamischen Hüftschraube ist die Erhaltung des natürlichen Hüftgelenks. Beide Verfahren haben gewisse Vor- und Nachteile. Welche Behandlungsmethode besser geeignet ist, muss daher im Einzelfall entschieden werden. Vorteil des Gammanagels ist, dass er als Marknagel das Gewebe und die empfindliche Knochenhaut schont und außerdem besonders bei Patienten mit Osteoporose mehr Stabilität bietet. Ein großer Nachteil ist jedoch die Fettausschwemmung, die besonders bei älteren Menschen mit Lungenschädigungen zu einer Fettembolie führen kann, die mitunter tödlich sein kann.
Diese Gefahr ist bei der dynamischen Hüftschraube nicht gegeben. Dafür ist sie bei stark porösen Knochen durch eine Osteoporose nur schlecht zu befestigen und es besteht die Gefahr eines zusätzlichen Bruchs des Oberschenkelknochenschafts durch die verwendete Platte und die Befestigungsschrauben.
aktualisiert am 16.11.2023