Bei einem Oberschenkelbruch kann es, wie bei jedem anderen Knochenbruch, zu mehreren Bruchformen kommen, die verschiedene Auswirkungen auf die Therapie und die Heilungsdauer haben. Einige Bruchformen sind besonders kompliziert und brauchen länger, um zu heilen. Andere Bruchformen sind einfacher, sie heilen schneller und auch die Behandlung ist unkomplizierter.
Es muss zwischen verschiedenen Bruchformen unterschieden werden. Die unkompliziertesten Brüche sind glatte Quer- oder Schrägbrüche. Bei ihnen ist der Knochen mit glatten Bruchkanten entweder in gerader Linie oder schräg von oben nach unten gebrochen. Je flacher der Winkel bei einem Schrägbruch ist, desto einfacher ist der Bruch. Man spricht dabei auch von kurzen (flacher Winkel) und langen Schrägbrüchen (steiler Winkel). Wenn diese Brüche nicht verschoben (disloziert) sind, können sie unter Umständen auch konservativ mit einem Gipsverband und ohne Operation behandelt werden. Meist wird jedoch einer operativen Behandlung der Vorzug gegeben, da dadurch eine langwierige Gipsbehandlung vermieden werden kann und das Bein erheblich früher wieder teilbelastbar ist.
Bestehen zwei oder mehr Brüche über- oder untereinander am Oberschenkelknochen, spricht man von einem Mehretagenbruch. Bei einem Mehretagenbruch kann es sich sowohl um Quer- oder Schrägfrakturen als auch um andere Bruchformen handeln.
Häufig kommen am Oberschenkelknochen auch Spiralbrüche vor. Der Spiralbruch, der auch als Torsionsfraktur oder Drehungsbruch bezeichnet wird, ist oft die Folge von Skiunfällen. Bei dem Spiralbruch handelt es sich um einen Bruch, bei dem zumindest ein Teil des Knochens spiralförmig gedreht ist. Dieser Bruch wird durch Drehen entgegengesetzt der Bruchrichtung wieder gerichtet.
Der Längsbruch ist ein Bruch entlang der Längsachse des Knochens. Er tritt eher selten auf.
Die kompliziertesten Brüche sind auch beim Oberschenkelbruch der Trümmerbruch und der offene Bruch. Bei einem Trümmerbruch ist der Knochen in mehrere Fragmente zerbrochen. Je kleiner die Fragmente, desto schwieriger ist es, den Knochen zu stabilisieren. Sind die Fragmente so klein, dass sie nicht mit Schrauben oder Nägeln stabilisiert werden können, werden sie oft mit einem Draht (Kirschner-Draht) verbunden. Da diese Behandlungsmethode nicht bewegungsstabil ist, muss meist zusätzlich ein Gipsverband angelegt werden oder ein nach außen ragendes Haltesystem (Fixateur externe) angebracht werden.
Offene Brüche zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit einer erheblichen Weichteilbeschädigung einhergehen. Bei einem offenen Bruch hat das gebrochene Knochenstück die Haut durchbohrt, so dass eine offene Wunde entsteht. Bei offenen Brüchen ist immer ein sehr hohes Infektionsrisiko gegeben.
Ein sogenannter Schussbruch bezeichnet die Verletzung, die entsteht, wenn ein Knochen von einer Kugel aus einer Schusswaffe getroffen wird. Der Schussbruch äußert sich meist in einer sehr massiven Zersplitterung des Knochens und kann als eine Variation des Trümmerbruchs bezeichnet werden.
Diese Bruchformen treten am Oberschenkelknochenschaft auf. Sie werden in vier Typen eingeteilt:
Für die Brüche am Oberschenkelhals und am knienahen Ende des Knochens, die jeweils die Knochenendstücke mit einbeziehen können, gibt es weitere, unterschiedliche Klassifizierungen.
aktualisiert am 14.12.2015