Das Wort Nystagmus stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt „Schläfrigkeit“. In der Medizin wird mit Nystagmus eine automatisch ablaufende rhythmische Bewegung eines Körperteils, in aller Regel der Augen, beschrieben. Die Augen bewegen sich dabei seitlich, nach oben und unten oder im Kreis. Der Nystagmus kann erblich bedingt (angeboren) oder erworben sein, beispielsweise durch Krankheit oder Verletzung.
Durch die unkontrollierte Augenbewegung können die Augen nicht mehr richtig fokussieren. Betroffene leiden je nach Ausprägung des Nystagmus unter einem eingeschränkten Sehvermögen.
Die unwillkürliche, abnormale Augenbewegung wird durch eine Funktionsstörung im Bereich des Gehirns verursacht, der die Augenbewegung kontrolliert. Im Hinblick auf den Auslöser werden zwei Formen des Nystagmus unterschieden, der angeborene und der erworbene.
Ein angeborener Nystagmus tritt meist zuerst im Alter von sechs Wochen bis drei Monaten in Erscheinung. Er wird von den Kindern selbst nicht bewusst wahrgenommen, auch weil sie es nicht anders kennen. Wenn die Augenbewegungen weit ausschlagen, kann die Sehschärfe beeinträchtigt sein. Der Nystagmus wird mit einem Gendefekt vererbt. Häufig tritt er zusammen mit Albinismus auf, einer Erbkrankheit, bei der wenig oder kein Farbpigment gebildet wird – Haut und Haare sind weiß, Augen rosa oder blassgrau.
Ein erworbener Nystagmus tritt im Laufe des Lebens in Erscheinung. Er tritt häufig in Verbindung mit folgenden Erkrankungen auf:
Liegt die Ursache in einer Störung des Gehirns, ist von einem zentralen Nystagmus die Rede. Ist die Ursache außerhalb des Gehirns zu finden, zum Beispiel im Gleichgewichtsorgan, handelt es sich um einen peripheren Nystagmus. In einigen Fällen lässt sich keine Ursache für das unwillkürliche Augenzucken ausfindig machen.
Hauptsymptom des Nystagmus ist eine rhythmische, schnelle, nicht kontrollierbare Augenbewegung meist beider Augen. Am häufigsten ist die seitliche Augenbewegung von links nach rechts. Die Bewegung kann aber auch von oben nach unten oder im Kreis rotierend sein.
Beim angeborenen Nystagmus wird die Augenbewegung häufig nicht als störend wahrgenommen. Sie kann aber zu Sehstörungen an den Augen führen, die dauerhaft bestehen bleiben können.
Die Augenbewegungen beim erworbenen Nystagmus sind in der Regel ausgeprägter als beim angeborenen und stören Betroffene. Die Umgebung wird wackelnd wahrgenommen, eine Fixation ist nicht möglich. Weitere Symptome, die im Zusammenhang auftreten, sind:
Grundsätzlich sollte der Nystagmus immer von einem Augenarzt untersucht werden.
Der Augenarzt führt mit dem Patienten ein Untersuchungsgespräch, um die Symptome und möglichen Ursachen zu erfassen. Der Arzt untersucht die Augen genau und testet ihre Sehfähigkeit. Eine spezielle Untersuchung der Augenbewegung erfolgt mit Hilfe der sogenannten Frenzel-Brille (benannt nach dem Ohrenarzt Hermann Frenzel). Sie ermöglicht durch stark brechende Linsen eine genaue Beobachtung der Augenbewegung.
Bei der Elektronystagmographie wird mit Elektroden die Koordination der Augenbewegung bestimmt. Es folgen weitere Tests der Augenbewegung und des Nervensystems, Untersuchungen der Ohren und Laboruntersuchungen, um die Ursache für den Nystagmus herauszufinden.
Die Behandlung ist abhängig von der Art des Nystagmus. Für angeborenes Augenzittern gibt es keine Heilung. Zur Verbesserung von Sehstörungen werden Brillen mit Prismengläsern oder Kontaktlinsen verordnet. Manchmal kann damit nicht nur die Sehschärfe erhöht, sondern auch das Augenruckeln vermindert werden.
Um die Geschwindigkeit der Augenbewegung zu reduzieren, können verschiedene Medikamente wie Gabapentin helfen. Mit Augenmuskeloperationen lässt sich eine Verbesserung der Kopfschiefhaltung erreichen und das Sichtfeld optimieren.
Der erworbene Nystagmus kann von alleine verschwinden, wenn die auslösende Ursache erfolgreich behandelt werden kann. Wenn Alkohol- oder Drogenkonsum zu Nystagmus führen, können die Symptome bei Verzicht nachlassen.
Ein angeborener Nystagmus ist nicht heilbar. Einige Tipps helfen, die Symptome zu lindern und eine Verschlechterung der Sehschärfe zu verhindern:
Wenn die Ursache eines erworbenen Nystagmus behandelt werden kann, verschwindet das Augenzittern oft von selbst.
WebMD – Nystagmus: https://www.webmd.com/eye-health/nystagmus#1 (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
Universitätsklinikum Würzburg - Augenklinik – Augenzittern, Nystagmus: https://www.ukw.de/augenklinik/schwerpunkte/schielbehandlung-und-neuroophthalmologie/augenzittern/ (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
American Academy of Ophthalmology, Kierstan Boyd – What Is Nystagmus?: https://www.aao.org/eye-health/diseases/what-is-nystagmus (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
Ärzteblatt, Michael Strupp; Katharina Hüfner; Ruth Sandmann; Andreas Zwergal; Marianne Dieterich; Klaus Jahn; Thomas Brandt – Zentrale Augenbewegungsstörungen und Nystagmus: https://www.aerzteblatt.de/archiv/81460/Zentrale-Augenbewegungsstoerungen-und-Nystagmus (online, letzter Abruf: 25.02.2020)
aktualisiert am 25.02.2020