Die Kryochirurgie der Netzhaut, also die Anwendung von Kälte zur Ausbildung von Netzhautnarben, war bereits in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt. Doch dauerte es noch knapp weitere 80 Jahre, bis diese Erkenntnisse zur allgemeinen Anwendung kommen konnten. Erst die technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte schufen die Voraussetzung für den endgültigen Durchbruch der Kryopexie. Unter Kryoretinopexie oder Kryokoagulation versteht man die operative Wiederanheftung einer Netzhautablösung oder Behandlung eines Netzhautloches mithilfe einer Kältesonde.
Das Ziel der Kryoretinopexie und der Laserkoagulation ist das gleiche: Netzhaut und Untergrund sollen miteinander verschweißt werden, damit die Netzhaut nicht weiter reißen oder sich ablösen kann. In den meisten Fällen kann die Netzhaut mithilfe eines Lasers angeheftet werden, so dass ein Loch sich nicht ausweiten kann. Manchmal kommt die Laserbehandlung aber nicht in Frage: Gelasert werden kann, wenn die Lichtstrahlen punktgenau ins Auge eindringen können. Sind Hornhaut oder Linse getrübt oder verhindern zum Beispiel Einblutungen am Auge die klare Sicht, kann und darf nicht gelasert werden. Auch Netzhautlöcher oder -risse, die weit außen im Auge liegen, lassen sich besser mit einer Vereisung behandeln.
Für die Operation wird das Auge betäubt, gelegentlich wird der Eingriff auch unter Vollnarkose durchgeführt. Dann wird die Kryode, ein stabförmiges kleines Instrument, von außen an die zu behandelnde Stelle im Augapfel geführt. Mit einer Temperatur zwischen -70 und -80 Grad Celsius wird erreicht, dass sich die Netzhaut wieder an die Aderhaut anheftet und im Verlauf der folgenden Tage vernarbt. Die Behandlung dauert etwa 20 Minuten.
Die Behandlung mit Kälte ist nicht schmerzfrei und wird von Patienten häufig unangenehmer empfunden als die Laserbehandlung. Im Anschluss an den Eingriff kann es zu Nachblutungen oder Infektionen kommen. Die Sehfähigkeit in den Bereichen der Vernarbung kann nicht wiederhergestellt werden. Allerdings liegen die behandelten Areale meist weit im Außenbereich des Auges, sodass die Beeinträchtigung nicht wahrgenommen wird. Trotzdem kann es insgesamt zu einer Verschlechterung der Sehfähigkeit kommen. Auch der Augendruck kann sich durch den Eingriff erhöhen.
Häufig reicht eine einzige Behandlung nicht aus und das Verfahren muss mehrfach durchgeführt werden.
aktualisiert am 16.11.2023